„Sono gay, tutti mi prendono in giro.“ (Ich bin schwul, alle verspotten mich.) Und: „Sono omosessuale, nessuno capisce il mio dramma e non so come farlo accettare alla mia famiglia.“ (Ich bin homosexuell, niemand versteht, was ich durchmache, und ich weiß nicht, wie ich es meiner Familie beibringen soll.) Das waren in der Nacht vom 8. auf den 9. August die letzten Notizen eines vierzehnjährigen Jungen in Rom. Dann fügte er sich Schnittwunden an Armen und in der Leistengegend zu, stieg um zwei Uhr nachts auf die Dachterrasse seines Wohnhauses und stützte sich von dort auf die Straße hinunter zu Tode.
Wer so etwas hört und nicht erschüttert ist, hat kein Herz. Wer so etwas hört und nicht wütend wird, hat keinen Verstand.
Wie allein gelassen muss der Junge gewesen sein, wie schwach sein Selbstbewusstsein, wie übermächtig seine Selbstverachtung, wie verantwortungslos seine Umgebung! Als Erwachsener weiß man — hoffentlich! —, dass die Verzweiflung des Jungen übertrieben war, weil er irrte, als er meinte, niemand verstehe ihn, niemand wolle ihm beistehen, niemand ihn beschützen. Jemand hätte ihm sagen können, dass es viele gibt, denen es geht wie ihm, dass keine Hänselei es wert ist, sich umzubringen, dass das ganze Leben und die Liebe noch auf ihn wartet, dass man auf das Gerede der anderen, so schmerzlich, so demütigend es ist, nichts geben darf, dass man ihnen ihren miesen Triumph nicht gönnen darf und dass es besser ist, ein stolzer Ausgeschlossener zu sein als ein bedauerter Toter.
Niemand hat es ihm gesagt. Niemand war für ihn da. Wir stehen in seiner Schuld. Möge seine arme Seele in Frieden ruhen.
Dass man bei einem solchen Selbstmord mit Trauer und Wut reagiert, ist, wie gesagt, selbstverständlich. Leider scheint es in unserer verkommen Welt auch schon geradezu selbstverständlich zu sein, dass bestimmte Leute sofort die Gelegenheit nutzen wollen, an dem erschreckenden Ereignis ihr abgestandenes ideologisches Süppchen aufzuwärmen. Identitätspolitischer Irrsinn schlägt einmal mehr erbarmungslos zu, denn unvermeidlicherweise hat der tragische Tod eines Vierzehnjährigen, der sich als schwul bezeichnet, auch die Berufslesbenundschwulen auf den Plan gerufen, die es immer schon gewusst haben und die sagen, was sie immer sagen: Der Staat muss her!
„Subito legge“ (ein Gesetz, aber sofort), fordern italienischen Medien zufolge einschlägige Vereinigungen. „Im italienischen Rechtssystem gibt es keinen Schutz vor Hassreden aufgrund der sexuellen Orientierung bzw. geschlechtlichen Identität“, klagt auf Deutsch thinkoutsideyourbox.net. Ja klar, solche Rechtsvorschriften hätten dem ragazzino echt geholfen! Dann wäre die Polizei einfach in die Schule gekommen und hätte alle Mitschüler und Mitschülerinnen verhaftet, die über Homosexuelle witzeln. Man fühlt sich als schwuler Jugendlicher doch erst so richtig akzeptiert, wenn endlich alle anderen im Knast sind.
Selbstverständlich kann und soll man über ein gesetzlich verankertes Diskriminierungsverbot reden, das vor Benachteiligung auf Grund von (manifester oder unterstellter) sexueller Orientierung schützt. Im Berufsleben oder bei der Wohnungssuche zum Beispiel. Hier sind Verbote sinnvoll, weil sie wirksam angewandt werden können. Aber was sollen Gesetze gegen „Hassreden“ anderes bringen außer systematischer Unehrlichkeit und einer Verlagerung der trotzdem stattfindenden Abwertung hinter einen Schirm von verbaler politischer Korrektheit? Wie will man solche Gesetze unter Kindern und Jugendlichen überhaupt durchsetzen? Wie zwischen Eltern und Kindern? Hätte der Vierzehnjährige, statt sich umzubringen, seine Familie und seine Altersgenossen anzeigen sollen?
„L’omofobia può uccidere“ (Homophobie kann töten), heißt es. Gewiss, Homophobie ist eine üble Sache. Aber worin besteht sie eigentlich? Handelt es sich um ein individuelles psychisches Problem oder um soziokulturelle Normen? Ist das eine wie das andere durch Gesetze steuerbar? Oder sind nicht im Gegenteil Gesetze nicht zuletzt Ausdruck einer bestimmten Moralisierungskultur? Wenn in einer Gesellschaft Homosexualität überwiegend abgewertet wird, können Paragraphen daran etwas ändern? Müsste man nicht zu Grunde liegende Einstellungen zu verändern versuchen, statt diese zu belassen, wie sie sind, und bloß darauf zu bauen, ausgerechnet der Staat, dieser Inbegriff von Schlamperei, Korruption und Willkür, werde schon für Recht und Ordnung sorgen?
Wie bequem im Übrigen, dass in Sachen „Homophobie“ die römisch-katholische Kirche immer zur Verfügung steht, nicht nur, aber besonders in Italien. Die Berufslesbenundschwulen hassen den Katholizismus, weil der ihre ideologischen Prämissen nicht teilt. Also ist die Kirche schuld, wenn sich Jugendliche umbringen, weil sie als Schwule verhöhnt werden. Schließlich haben die Pfaffen, das weiß doch jeder, gerade in Italien immer noch das Sagen. Ihre rückständige Sexualmoral behindert die ungehinderte Entfaltung natürlicher Sexualitäten. Tolle Logik. Hat nur nichts mit der Realität zu tun. Denn da die katholische Kirche bekanntlich nicht nur homosexuelle Handlungen ablehnt, sondern jede sexuelle Betätigung vor und außerhalb der Ehe, Selbstbefriedigung einbegriffen, müssten sich im Grunde fast alle unter dem Joch des Glaubens ächzenden Teenager umbringen, wenn ihnen ihre Sünden denn so zu Herzen gingen; blöd nur, dass die Katholiken auch noch gegen Suizid voreingenommen sind. In der wirklichen Welt wird man ja aber, wenn man gegen die kirchlichen Normen des Sexualverhaltens verstößt, von zeitgenössischen Mitjugendlichen in aller Regel nicht gemobbt und von der eigenen Familie für gewöhnlich nicht verstoßen, sondern ganz im Gegenteil eher für normal gehalten. Außerdem dürfte es, wenn bloß der Katholizismus an allem schuld wäre, in protestantisch-atheistisch geprägten Gesellschaften keine Selbstmorde von Jugendlichen geben, die sich als Schwule verfolgt fühlen. Die gibt es aber, siehe USA. Nein, die „Homophobie“ der italienischen Gesellschaft geht nicht von der katholischen Kirche aus, sie findet in dieser bloß ihren Widerhall.
Überhaupt: Von „Homophobie“ zu reden, dreht die Sache so, als ob ein Teil einer Mehrheit eine bestimmte Minderheit missachtete. Dem könne und müsse man durch strafbewehrte Aufklärung beikommen. In Wahrheit ist es freilich so, dass jene „Minderheit“ überhaupt nur existiert, weil es eine Mehrheit gibt, von der sie unterschieden wird. Es würde also völlig genügen, statt von Homophobie von Heterosexualität zu reden. Deren Existenz hängt davon ab, dass Homosexuelles aus der Mehrheit ausgeschlossen und in eine Minderheit ausgelagert wird. Heterosexuelle sind heterosexuell, weil sie nicht homosexuell sind, und sie sind deshalb nicht homosexuell, weil ausschließlich Homosexuelle homosexuell sind.
In einer freien Gesellschaft wäre es egal, welche sexuelle Präferenz jemad hat. In einer unfreien Gesellschaft wird Homosexualität zu Gunsten von Heterosexualität unterdrückt. In einer liberalen Gesellschaft nimmt diese Unterdrückung die Form eines begrifflichen und stilistischen Ghettos für „Homosexuelle“ an.
Statt aber die kulturelle und institutionelle Hegemonie der Heterosexualität zu attackieren, fordern Berufslesbenundschwule also einmal mehr, was sie immer fordern: Sonderschutzbestimmungen für Homosexuelle. Nicht gleiche Rechte für alle wollen sie, sondern Artenschutz für bestimmte Abweichler. Das lenkt wunderbar davon ab, dass die einschlägigen Vereinigungen, deren Vertreter jetzt große Reden schwingen, offensichtlich völlig versagt haben, wenn sie mit ihren Angeboten zu Beratung und Hilfe gerade jene Jugendlichen nicht erreichen, die selbstmordgefährdet sind.
Noch unappetitlicher werden die identitätsterroristischen Machenschaften der Berufslesbenundschwulen, wenn sie vom Thema Homophobie kaltschnäutzig zu ihrem eigentlichen Lieblingsthema ablenken, zur „Homo-Ehe“. Wie absolut unerträglich, nicht wahr, dass im so furchtbar katholischen Italien Schwule immer noch keine Schwulen und Lesben immer noch keine Lesben heiraten dürfen. Das ist nämlich genau das Problem, dass Vierzehnjährige umtreibt, die von ihren Altersgenossen gehänselt und gequält, von ihren Familien nicht unterstützt und womöglich sogar noch weiter heruntergemacht und bedrängt werden. Dass sie als Männer keine Männer und als Frauen keine Frauen heiraten dürfen, ist ganz sicher der Grund, warum Jugendliche sich umbringen.
Wäre es anders, hätte endlich auch Italien seine „Homo-Ehe“, dann würde selbstverständlich niemand mehr als Schwuler beleidigt und ausgegrenzt, sondern die potenziellen Peiniger würden sagen: Toll, das du schwul bist, und weil du, wenn du groß bist, heiraten darfst, sind wir jetzt schon ganz furchtbar nett zu dir und haben dich lieb.
In welchem Paralleluniversum leben die Berufslesbenundschwulen eigentlich, wenn sie im Ernst glauben, die „Homo-Ehe“ sei ein Instrument zur Reduzierung von „Homophobie“? Dass das Gegenteil der Fall ist, kann man in Frankreich sehen. Umgekehrt wird ja wohl eher ein Schuh daraus: Wenn der Anpassungswunsch der Homospießer mit dem Wunsch der Heterospießer, Abweichungen zum Verschwinden zu bringen und alles im Normalitätsterror zu ersticken, zusammenfällt, wird die Verrechtlichung auch nichtheterosexuelle Erwerbs- und Lebensgemeinschaften hoffähig. In einem gesellschaftlichen Klima, in dem die Ausgrenzung von Homosexualität so perfekt scheint, dass sie nur noch Homosexuelle betrifft, ist auch die „Homo-Ehe“ kein Problem mehr. Warum sollen die Homos denn nicht heiraten dürfen, solange sie es endlich nur untereinander tun? Dann haben die Heteros schließlich ihre Ruhe.
Der römische Junge, der sich zu Tode stützte, wurde gepiesackt oder erlebt es zumindest so. Wofür und wie genau, weiß man nicht. Seine Freunde, so heißt es, hätten nichts mitbekommen. Was hätten sie mitbekommen können? Er sei „schwul“, er sei „homosexuell“, sagte er in seinen Aufzeichnungen. (Und übrigens nicht, wie es unter anderem bei queer.de übersetzt wird „ein Homosexueller“.) Was genau meinte er damit? Was genau war es, das die, von denen er sich in die Enge gedrängt fühlte, zum Ansatzpunkt ihres Spotts und Hohns gemacht haben können?
Es gab Zeiten — ich weiß es, ich war dabei —, da konnte man als Vierzehnjähriger, wenn man nicht völlig unvorsichtig war, mehr oder minder ungestört seine inneren und äußeren Erfahrungen machen, ohne Gefühle und Handlungen klassifizieren und sich selbst eine Identität zuschreiben zu müssen. Seither hat sich allerdings viel verändert.
„Macht euer Schwulsein öffentlich!“, war einmal als emanzipatorischer Slogan gedacht, unwürdiges Versteckspielen sollte beendet und die Gesellschaft mit ihrem Verdrängten und Unterdrückten konfrontiert werden. Davon kann längst keine Rede mehr sein. Der Einzelne mag sein coming out als etwas Befreiendes erleben, für die Gesellschaft als Ganzes ist die Existenz von Homosexuellen längst keine Infragestellung mehr. Im Gegenteil. Nachdem es gelungen ist, Homosexualität als das Homosexuellsein der Homosexuellen aus dem Leben der Nichthomosexuellen hinauszudefinieren, besteht geradezu ein gesellschaftspolitischer Bedarf an einer eingrenzbaren „homosexuellen Identität“. Denn die Eingrenzung funktioniert, ob ihre Betreiber das bewusst wollen oder nicht, als Beschränkung.
Sexualwissenschaftliche Studien haben für die letzten Jahrzehnte einen massiven Rückgang gleichgeschlechtlicher erotischer Erfahrungen bei Jugendlichen festgestellt, was sich wohl nur so erklären lässt, dass es gerade die Permissivität ist, die der Homosexualität im Wege steht. Okay, lautet die unausgesprochene Norm, du darfst dich homosexuell betätigen, aber dann steh auch dazu zu und erkläre, dass du homosexuell bist. Anders gesagt, seit es eine anerkannte homosexuelle Identität gibt, der sich unterordnen zu müssen ständig als Drohung im Raum steht, ist es für viele Jungendliche undenkbar geworden, gleichgeschlechtliche Gefühle zuzulassen und gleichgeschlechtliche Handlungen auszuprobieren. Wer will schon mit seinem Kumpel ein bisschen rummachen, wenn ihm dafür lebenslanges Schwulsein droht?
Berufslesbenundschwule glauben und möchten glauben machen, das zu Grunde liegende Problem sei die negative Wertung von Homosexualität. Das aber stimmt allenfalls in repressiven Gesellschaften. In permissiven ist nicht so sehr die Bewertung das Problem, sondern dass es vorgefertigte Muster dafür gibt, was es heißt, schwul zu sein, und dass Handlungen nicht einfach Handlungen und Empfindungen nicht einfach Empfindungen sein dürfen, sondern verstanden werden müssen als Symptome einer inneren Wahrheit, die es an den Tag zu bringen gilt. Jeder weiß oder glaubt zu wissen, wie Schwule sind, wie sie reden, wie sie sich anziehen, wie sie sich bewegen, welche Musik sie hören usw. usf. Wie viele solcher Indizien aber braucht es im Einzelfall, um jemanden abzustempeln?
Jugendliche wachsen heute unter einem ungeheuren Heterosexualisierungsdruck auf. Schon im Kindergarten wird so manchen kleinen Jungen eine kleine Freundin zugeordnet. Noch vor der (immer früher einsetzenden) Pubertät und natürlich besonders in dieser muss ein Vokabular des Begehrens erlernt und angewandt werden, das mit den eigenen Erlebnissen zunächst sicher nichts zu tun hat, diese aber vermutlich sehr wohl langfristig strukturiert. Möglichkeiten des Ausdrucks der Freundschaft und der Zuneigung zwischen zwei Jungen, zwei Jugendlichem, zwei Männern, über die frühere Jahrhunderte ganz selbstverständlich verfügten, sind längst ausgelöscht und stünden, kämen sie noch vor, unter dem Generalverdacht: Ist da was? Die sind doch offensichtlich andersrum. Allerdings kann in einer auf- und abgeklärten Gesellschaft auch bei schlechterdings jeder andere Weisen von Männern, sich auf Männer zu beziehen (etwa beim Sport, beim Militär, bei den „Männerbünden“ in der Wirtschaft usw.), der Vorwurf der „verdeckten Homoerotik“ erhoben werden. Das Miteinander von Männern hat definitiv seine Unschuld verloren.
Die Option „Schwulsein“ vermindert nun den Heterosexualisierungsdruck nicht etwa, sie erhöht ihn sogar noch. Denn erstens stimmt sie für viele schlicht nicht. Wer nicht „exklusiv heterosexuell“ ist, ist deshalb noch lange nicht „exklusiv homosexuell“. Und zum anderen kostet es einiges an Überwindung, um die Kategorie des Homosexuellseins, wenn man sie denn als zutreffend empfindet — was im Alter von vierzehn Jahren schon ein gewagtes Urteil wäre —, auf sich anzuwenden und dies auch anderen mitzuteilen. Niemand soll das tun müssen. Zumindest nicht, bevor er dazu bereit ist.
Der römische Junge, der sich zu Tode stürzte, war offensichtlich nicht in der Lage, das ihm nahegelegte Konzept einer „homosexuellen Identität“ zu verkraften. Es spielt dabei keine Rolle, ob es in seinem Fall „stimmte“. Das spielt im Grunde nie eine Rolle. Es kommt vielmehr entscheidend darauf an, ob man aus dem Konzept für sich selbst etwas machen kann, was einen stärker, selbstbewusster, weniger verwundbar macht, oder ob es bloß zum Ausdruck jener Missachtung wird, die man bei anderen wahrnimmt und die man sich selbst gegenüber verspürt. Anders gesagt: Es geht darum, dass man nicht andere darüber entscheiden lässt, wen und wie man liebt, sondern dass man Liebe als Befreiung zu sich und zum anderen erleben kann.
Das geht nicht von heute auf morgen. Jeder wird sich, je nach seiner persönlichen Geschichte, anders dazu verhalten. Es braucht Glück dazu, und das heißt nicht zuletzt glückliche Zufälle. Ganz allein schafft es kaum einer. Darum haben schützende und unterstützende Gemeinschaften ihre Berechtigung und ihre Notwendigkeit. Für Jugendliche ist es zweifellos am schwersten. Darum sind sie wohl am meisten gefährdet.
Ich würde dieser Gefahr aber nicht bloß den Namen „Homophobie“ geben, ich möchte sie auch und nicht zuletzt gern als hegemoniale Heterosexualität bezeichnen — oder, wenn man so will, als „Heteronormativität“. Gewiss, in einem „homophoben“ Umfeld wird sexuelle Selbstbestimmung behindert. Das gilt freilich für alle Menschen. Auch die, die sich als Heterosexuelle begreifen, unterliegen der Normierung, sie bemerken es nur oft nicht. Den Abweichenden fällt es selbstverständlich auf. Statt nun aber eine zweite Normalität zu fordern, nämlich eine für die Minderheit neben der der Mehrheit, wäre es besser, auf Normalisierungen überhaupt zu verzichten. Besser, weil befreiender. Was soll es bringen, Heteronormativität um Homonormativität zu ergänzen? Das eine ist so repressiv wie das andere. Deshalb kommt es nicht so sehr darauf an, „Homophobie“ zu verbieten und eine gesetzlich geregelte Seid-nett-zu-den-Schwulen-Haltung an ihre Stelle zu setzen. Sondern es gilt vor allem, für ein gesellschaftliches Miteinander einzutreten, in dem Menschen nicht danach eingeteilt werden, welche sexuelle Orientierung sie haben. Dann ist es schlichtweg nicht mehr möglich, andere wegen ihres (tatsächlichen oder unterstellten) Schwulseins zu verspotten. Und niemand würde sich deswegen mehr umbringen.
Wer so etwas hört und nicht erschüttert ist, hat kein Herz. Wer so etwas hört und nicht wütend wird, hat keinen Verstand.
Wie allein gelassen muss der Junge gewesen sein, wie schwach sein Selbstbewusstsein, wie übermächtig seine Selbstverachtung, wie verantwortungslos seine Umgebung! Als Erwachsener weiß man — hoffentlich! —, dass die Verzweiflung des Jungen übertrieben war, weil er irrte, als er meinte, niemand verstehe ihn, niemand wolle ihm beistehen, niemand ihn beschützen. Jemand hätte ihm sagen können, dass es viele gibt, denen es geht wie ihm, dass keine Hänselei es wert ist, sich umzubringen, dass das ganze Leben und die Liebe noch auf ihn wartet, dass man auf das Gerede der anderen, so schmerzlich, so demütigend es ist, nichts geben darf, dass man ihnen ihren miesen Triumph nicht gönnen darf und dass es besser ist, ein stolzer Ausgeschlossener zu sein als ein bedauerter Toter.
Niemand hat es ihm gesagt. Niemand war für ihn da. Wir stehen in seiner Schuld. Möge seine arme Seele in Frieden ruhen.
Dass man bei einem solchen Selbstmord mit Trauer und Wut reagiert, ist, wie gesagt, selbstverständlich. Leider scheint es in unserer verkommen Welt auch schon geradezu selbstverständlich zu sein, dass bestimmte Leute sofort die Gelegenheit nutzen wollen, an dem erschreckenden Ereignis ihr abgestandenes ideologisches Süppchen aufzuwärmen. Identitätspolitischer Irrsinn schlägt einmal mehr erbarmungslos zu, denn unvermeidlicherweise hat der tragische Tod eines Vierzehnjährigen, der sich als schwul bezeichnet, auch die Berufslesbenundschwulen auf den Plan gerufen, die es immer schon gewusst haben und die sagen, was sie immer sagen: Der Staat muss her!
„Subito legge“ (ein Gesetz, aber sofort), fordern italienischen Medien zufolge einschlägige Vereinigungen. „Im italienischen Rechtssystem gibt es keinen Schutz vor Hassreden aufgrund der sexuellen Orientierung bzw. geschlechtlichen Identität“, klagt auf Deutsch thinkoutsideyourbox.net. Ja klar, solche Rechtsvorschriften hätten dem ragazzino echt geholfen! Dann wäre die Polizei einfach in die Schule gekommen und hätte alle Mitschüler und Mitschülerinnen verhaftet, die über Homosexuelle witzeln. Man fühlt sich als schwuler Jugendlicher doch erst so richtig akzeptiert, wenn endlich alle anderen im Knast sind.
Selbstverständlich kann und soll man über ein gesetzlich verankertes Diskriminierungsverbot reden, das vor Benachteiligung auf Grund von (manifester oder unterstellter) sexueller Orientierung schützt. Im Berufsleben oder bei der Wohnungssuche zum Beispiel. Hier sind Verbote sinnvoll, weil sie wirksam angewandt werden können. Aber was sollen Gesetze gegen „Hassreden“ anderes bringen außer systematischer Unehrlichkeit und einer Verlagerung der trotzdem stattfindenden Abwertung hinter einen Schirm von verbaler politischer Korrektheit? Wie will man solche Gesetze unter Kindern und Jugendlichen überhaupt durchsetzen? Wie zwischen Eltern und Kindern? Hätte der Vierzehnjährige, statt sich umzubringen, seine Familie und seine Altersgenossen anzeigen sollen?
„L’omofobia può uccidere“ (Homophobie kann töten), heißt es. Gewiss, Homophobie ist eine üble Sache. Aber worin besteht sie eigentlich? Handelt es sich um ein individuelles psychisches Problem oder um soziokulturelle Normen? Ist das eine wie das andere durch Gesetze steuerbar? Oder sind nicht im Gegenteil Gesetze nicht zuletzt Ausdruck einer bestimmten Moralisierungskultur? Wenn in einer Gesellschaft Homosexualität überwiegend abgewertet wird, können Paragraphen daran etwas ändern? Müsste man nicht zu Grunde liegende Einstellungen zu verändern versuchen, statt diese zu belassen, wie sie sind, und bloß darauf zu bauen, ausgerechnet der Staat, dieser Inbegriff von Schlamperei, Korruption und Willkür, werde schon für Recht und Ordnung sorgen?
Wie bequem im Übrigen, dass in Sachen „Homophobie“ die römisch-katholische Kirche immer zur Verfügung steht, nicht nur, aber besonders in Italien. Die Berufslesbenundschwulen hassen den Katholizismus, weil der ihre ideologischen Prämissen nicht teilt. Also ist die Kirche schuld, wenn sich Jugendliche umbringen, weil sie als Schwule verhöhnt werden. Schließlich haben die Pfaffen, das weiß doch jeder, gerade in Italien immer noch das Sagen. Ihre rückständige Sexualmoral behindert die ungehinderte Entfaltung natürlicher Sexualitäten. Tolle Logik. Hat nur nichts mit der Realität zu tun. Denn da die katholische Kirche bekanntlich nicht nur homosexuelle Handlungen ablehnt, sondern jede sexuelle Betätigung vor und außerhalb der Ehe, Selbstbefriedigung einbegriffen, müssten sich im Grunde fast alle unter dem Joch des Glaubens ächzenden Teenager umbringen, wenn ihnen ihre Sünden denn so zu Herzen gingen; blöd nur, dass die Katholiken auch noch gegen Suizid voreingenommen sind. In der wirklichen Welt wird man ja aber, wenn man gegen die kirchlichen Normen des Sexualverhaltens verstößt, von zeitgenössischen Mitjugendlichen in aller Regel nicht gemobbt und von der eigenen Familie für gewöhnlich nicht verstoßen, sondern ganz im Gegenteil eher für normal gehalten. Außerdem dürfte es, wenn bloß der Katholizismus an allem schuld wäre, in protestantisch-atheistisch geprägten Gesellschaften keine Selbstmorde von Jugendlichen geben, die sich als Schwule verfolgt fühlen. Die gibt es aber, siehe USA. Nein, die „Homophobie“ der italienischen Gesellschaft geht nicht von der katholischen Kirche aus, sie findet in dieser bloß ihren Widerhall.
Überhaupt: Von „Homophobie“ zu reden, dreht die Sache so, als ob ein Teil einer Mehrheit eine bestimmte Minderheit missachtete. Dem könne und müsse man durch strafbewehrte Aufklärung beikommen. In Wahrheit ist es freilich so, dass jene „Minderheit“ überhaupt nur existiert, weil es eine Mehrheit gibt, von der sie unterschieden wird. Es würde also völlig genügen, statt von Homophobie von Heterosexualität zu reden. Deren Existenz hängt davon ab, dass Homosexuelles aus der Mehrheit ausgeschlossen und in eine Minderheit ausgelagert wird. Heterosexuelle sind heterosexuell, weil sie nicht homosexuell sind, und sie sind deshalb nicht homosexuell, weil ausschließlich Homosexuelle homosexuell sind.
In einer freien Gesellschaft wäre es egal, welche sexuelle Präferenz jemad hat. In einer unfreien Gesellschaft wird Homosexualität zu Gunsten von Heterosexualität unterdrückt. In einer liberalen Gesellschaft nimmt diese Unterdrückung die Form eines begrifflichen und stilistischen Ghettos für „Homosexuelle“ an.
Statt aber die kulturelle und institutionelle Hegemonie der Heterosexualität zu attackieren, fordern Berufslesbenundschwule also einmal mehr, was sie immer fordern: Sonderschutzbestimmungen für Homosexuelle. Nicht gleiche Rechte für alle wollen sie, sondern Artenschutz für bestimmte Abweichler. Das lenkt wunderbar davon ab, dass die einschlägigen Vereinigungen, deren Vertreter jetzt große Reden schwingen, offensichtlich völlig versagt haben, wenn sie mit ihren Angeboten zu Beratung und Hilfe gerade jene Jugendlichen nicht erreichen, die selbstmordgefährdet sind.
Noch unappetitlicher werden die identitätsterroristischen Machenschaften der Berufslesbenundschwulen, wenn sie vom Thema Homophobie kaltschnäutzig zu ihrem eigentlichen Lieblingsthema ablenken, zur „Homo-Ehe“. Wie absolut unerträglich, nicht wahr, dass im so furchtbar katholischen Italien Schwule immer noch keine Schwulen und Lesben immer noch keine Lesben heiraten dürfen. Das ist nämlich genau das Problem, dass Vierzehnjährige umtreibt, die von ihren Altersgenossen gehänselt und gequält, von ihren Familien nicht unterstützt und womöglich sogar noch weiter heruntergemacht und bedrängt werden. Dass sie als Männer keine Männer und als Frauen keine Frauen heiraten dürfen, ist ganz sicher der Grund, warum Jugendliche sich umbringen.
Wäre es anders, hätte endlich auch Italien seine „Homo-Ehe“, dann würde selbstverständlich niemand mehr als Schwuler beleidigt und ausgegrenzt, sondern die potenziellen Peiniger würden sagen: Toll, das du schwul bist, und weil du, wenn du groß bist, heiraten darfst, sind wir jetzt schon ganz furchtbar nett zu dir und haben dich lieb.
In welchem Paralleluniversum leben die Berufslesbenundschwulen eigentlich, wenn sie im Ernst glauben, die „Homo-Ehe“ sei ein Instrument zur Reduzierung von „Homophobie“? Dass das Gegenteil der Fall ist, kann man in Frankreich sehen. Umgekehrt wird ja wohl eher ein Schuh daraus: Wenn der Anpassungswunsch der Homospießer mit dem Wunsch der Heterospießer, Abweichungen zum Verschwinden zu bringen und alles im Normalitätsterror zu ersticken, zusammenfällt, wird die Verrechtlichung auch nichtheterosexuelle Erwerbs- und Lebensgemeinschaften hoffähig. In einem gesellschaftlichen Klima, in dem die Ausgrenzung von Homosexualität so perfekt scheint, dass sie nur noch Homosexuelle betrifft, ist auch die „Homo-Ehe“ kein Problem mehr. Warum sollen die Homos denn nicht heiraten dürfen, solange sie es endlich nur untereinander tun? Dann haben die Heteros schließlich ihre Ruhe.
Der römische Junge, der sich zu Tode stützte, wurde gepiesackt oder erlebt es zumindest so. Wofür und wie genau, weiß man nicht. Seine Freunde, so heißt es, hätten nichts mitbekommen. Was hätten sie mitbekommen können? Er sei „schwul“, er sei „homosexuell“, sagte er in seinen Aufzeichnungen. (Und übrigens nicht, wie es unter anderem bei queer.de übersetzt wird „ein Homosexueller“.) Was genau meinte er damit? Was genau war es, das die, von denen er sich in die Enge gedrängt fühlte, zum Ansatzpunkt ihres Spotts und Hohns gemacht haben können?
Es gab Zeiten — ich weiß es, ich war dabei —, da konnte man als Vierzehnjähriger, wenn man nicht völlig unvorsichtig war, mehr oder minder ungestört seine inneren und äußeren Erfahrungen machen, ohne Gefühle und Handlungen klassifizieren und sich selbst eine Identität zuschreiben zu müssen. Seither hat sich allerdings viel verändert.
„Macht euer Schwulsein öffentlich!“, war einmal als emanzipatorischer Slogan gedacht, unwürdiges Versteckspielen sollte beendet und die Gesellschaft mit ihrem Verdrängten und Unterdrückten konfrontiert werden. Davon kann längst keine Rede mehr sein. Der Einzelne mag sein coming out als etwas Befreiendes erleben, für die Gesellschaft als Ganzes ist die Existenz von Homosexuellen längst keine Infragestellung mehr. Im Gegenteil. Nachdem es gelungen ist, Homosexualität als das Homosexuellsein der Homosexuellen aus dem Leben der Nichthomosexuellen hinauszudefinieren, besteht geradezu ein gesellschaftspolitischer Bedarf an einer eingrenzbaren „homosexuellen Identität“. Denn die Eingrenzung funktioniert, ob ihre Betreiber das bewusst wollen oder nicht, als Beschränkung.
Sexualwissenschaftliche Studien haben für die letzten Jahrzehnte einen massiven Rückgang gleichgeschlechtlicher erotischer Erfahrungen bei Jugendlichen festgestellt, was sich wohl nur so erklären lässt, dass es gerade die Permissivität ist, die der Homosexualität im Wege steht. Okay, lautet die unausgesprochene Norm, du darfst dich homosexuell betätigen, aber dann steh auch dazu zu und erkläre, dass du homosexuell bist. Anders gesagt, seit es eine anerkannte homosexuelle Identität gibt, der sich unterordnen zu müssen ständig als Drohung im Raum steht, ist es für viele Jungendliche undenkbar geworden, gleichgeschlechtliche Gefühle zuzulassen und gleichgeschlechtliche Handlungen auszuprobieren. Wer will schon mit seinem Kumpel ein bisschen rummachen, wenn ihm dafür lebenslanges Schwulsein droht?
Berufslesbenundschwule glauben und möchten glauben machen, das zu Grunde liegende Problem sei die negative Wertung von Homosexualität. Das aber stimmt allenfalls in repressiven Gesellschaften. In permissiven ist nicht so sehr die Bewertung das Problem, sondern dass es vorgefertigte Muster dafür gibt, was es heißt, schwul zu sein, und dass Handlungen nicht einfach Handlungen und Empfindungen nicht einfach Empfindungen sein dürfen, sondern verstanden werden müssen als Symptome einer inneren Wahrheit, die es an den Tag zu bringen gilt. Jeder weiß oder glaubt zu wissen, wie Schwule sind, wie sie reden, wie sie sich anziehen, wie sie sich bewegen, welche Musik sie hören usw. usf. Wie viele solcher Indizien aber braucht es im Einzelfall, um jemanden abzustempeln?
Jugendliche wachsen heute unter einem ungeheuren Heterosexualisierungsdruck auf. Schon im Kindergarten wird so manchen kleinen Jungen eine kleine Freundin zugeordnet. Noch vor der (immer früher einsetzenden) Pubertät und natürlich besonders in dieser muss ein Vokabular des Begehrens erlernt und angewandt werden, das mit den eigenen Erlebnissen zunächst sicher nichts zu tun hat, diese aber vermutlich sehr wohl langfristig strukturiert. Möglichkeiten des Ausdrucks der Freundschaft und der Zuneigung zwischen zwei Jungen, zwei Jugendlichem, zwei Männern, über die frühere Jahrhunderte ganz selbstverständlich verfügten, sind längst ausgelöscht und stünden, kämen sie noch vor, unter dem Generalverdacht: Ist da was? Die sind doch offensichtlich andersrum. Allerdings kann in einer auf- und abgeklärten Gesellschaft auch bei schlechterdings jeder andere Weisen von Männern, sich auf Männer zu beziehen (etwa beim Sport, beim Militär, bei den „Männerbünden“ in der Wirtschaft usw.), der Vorwurf der „verdeckten Homoerotik“ erhoben werden. Das Miteinander von Männern hat definitiv seine Unschuld verloren.
Die Option „Schwulsein“ vermindert nun den Heterosexualisierungsdruck nicht etwa, sie erhöht ihn sogar noch. Denn erstens stimmt sie für viele schlicht nicht. Wer nicht „exklusiv heterosexuell“ ist, ist deshalb noch lange nicht „exklusiv homosexuell“. Und zum anderen kostet es einiges an Überwindung, um die Kategorie des Homosexuellseins, wenn man sie denn als zutreffend empfindet — was im Alter von vierzehn Jahren schon ein gewagtes Urteil wäre —, auf sich anzuwenden und dies auch anderen mitzuteilen. Niemand soll das tun müssen. Zumindest nicht, bevor er dazu bereit ist.
Der römische Junge, der sich zu Tode stürzte, war offensichtlich nicht in der Lage, das ihm nahegelegte Konzept einer „homosexuellen Identität“ zu verkraften. Es spielt dabei keine Rolle, ob es in seinem Fall „stimmte“. Das spielt im Grunde nie eine Rolle. Es kommt vielmehr entscheidend darauf an, ob man aus dem Konzept für sich selbst etwas machen kann, was einen stärker, selbstbewusster, weniger verwundbar macht, oder ob es bloß zum Ausdruck jener Missachtung wird, die man bei anderen wahrnimmt und die man sich selbst gegenüber verspürt. Anders gesagt: Es geht darum, dass man nicht andere darüber entscheiden lässt, wen und wie man liebt, sondern dass man Liebe als Befreiung zu sich und zum anderen erleben kann.
Das geht nicht von heute auf morgen. Jeder wird sich, je nach seiner persönlichen Geschichte, anders dazu verhalten. Es braucht Glück dazu, und das heißt nicht zuletzt glückliche Zufälle. Ganz allein schafft es kaum einer. Darum haben schützende und unterstützende Gemeinschaften ihre Berechtigung und ihre Notwendigkeit. Für Jugendliche ist es zweifellos am schwersten. Darum sind sie wohl am meisten gefährdet.
Ich würde dieser Gefahr aber nicht bloß den Namen „Homophobie“ geben, ich möchte sie auch und nicht zuletzt gern als hegemoniale Heterosexualität bezeichnen — oder, wenn man so will, als „Heteronormativität“. Gewiss, in einem „homophoben“ Umfeld wird sexuelle Selbstbestimmung behindert. Das gilt freilich für alle Menschen. Auch die, die sich als Heterosexuelle begreifen, unterliegen der Normierung, sie bemerken es nur oft nicht. Den Abweichenden fällt es selbstverständlich auf. Statt nun aber eine zweite Normalität zu fordern, nämlich eine für die Minderheit neben der der Mehrheit, wäre es besser, auf Normalisierungen überhaupt zu verzichten. Besser, weil befreiender. Was soll es bringen, Heteronormativität um Homonormativität zu ergänzen? Das eine ist so repressiv wie das andere. Deshalb kommt es nicht so sehr darauf an, „Homophobie“ zu verbieten und eine gesetzlich geregelte Seid-nett-zu-den-Schwulen-Haltung an ihre Stelle zu setzen. Sondern es gilt vor allem, für ein gesellschaftliches Miteinander einzutreten, in dem Menschen nicht danach eingeteilt werden, welche sexuelle Orientierung sie haben. Dann ist es schlichtweg nicht mehr möglich, andere wegen ihres (tatsächlichen oder unterstellten) Schwulseins zu verspotten. Und niemand würde sich deswegen mehr umbringen.
Ich sehe das ähnlich wie Du. Verhalten läßt sich nicht per Anweisung - Gesetz ändern. Würde man solche Gesetze einführen, dann wären Einstellungen <-> Veränderungen idr nur Lippenbekenntisse.
AntwortenLöschenEine Einstellung, Haltung ist ja nicht über Nacht erschienen. Sie sind das Ergebnis eines Prozeß von Erziehung durch Elternhaus, Schule, Umwelt. Veränderung setzt immer die Bereitschaft zur Reflektion voraus. Dieses in den Spiegel schauen ist mitunter schwer auszuhalten weil das was man de wahrnimmt, hat nicht immer mit dem Selbstbild das man von sich selbst hat zu tun.
Irgendwie klappt die Anmeldung - das Abschicken nicht mit meinem WP Account http://alivenkickn.wordpress.com/
Ja, leider funktioniert da was nicht zwischen Blogspot und Wordpress. Hauptsache, Dein Kommentar ist nicht verloren gegangen.
LöschenEinstellungen ändern sich, möchte ich ergänzen, nicht nur durch Reflektieren. Beim Einzelnen womöglich. Aber gesellschaftlich gesehen eher nicht. Italiener und Italienerinnen (oder Russen und Russinnen) sind ja auch nicht dümmer und "unreflektierter" als Deutsche. Was gesellschaftliche Haltungen ändert, ist wohl schwer zu sagen. Verordnen kann man da kaum was. Wenn in einem Land die Stimmung gegenüber Homosexuellen nicht unfreundlich ist, dann liegt das, fürchte ich, nicht an fortschrittlichem Bewusstsein, sondern schlicht daran, dass man bemerkt hat, dass von den Schwuchteln keine Gefahr ausgeht ...
Das würde nicht nur bedeuten das der größte oder ein großer Teil der Gesellschaft nicht nur Angst vor Homosexualität, vor Schwulen und Lesben hat sondern auch das ihre vermeintliche Akzeptanz nur einem Lippenbekenntnis und nicht einer inneren Haltung entspricht? Das wäre in der Tat eher angsteinflößend als beruhigend.
AntwortenLöschenVielleicht nicht gerade Angst (wie es der Ausruck "Homophobie" allzu engführend besagt), aber eine (unbewusste) Abwehr. Und meinem Verständnis nach nur sekundär gegenüber Homosexuellen, primär vor allem gegenüber dem eigenen Potenzial zu Homomosexualität. Was die "Toleranz" betrifft, auf die man in gewissen Weltgegenden so stolz ist, so halte ich sie tatsächlich für etwas jederzeit Widerrufbares. Was Gesetze gewähren, können Gesetze auch wieder wegnehmen. Historisches Beispiel: In Teilen Deutschlands bestand Anfang des 19. Jh. bereits Straffreiheit für homosexuelle Handlungen, dann kamen die Preußen und es wurde Nacht ...
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