Ich kam neulich [1936] in München, wo man gerade mit Tubaton und Paukenkrach eines der nun alltäglichen Feste feierte, in meinem gewohnten Quartier am Bahnhof nicht unter, ich fand Notquartier in der Altstadt gegenüber einem Schulhaus, in dem man jetzt, in den Ferien, einen wandernden Trupp der Hitlerjugend untergebracht hatte.
Ich sah einen dieser Buben, der eben seinen Tornister abgeworfen hatte, sich umsehn im leeren Klassenzimmer, ich beobachtete, wie sein Blick auf den über dem Katheder hängenden Kruzifixus fiel, wie mit einem Mal dieses junge und noch weiche Gesicht in Wut sich verzerrte und wie er das Symbol, dem die deutschen Dome und die tönenden Säulenhallen der Matthäuspassion geweiht sind, von der Wand riß und er es durchs Fenster auf die Straße warf …
Mit dem Ausruf „Da lieg, du Saujud!“
Ich sah einen dieser Buben, der eben seinen Tornister abgeworfen hatte, sich umsehn im leeren Klassenzimmer, ich beobachtete, wie sein Blick auf den über dem Katheder hängenden Kruzifixus fiel, wie mit einem Mal dieses junge und noch weiche Gesicht in Wut sich verzerrte und wie er das Symbol, dem die deutschen Dome und die tönenden Säulenhallen der Matthäuspassion geweiht sind, von der Wand riß und er es durchs Fenster auf die Straße warf …
Mit dem Ausruf „Da lieg, du Saujud!“
Friedrich Reck-Malleczewen
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