Die Spanier sind schuld. Diese noch durch nichts bewiesene, im Gegenteil wohl sogar eher unwahrscheinliche Annahme kommt vielen entgegen: den deutschen Gemüsebauern, den deutschen Gemüsehändlern, den deutschen Gesundheitspolitikern und den deutschen Verbrauchern. In Deutschland glaubt man ja immer gern, dass andere schuld sind, am liebsten Ausländer. Deutsche hingegen machen ihrer Selbstwahrnehmung nach eigentlich immer alles richtig, außer selbstverständlich, sie machen etwas, das „typisch deutsch“ ist, das ist dann auch falsch.
Zwei Medienmeldungen trafen zuletzt auf einander. Erstens: Der Krankheitserreger Entero-Hämorraghisches Escherichium coli (EHEC), das für zahlreiche Erkrankungen vor allem im norddeutschen Raum und bereits mehrere Todesfälle verantwortlich gemacht wird, wurde auf aus Spanien importierten Salatgurken nachgewiesen. Zweitens: Ein spanischer Erzeuger und Exporteur von Gurken verweist auf eine ihm vorliegende E-Mail eines Großhändlers in Hamburg, wonach eine Palette mit 180 vollen Gurkenkisten vom Laster gekippt und zu Boden gefallen sei. (Wobei das Gemüse danach, so muss man sich hinzudenken, trotzdem ganz zwanglos weiterverkauft wurde.)
Diese doch recht plausible Darstellung aus Spanien lassen deutsche Medien selbstverständlich nicht gelten. Sie fahren sofort allerhand „Experten“ auf, die die spanische „These“ zurückweisen und für „sehr, sehr unwahrscheinlich“ erklären. Das kann ja auch gar nicht sein, dass nicht diese schmutzigen Ausländer schuld sind, sondern die Deutschen selbst. Dabei könnte einem doch schon der gesunde Menschenverstand sagen, dass es doch auch anderswo, nicht zuletzt in Spanien selbst, zu Erkrankungen hätte kommen müssen, wenn spanische Gurken, die doch nach ganz Europa exportiert werden, die alleinige Gefahrenquelle wären.
Die deutsche Unart, in überheblichster Manier bei anderen nach Fehlverhalten zu suchen, statt vor der eigenen Haustür zu kehren, passt so sehr zu den Klischees vom deutschen Nationalcharakter, dass man einmal mehr versucht ist, anzunehmen, es handle sich gar nicht um Klischees, sondern um unschöne Wahrheiten …
Jedenfalls ist das Gerede von spanischen Gurken so oder so ein Ablenkungsmanöver. Denn selbst wenn sich irgendwann herausstellen sollte, dass die Escherichia-coli-Bakterien ausschließlich in Spanien auf die Gurken oder auch auf anderes Gemüse gelangt sind, so ist doch etwas anderes, das die Erkrankungen und Todesfälle herbeigeführt hat.
Zwei Medienmeldungen trafen zuletzt auf einander. Erstens: Der Krankheitserreger Entero-Hämorraghisches Escherichium coli (EHEC), das für zahlreiche Erkrankungen vor allem im norddeutschen Raum und bereits mehrere Todesfälle verantwortlich gemacht wird, wurde auf aus Spanien importierten Salatgurken nachgewiesen. Zweitens: Ein spanischer Erzeuger und Exporteur von Gurken verweist auf eine ihm vorliegende E-Mail eines Großhändlers in Hamburg, wonach eine Palette mit 180 vollen Gurkenkisten vom Laster gekippt und zu Boden gefallen sei. (Wobei das Gemüse danach, so muss man sich hinzudenken, trotzdem ganz zwanglos weiterverkauft wurde.)
Diese doch recht plausible Darstellung aus Spanien lassen deutsche Medien selbstverständlich nicht gelten. Sie fahren sofort allerhand „Experten“ auf, die die spanische „These“ zurückweisen und für „sehr, sehr unwahrscheinlich“ erklären. Das kann ja auch gar nicht sein, dass nicht diese schmutzigen Ausländer schuld sind, sondern die Deutschen selbst. Dabei könnte einem doch schon der gesunde Menschenverstand sagen, dass es doch auch anderswo, nicht zuletzt in Spanien selbst, zu Erkrankungen hätte kommen müssen, wenn spanische Gurken, die doch nach ganz Europa exportiert werden, die alleinige Gefahrenquelle wären.
Die deutsche Unart, in überheblichster Manier bei anderen nach Fehlverhalten zu suchen, statt vor der eigenen Haustür zu kehren, passt so sehr zu den Klischees vom deutschen Nationalcharakter, dass man einmal mehr versucht ist, anzunehmen, es handle sich gar nicht um Klischees, sondern um unschöne Wahrheiten …
Jedenfalls ist das Gerede von spanischen Gurken so oder so ein Ablenkungsmanöver. Denn selbst wenn sich irgendwann herausstellen sollte, dass die Escherichia-coli-Bakterien ausschließlich in Spanien auf die Gurken oder auch auf anderes Gemüse gelangt sind, so ist doch etwas anderes, das die Erkrankungen und Todesfälle herbeigeführt hat.
Ach, wie peinlich ist es doch, dass in einem angeblich zivilisierten Land Gesundheitsbehörden und wissenschaftliche Institute die Bevölkerung erst dazu aufrufen müssen, Gemüse vor dem Verzehr und auch sich selbst die Hände zu waschen! Und das ausgerechnet in Deutschland, einem Land, das sich selbst so viel auf seine Sauberkeit und Ordnung zugute hält … (Nicht ganz zu Recht übrigens, wie jeder unvoreingenommene Besucher bemerken kann.)
Es gilt also: Hätten alle Leute die allereinfachsten Grundregeln der Hygiene beachtet, gäbe es, bakterielle Verunreinigung hin oder her, keine Erkrankungen und keines Todesfälle. Das ist nun aber der eigentliche Skandal, dass niemand darüber spricht, dass die Ursache nicht Bakterien, sondern der Umgang mit diesen ist. Dabei wäre das auch der Ansatzpunkt für eine Bekämpfung der derzeitigen EHEC-Hysterie, die den Medienmachern selbstredend gefällt, aber bei Erzeugern und Händlern von Gemüse, wie es heißt, zum Umsatzeinbußen führt: Man muss nur immer wieder darauf hinweisen, dass keine Gefahr besteht, wenn man sein Gemüse vor Zubereitung oder Verzehr gründlich wäscht und es auch an der eigenen Körperpflege nicht fehlen lässt.
Zusatz (28. Mai 2011) So macht man das. „Spiegel online“ knallt erst die Schlagzeile „Seuchengefahr: Spanien schließt zwei Großbetriebe“ hin — und gesteht im Text des Beitrages dann beiläufig ein, dass die spanischen Behörden in den Betrieben lediglich ein paar Proben entnommen haben. Von Schließung keine Rede. Es lebe die journalistische Redlichkeit!
Zusatz (29. Mai 2011) Wenn es in Deutschland regnet, werden in Österreich die Regenschirme aufgespannt. Das Bundesministerium für Gesundheit hat jetzt die Bevölkerung aufgefordert, die allfällig bei 33 österreichischen Bio-Gemüse-Händlern, die ihre Ware bei zwei deutschen Großhändlern bezogenen haben, eingekauften Gurken, Tomaten und Auberginen auf keinen Fall zu verzehren, sondern zu vernichten. An diesem hysterischen Akt ist mehreres interessant. Erstens handelt es sich bei den drei bisher bekannten Fällen von auf Grund einer EHEC-Infektion Erkrankten in Österreich um drei Deutsche. Dass es in Österreich selbst zu Infektionen gekommen sei, hat noch niemand behauptet. Zweitens sind die EHEC bisher meines Wissens nur auf spanischen Gurken nachgewiesen worden, nicht auf anderem Gemüse. Drittens ist ein Pauschalverdacht gegen spanisches Gemüse und deutsche Großhändler unsinnig. Ginge von diesen generell Gefahr aus, wäre Europa schon tot.
Zusatz (30. Mai 2011) Neun der zehn derzeit bekannten Todesfälle auf Grund von EHEC-Infektionen und in der Folge Hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) sind Frauen. Was schließen wird daraus? Frauen essen deutlich öfter Rohkost als Männer. Und waschen sich seltener die Hände. Männern kommt es also wohl zu gute, dass sie weniger vom Gesundheits- und Schlankheitswahn befallen sind. Und dass für gewöhnlich sie die Drecksarbeit machen müssen, weshalb sie sich auch öfter die Hände waschen.
Zusatz (31. Mai 2011) Ein Satz mit X: Das wahr wohl nix. Die bösen EHEC-Tierlein auf den berüchtigten vier spanischen Gurken sind defintiv nicht die Verursacher der ihnen bis heute in deutschen Medien gerne angelasteten Infektionen, Erkrankungen und Todesfälle, das gilt nun als wissenschaftlich erwiesen. Und, entschuldigt sich jetzt jemand bei den Spaniern? Fehlanzeige. Im Gegenteil, Bundesministerin Aigner glaubt wie immer, alles richtig gemacht zu haben, und Hamburgs Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks hat sogar die Chuzpe, verlauten zu lassen: „Also als spanische Agrarministerin würde ich schon jetzt der Frage nachgehen, wie kommen Ehec-Erreger auf spanische Gurken.“ Erstens, liebe Dame, mögen die Spanier manche Macken haben, aber so dämlich, so etwas wie Sie zur Gesundheitsministerin zu machen, sind sie ganz sicher nicht. Zweitens sollten die hanseatische Herrenmenschin und ihre Gesinnungsgenossinnen beiderlei Geschlechts mal ihre Überlegenheitsgefühl ablegen und sich klar machen, dass Norddeutschland ein Seuchenherd ist, der mittlerweile ganz Europa bedroht. Die Seuche kam nicht nach Deutschland, sie geht von Deutschland aus! An den spanischen EHEC ist keiner gestorben. Deutschland hingegen exportiert derzeit Todesfälle.* Und keiner macht was. Schließt die Grenzen! Wascht euch! Esst nur saubere Lebensmittel!
(*Auch wenn Wortspiele angesichts der bisher 15 Toten geschmacklos scheinen mögen, hier eine Celan-Paraphrase: Der Tod ist ein Exportweltmeister aus Deutschland.)
Zusatz (Oktober 2011) Zweimal in der Woche kontrolliert (wie ich dem ARD-Text entnehme) mein Lieblingsfernsehkoch Vincent Klink die Hände seiner Angestellten in seinem Restaurant „Wielandshöhe“ in Stuttgart. Die Hände müssten sauber sein und die Fingernägel geschnitten, aus Gründen der Hygiene. „Das ist einfach logisch. Mein Vater war Tierarzt und gelernter Bakteriologe und hat mir das beigebracht. Dieses ganze EHEC hätte es nie gegeben, wenn alle die Fingernägel geschnitten hätten!“
Das macht Sinn, finde ich. Und es bestätigt eigentlich den Verdacht, dass die EHEC-Krise — wie ich mir bereits oben am 30. Mai anzudeuten erlaubt habe — in erster Linie Frauensache war. Nicht nur, weil Frauen mit ihrem Hang zum dauernden Eincremen der Hände den Kleinstlebewesen ideale Lebensumstände bereiten, sondern auch, weil es eher Frauen als Männer sind, die lange, womöglich noch „dekorierte“ Fingernägel tragen. Wer schön sein will, muss leiden, gewiss; und wenn sich Frauen in Folge ihres unsauberen Selbstbehübschungswahns die Seele aus dem Leib scheißen, ist das ihre Sache. Leider hat ihr Verhalten aber auch Wirkungen auf andere Menschen, und wie käme man als Restaurantgast dazu, am Salat zu krepieren, weil sich die Kaltmamsell nicht die Pfoten gewaschen oder Krankheitserreger mit ihren Kunststoffkrallen übertragen hat?
Es gilt also: Hätten alle Leute die allereinfachsten Grundregeln der Hygiene beachtet, gäbe es, bakterielle Verunreinigung hin oder her, keine Erkrankungen und keines Todesfälle. Das ist nun aber der eigentliche Skandal, dass niemand darüber spricht, dass die Ursache nicht Bakterien, sondern der Umgang mit diesen ist. Dabei wäre das auch der Ansatzpunkt für eine Bekämpfung der derzeitigen EHEC-Hysterie, die den Medienmachern selbstredend gefällt, aber bei Erzeugern und Händlern von Gemüse, wie es heißt, zum Umsatzeinbußen führt: Man muss nur immer wieder darauf hinweisen, dass keine Gefahr besteht, wenn man sein Gemüse vor Zubereitung oder Verzehr gründlich wäscht und es auch an der eigenen Körperpflege nicht fehlen lässt.
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Zusatz (28. Mai 2011) So macht man das. „Spiegel online“ knallt erst die Schlagzeile „Seuchengefahr: Spanien schließt zwei Großbetriebe“ hin — und gesteht im Text des Beitrages dann beiläufig ein, dass die spanischen Behörden in den Betrieben lediglich ein paar Proben entnommen haben. Von Schließung keine Rede. Es lebe die journalistische Redlichkeit!
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Zusatz (29. Mai 2011) Wenn es in Deutschland regnet, werden in Österreich die Regenschirme aufgespannt. Das Bundesministerium für Gesundheit hat jetzt die Bevölkerung aufgefordert, die allfällig bei 33 österreichischen Bio-Gemüse-Händlern, die ihre Ware bei zwei deutschen Großhändlern bezogenen haben, eingekauften Gurken, Tomaten und Auberginen auf keinen Fall zu verzehren, sondern zu vernichten. An diesem hysterischen Akt ist mehreres interessant. Erstens handelt es sich bei den drei bisher bekannten Fällen von auf Grund einer EHEC-Infektion Erkrankten in Österreich um drei Deutsche. Dass es in Österreich selbst zu Infektionen gekommen sei, hat noch niemand behauptet. Zweitens sind die EHEC bisher meines Wissens nur auf spanischen Gurken nachgewiesen worden, nicht auf anderem Gemüse. Drittens ist ein Pauschalverdacht gegen spanisches Gemüse und deutsche Großhändler unsinnig. Ginge von diesen generell Gefahr aus, wäre Europa schon tot.
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Zusatz (30. Mai 2011) Neun der zehn derzeit bekannten Todesfälle auf Grund von EHEC-Infektionen und in der Folge Hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) sind Frauen. Was schließen wird daraus? Frauen essen deutlich öfter Rohkost als Männer. Und waschen sich seltener die Hände. Männern kommt es also wohl zu gute, dass sie weniger vom Gesundheits- und Schlankheitswahn befallen sind. Und dass für gewöhnlich sie die Drecksarbeit machen müssen, weshalb sie sich auch öfter die Hände waschen.
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Zusatz (31. Mai 2011) Ein Satz mit X: Das wahr wohl nix. Die bösen EHEC-Tierlein auf den berüchtigten vier spanischen Gurken sind defintiv nicht die Verursacher der ihnen bis heute in deutschen Medien gerne angelasteten Infektionen, Erkrankungen und Todesfälle, das gilt nun als wissenschaftlich erwiesen. Und, entschuldigt sich jetzt jemand bei den Spaniern? Fehlanzeige. Im Gegenteil, Bundesministerin Aigner glaubt wie immer, alles richtig gemacht zu haben, und Hamburgs Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks hat sogar die Chuzpe, verlauten zu lassen: „Also als spanische Agrarministerin würde ich schon jetzt der Frage nachgehen, wie kommen Ehec-Erreger auf spanische Gurken.“ Erstens, liebe Dame, mögen die Spanier manche Macken haben, aber so dämlich, so etwas wie Sie zur Gesundheitsministerin zu machen, sind sie ganz sicher nicht. Zweitens sollten die hanseatische Herrenmenschin und ihre Gesinnungsgenossinnen beiderlei Geschlechts mal ihre Überlegenheitsgefühl ablegen und sich klar machen, dass Norddeutschland ein Seuchenherd ist, der mittlerweile ganz Europa bedroht. Die Seuche kam nicht nach Deutschland, sie geht von Deutschland aus! An den spanischen EHEC ist keiner gestorben. Deutschland hingegen exportiert derzeit Todesfälle.* Und keiner macht was. Schließt die Grenzen! Wascht euch! Esst nur saubere Lebensmittel!
(*Auch wenn Wortspiele angesichts der bisher 15 Toten geschmacklos scheinen mögen, hier eine Celan-Paraphrase: Der Tod ist ein Exportweltmeister aus Deutschland.)
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Zusatz (Oktober 2011) Zweimal in der Woche kontrolliert (wie ich dem ARD-Text entnehme) mein Lieblingsfernsehkoch Vincent Klink die Hände seiner Angestellten in seinem Restaurant „Wielandshöhe“ in Stuttgart. Die Hände müssten sauber sein und die Fingernägel geschnitten, aus Gründen der Hygiene. „Das ist einfach logisch. Mein Vater war Tierarzt und gelernter Bakteriologe und hat mir das beigebracht. Dieses ganze EHEC hätte es nie gegeben, wenn alle die Fingernägel geschnitten hätten!“
Das macht Sinn, finde ich. Und es bestätigt eigentlich den Verdacht, dass die EHEC-Krise — wie ich mir bereits oben am 30. Mai anzudeuten erlaubt habe — in erster Linie Frauensache war. Nicht nur, weil Frauen mit ihrem Hang zum dauernden Eincremen der Hände den Kleinstlebewesen ideale Lebensumstände bereiten, sondern auch, weil es eher Frauen als Männer sind, die lange, womöglich noch „dekorierte“ Fingernägel tragen. Wer schön sein will, muss leiden, gewiss; und wenn sich Frauen in Folge ihres unsauberen Selbstbehübschungswahns die Seele aus dem Leib scheißen, ist das ihre Sache. Leider hat ihr Verhalten aber auch Wirkungen auf andere Menschen, und wie käme man als Restaurantgast dazu, am Salat zu krepieren, weil sich die Kaltmamsell nicht die Pfoten gewaschen oder Krankheitserreger mit ihren Kunststoffkrallen übertragen hat?
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