Die Wut der Politiker und ihres journalistischen Trosses gegen die „marodierenden Banden“ erklärt sich mir aus dem Neid auf den Lustgewinn bei der karnevalistischen Sachbeschädigung. Neonazis, die Flüchtlingsunterkünfte anzünden, sind einfach nur jämmerlich, mit denen mag man sich nicht identifizieren (auch wenn ihre Taten nur Effekte der eigenen Politik der rassistischen Abschottung sind). Randalierende Jugendliche hingegen, die sich nicht Schwächere, sondern die verkörperte Staatsmacht zum Gegner wählen und die die Grundlage des bürgerlichen Staates, das Eigentum, brutal missachten — die umweht ein Hauch von apokalyptischer Befreiung. Eben nicht nur für die Sympathisanten daheim auf der Couch und im Netz. Sondern gerade auch für die, die sie darum hassen. Die ganze Härte des Gesetzes soll jene treffen, die mehr Spaß haben als man selbst und die fremde Götter anbeten. Nur so kann man das gute Gewissen davor bewahren, heimlich Räuschen entgegenzufiebern, die den Gang der Geschäfte verwirren könnten. Gewalt (wenigstens im Wort) gegen Gegengewalt, das ersetzt dem staatstragenden Bürger die dionysische Erfahrung. Auch nichts Neues.
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