„Das einzig Schöne an dieser Gegenwart ist, dass wir nicht alleine sind mit dem Gefühl, wir wüssten nicht, was wir tun sollen. Alle, die das Gegenteil behaupten, lügen.“
Es gibt so Sätze, die mich verzweifeln lassen. Das sind zum Beispiel welche.* Einmal abgesehen von der sprachlichen Misslungenheit ― soll sich der Vorwurf des Lügens wirklich, wie er dasteht, auf die mögliche Behauptung beziehen, dass das einzige Schöne nicht das Gefühl gemeinsamen Unwissens sei, oder nicht doch auf die Behauptung, etwas zu wissen? ― finde ich auch das, was sich darin an unethischer Denkweise ausdrückt, sehr traurig.
Ich kann nicht nachvollziehen, dass das Gefühl, nicht zu wissen, was man tun soll, etwas Schönes ist, gar das einzig Schöne ist, ob man sich nun alleine glaubt mit diesem Gefühl oder in Gemeinschaft (mit einem unbestimmten Wir). Ich verstehe nicht einmal, was das mit einem Gefühl zu tun haben soll. Ich weiß doch entweder, was ich tun soll oder ich weiß es nicht. Aus dem Wissen mögen Gefühle erwachsen (ich freue mich, bin ängstlich oder dergleichen), aber das Wissen selbst ist doch kein Gefühl.
Es sei denn, es geht gar nicht um Wissen, sondern um „gefühltes Wissen“, das ja wohl aber das Gegenteil von Wissen ist. In diesem Fall geht es erstaunlicherweise um gefühltes Unwissen, dass dann also das Gegenteil von tatsächlichem Unwissen ist: Ich weiß eigentlich, was ich tun soll, aber ich fühle mich so wohl dabei, so zu tun, als wüsste ich es nicht …
Das also, und dass andere sich auch so verhalten, ist etwas Schönes? Ist es nicht vielmehr etwas Unvernünftiges, Unverantwortliches, Unbefürwortbares?
Dass Menschen, die es besser wissen (könnten), so tun, als könnten sie richtig und falsch nicht unterscheiden, ist die beste Voraussetzung für Unrecht. Hm, könnte ja sein, dass das falsch ist, was ich tue, aber ich ich will das gar nicht wissen, ich fühle mich besser dabei, wenn ich nicht weiß, ob es falsch oder richtig ist. Das erlaubt mir jedes Fehlverhalten, jedes Verbrechen. Oder zumindest jedes Mitmachen im Weitermachen, wo Falsches getan wird.
Könnte sein, dass der Verbrauch fossiler Brennstoffe zur Umweltzerstörung beiträgt, aber zum Glück sagen manche so, manche so, da kann ich einfach weiter Autofahren, mit dem guten Gefühl, nicht zu wissen, was da richtig oder falsch ist. Mit dem allerbesten Gefühl sogar, denn andere haben es auch.
Das Glücksgefühl, mit anderen zusammen das eigene Unwissen als Ausrede zu haben, ist ein besonders ekelhafter Konformismus. Ja, es gibt Situationen, in denen man nicht weiß, was man tun oder lassen soll. Meistens aber sagt einem das Gewissen, was richtig ist. Es sei denn natürlich, man hat sich das Hören aufs Gewissen systematisch abtrainiert. Etwa, indem man die Lust an der eigenen Unentschiedenheit zum Lebensgefühl stilisiert, zum einzig wahren sogar. Die anderen genießen es ja auch!
Damit wird Unwahrhaftigkeit zum Prinzip. Und wenn die eigene Verlogenheit auf solche trifft, die immer noch meinen, es sei erstrebenswert, richtig und falsch unterscheiden zu können, und es sei auch tatsächlich, jedenfalls gelegentlich, möglich, zu wissen, was zu tun und was zu lassen ist, diese rückständigen Störenfriede sind dann eben ihrerseits Lügner. Sie können nichts anderes sein, denn wer nicht das schöne Gefühl kollektiven moralischen Unwissens teilen will, der heuchelt doch bloß, denn in Wahrheit wollen wir alle das Falsche, aber nichts davon wissen.
Was für ein teuflischer Unsinn
Das also, und dass andere sich auch so verhalten, ist etwas Schönes? Ist es nicht vielmehr etwas Unvernünftiges, Unverantwortliches, Unbefürwortbares?
Dass Menschen, die es besser wissen (könnten), so tun, als könnten sie richtig und falsch nicht unterscheiden, ist die beste Voraussetzung für Unrecht. Hm, könnte ja sein, dass das falsch ist, was ich tue, aber ich ich will das gar nicht wissen, ich fühle mich besser dabei, wenn ich nicht weiß, ob es falsch oder richtig ist. Das erlaubt mir jedes Fehlverhalten, jedes Verbrechen. Oder zumindest jedes Mitmachen im Weitermachen, wo Falsches getan wird.
Könnte sein, dass der Verbrauch fossiler Brennstoffe zur Umweltzerstörung beiträgt, aber zum Glück sagen manche so, manche so, da kann ich einfach weiter Autofahren, mit dem guten Gefühl, nicht zu wissen, was da richtig oder falsch ist. Mit dem allerbesten Gefühl sogar, denn andere haben es auch.
Das Glücksgefühl, mit anderen zusammen das eigene Unwissen als Ausrede zu haben, ist ein besonders ekelhafter Konformismus. Ja, es gibt Situationen, in denen man nicht weiß, was man tun oder lassen soll. Meistens aber sagt einem das Gewissen, was richtig ist. Es sei denn natürlich, man hat sich das Hören aufs Gewissen systematisch abtrainiert. Etwa, indem man die Lust an der eigenen Unentschiedenheit zum Lebensgefühl stilisiert, zum einzig wahren sogar. Die anderen genießen es ja auch!
Damit wird Unwahrhaftigkeit zum Prinzip. Und wenn die eigene Verlogenheit auf solche trifft, die immer noch meinen, es sei erstrebenswert, richtig und falsch unterscheiden zu können, und es sei auch tatsächlich, jedenfalls gelegentlich, möglich, zu wissen, was zu tun und was zu lassen ist, diese rückständigen Störenfriede sind dann eben ihrerseits Lügner. Sie können nichts anderes sein, denn wer nicht das schöne Gefühl kollektiven moralischen Unwissens teilen will, der heuchelt doch bloß, denn in Wahrheit wollen wir alle das Falsche, aber nichts davon wissen.
Was für ein teuflischer Unsinn
* Ein Fundstück aus einem sozialen Netzwerk.
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