Verschwörungstheorien
sind bekanntlich am schönsten, wenn man irgendwie die katholische
Kirche einbauen kann. Während also derzeit die Spekulationen ins Kraut
schießen, warum Laurent Stefanini sein Amt als Botschafter der
französischen Republik noch nicht angetreten hat, hier zwischendurch ein
entscheidender begrifflicher Hinweis: Es gibt keinen einzigen
Botschafter „im Vatikan“. Dort wäre für all die Diplomaten der Staaten,
die beim Papst vertreten sein wollen, auch gar kein Platz. Was es gibt,
sind Vertreter „beim Heiligen Stuhl“. Der Heilige Stuhl, dass ist der
Papst selbst, als eigenständiges Völkerrechtssubjekt. Also das Oberhaupt
der katholischen Kirche mit ihren eineinviertel Milliarden Mitgliedern,
nicht irgendein „Zwergstaat“ (wie z.B. queer.de schreibt).
Das
wäre das. Und was die Behauptung angeht, Stefanini (der bereits 2001-05
der französischen Botschaft beim Hl. Stuhl angehörte) werde „vom
Vatikan“ nicht akzeptiert, weil er schwul sei, so halte ich das für
ziemlich unwahrscheinlich. Gemäß dem Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen sondiert der entsendende Staat vor
der Ernennung eines Botschafters, ob dieser dem Empfängerstaat genehm
ist oder nicht. Da Stefanini (wenn die Meldungen stimmen) bereits
ernannt ist (und nicht bloß in vertraulicher Form vorgeschlagen), kann
das päpstliche Einverständnis eigentlich vorausgesetzt werden. Warum
auch sollte Präsident Hollande den Papst mit einer persona non grata
brüskieren, wenn er doch Stefanini, der als Spezialist für ökologische
Themen gilt, gerade deshalb ausgewählt haben soll, um den
Schulterschluss mit dem Heiligen Stuhl etwa beim Pariser Klimagipfel im
Dezember 2015 zu suchen?
Tatsache
ist, dass Stefanini derzeit noch einen anderen Job hat, er ist
Protokollchef im französischen Außenministerium. Sein Amtsantritt in Rom
ist für Juli vorgesehen. Bis dahin ist also noch Zeit genug, wild darüber zu spekulieren,
warum er nicht schon im April oder Mai im Vatikan (hier passt das Wort
ausnahmsweise einmal, weil der Gebäudekomplex gemeint ist …) vorstellig
wird. Das kann doch nur an der wohlbekannten Homophobie der katholischen
Kirche liegen!
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