Andere Länder, andere Sorgen. Der französische Premierminister Fillon hat, wie ich höre, unlängst die Behörden seines Landes dazu aufgefordert, fürderhin ganz auf die Anrede „Mademoiselle“ zu verzichten und nur noch „Madame“ zu verwenden. Feministinnen, so heißt es, begrüßten diesen Schritt sehr.
Mich irritiert an diesem Vorgang nicht seine Belanglosigkeit und Dämlichkeit, sondern der Zeitpunkt. Ist es nicht schon seit langem so, dass Französinnen eher als „Madames“ denn als „Mademoiselles“ angesprochen werden möchten? (Während ledige, geschiedene, verwitwete oder unter Künstlerinnamen firmierende US-Amerikanerinnen, soweit ich das mitbekommen habe, das „Misss“ dem „Mrs“ vorziehen.)
Nun gut, wenn also schon gender mainstreaming, dann aber auch richtig. Dann sollte auch, um ein Beispiel von vielen möglichen herauszugreifen, Picassos berühmtes, als Meilenstein der modernen Malerei geltendes Gemälde „Les Demoiselles d’Avignon“ dringend umbenannt werden. Das geht schon in Ordnung, denn der Meister selbst soll den derzeit noch üblichen Titel, der auf den Kunstkritiker André Salmon zurückgehen dürfte, nicht gemocht und sogar abgelehnt haben. Ursprünglich sollte das Bild, so sagt man, „El Burdel de Aviñón“ heißen, nach einem Freudenhaus in einer barcelonischen Straße namens Carrer d’Avinyó, in deren Nähe der junge Pablo Ruiz Picasso gewohnt habe.
Wohlan denn, mit der Umbenennung des 1907 gemalten Bildes in „Les Madames d’Avignon“ würde 105 Jahre später den längst veränderten Verhältnissen angemessen Rechnung getragen. Nicht nur ist Prostitution ja immer schon das Grundmodell des Kapitalismus: größtmöglicher Profit in kürzestmöglicher Zeit bei kleinstmöglichem Aufwand. Mit der Umdeutung von Abhängigkeit und Ausbeutung in Autonomie starker Frauen wäre eine solche Umbenennung auch arbeitsmarktpolitisch hochaktuell.
Die Chefin eines Bordells, so meine ich es aus der französischen Literatur gelernt zu haben, wird üblicherweise Madame genannt, weshalb ihre Mitabeiterinnen wohl Mademoiselles heißen konnten. Diese nun selbst zu Madames umzustilisieren, also aus schlichten Huren wenigstens verbal Puffmütter zu machen, entspricht voll und ganz dem herrschenden Trend zur (Schein-)Selbständigkeit. Wohlgemerkt, in der Frage, wer zahlen darf und wer sich ficken lassen muss, bleibt sehr wohl alles wie bisher. Aber so ist das eben mit dem Feminismus im 21. Jahrhundert: Er hat alles erreicht, aber nichts Wesentliches verändert.
Mich irritiert an diesem Vorgang nicht seine Belanglosigkeit und Dämlichkeit, sondern der Zeitpunkt. Ist es nicht schon seit langem so, dass Französinnen eher als „Madames“ denn als „Mademoiselles“ angesprochen werden möchten? (Während ledige, geschiedene, verwitwete oder unter Künstlerinnamen firmierende US-Amerikanerinnen, soweit ich das mitbekommen habe, das „Misss“ dem „Mrs“ vorziehen.)
Nun gut, wenn also schon gender mainstreaming, dann aber auch richtig. Dann sollte auch, um ein Beispiel von vielen möglichen herauszugreifen, Picassos berühmtes, als Meilenstein der modernen Malerei geltendes Gemälde „Les Demoiselles d’Avignon“ dringend umbenannt werden. Das geht schon in Ordnung, denn der Meister selbst soll den derzeit noch üblichen Titel, der auf den Kunstkritiker André Salmon zurückgehen dürfte, nicht gemocht und sogar abgelehnt haben. Ursprünglich sollte das Bild, so sagt man, „El Burdel de Aviñón“ heißen, nach einem Freudenhaus in einer barcelonischen Straße namens Carrer d’Avinyó, in deren Nähe der junge Pablo Ruiz Picasso gewohnt habe.
Wohlan denn, mit der Umbenennung des 1907 gemalten Bildes in „Les Madames d’Avignon“ würde 105 Jahre später den längst veränderten Verhältnissen angemessen Rechnung getragen. Nicht nur ist Prostitution ja immer schon das Grundmodell des Kapitalismus: größtmöglicher Profit in kürzestmöglicher Zeit bei kleinstmöglichem Aufwand. Mit der Umdeutung von Abhängigkeit und Ausbeutung in Autonomie starker Frauen wäre eine solche Umbenennung auch arbeitsmarktpolitisch hochaktuell.
Die Chefin eines Bordells, so meine ich es aus der französischen Literatur gelernt zu haben, wird üblicherweise Madame genannt, weshalb ihre Mitabeiterinnen wohl Mademoiselles heißen konnten. Diese nun selbst zu Madames umzustilisieren, also aus schlichten Huren wenigstens verbal Puffmütter zu machen, entspricht voll und ganz dem herrschenden Trend zur (Schein-)Selbständigkeit. Wohlgemerkt, in der Frage, wer zahlen darf und wer sich ficken lassen muss, bleibt sehr wohl alles wie bisher. Aber so ist das eben mit dem Feminismus im 21. Jahrhundert: Er hat alles erreicht, aber nichts Wesentliches verändert.
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