Am Nachmittag des 20. Aprils 2012 stand ich überraschenderweise vor verschlossenen Türen, als ich die Universitätsbibliothek benützen wollte. Wie ich erfuhr, war das gesamte Hauptgebäude auf Anordnung von Rektor Heinz Engl geschlossen worden. Die Begründung, die ich später auch der medialen Berichterstattung entnahm, lautete, es sei im Zuge der vorübergehenden Besetzung des Rektoratsräume und des Audimax sowie durch die Beendigung der Besetzungen durch die vom Rektor herbeigerufene Polizei zu Verunreinigungen und Sachschäden gekommen.
Nun kann ich mir nicht vorstellen, dass die Beschädigungen und Verschmutzungen das gesamte Gebäude betrafen. Was hat insbesondere die Universitätsbibliothek mit der Besetzung und Räumung von Rektorat und Audimax zu tun? So weit ich weiß: nichts. Ich selbst bin kein Studierender, sondern entrichte für die Bibliotheksbenützung eine jährliche Gebühr. Durch die vom Rektor angeordnete Sperrung des Hauptgebäudes konnte die Bibliothek ihre Gegenleistung für diese Gebühr nicht erbringen. Ich musste das Buch, das ich zurückgeben wollte, bei den Männern des Security-Dienstes abgeben. Was sind das für Zustände, die dieser Rektor da herbeigeführt hat!
Was hat überhaupt ein Sicherheitsdienst auf Universitätsgelände zu suchen? Wie ich höre, wurden dieser uniformierten „Security“ längst schon Aufgaben übertragen, die eigentlich qualifiziertem Fachpersonal (das man aber wohl „eingespart“ hat) zukommen, wie etwa die abendliche Aufforderung an Benützer der Theologischen Fachbibliothek die Leseräume und Magazine zu verlassen. Uniformierte in einer Universität hat es meines Wissens zuletzt in der Nazi-Zeit gegeben. In meiner eigenen Studienzeit jedenfalls gab es derlei nicht, und es wäre auch undenkbar gewesen. Sind die Studierenden heute militanter als früher? Ich finde nicht. Sie sie irgendwie gefährlicher? Wohl nur in der Vorstellung von Leuten, für die Studierende überhaupt eine Art Betriebsstörung darstellen.
Wie kam der Rektor also dazu, wegen einiger weniger und ohnehin schon polizeilich fortgeschaffter Besetzer nicht bloß diese, sondern schlechterdings alle Studierenden aus dem Universitätsgebäude auszuschließen und alle anderen, etwa nichtstudentische Bibliotheksbenützer wie mich, gleich mit? Ich finde dieses Vorgehen unangemessen und unverschämt. Es ist ein politischer Missbrauch des dem Rektor zustehenden Hausrechtes. Dieses sollte er dazu benützen, die Interessen der Lernenden und Lehrenden (sowie der Bediensteten) zu schützen und nicht, um politische Demonstrationen zu verhindern — denn darum ist es ihm ja wohl in Wahrheit gegangen.
Man mag zu den Anliegen der Studierenden, die der Aussperrung vorangegangen Besetzungen vorgenommen hatten, stehen, wie man will, man mag solche Methoden befürworten oder nicht, fest steht, dass Studierende, die durch die gesetzlichen Änderungen der letzten Jahre immer weiter entrechtet wurden, sehr wenige Möglichkeiten haben, öffentlich auf sich aufmerksam zu machen und wirksamen politischen Protest zu artikulieren. Außer Selbstverbrennung und Hungerstreik, die sich ja wohl niemand wünschen kann, bleibt eigentlich nur noch die Unterbindung des Lehrbetriebes und eine allgemeine Störung des Universitätsbetriebes als Formen eines aktiven zivilen Ungehorsams. Dass nun die Reaktion des amtierenden Rektors auf solches politisches Handeln das Herbeirufen der Polizei ist, finde ich ungeheuerlich!
Wie unschön unterscheidet sich das Verhalten des derzeitigen Rektors von beispielsweise dem Rektor Holczabeks, der im Herbst des Jahres 1987, am Abend des ersten Tages einer Audimax-Besetzung (aus der dann eine landesweite universitäre Protestbewegung wurde) zu den Versammelten kam, um mit ihnen zu diskutieren. Ich erinnere mich noch gut und mit Freude daran, wie Seine Magnifizenz dann, als zwei Polizisten in Uniform es wagten, das Audimax zu betreten, diese lautstark aufforderte, das Gebäude zu verlassen. Er habe hier das Hausrecht und sie hätten hier nichts zu suchen. Der Beifall der Versammlung war zu Recht groß. Rektor Holczabek war noch ein standhafter Verteidiger der akademischen Freiheit. Was ist Rektor Engl? Was will er sein?
Die Aussperrung aller Studierenden aus dem Hauptgebäude der Universität Wien am 20. April war eine völlig überzogene und in ihrer politischen Symbolik völlig verfehlte Maßnahme. Ich fordere den Rektor auf, sich für sein Fehlverhalten öffentlich zu entschuldigen. Vielleicht sollte er auch darüber nachdenken, ob er für sein Amt wirklich geeignet ist. Wie mir scheint, liegt ihm nichts an der akademischen Freiheit und auch nichts der Würde der Universität, die durch Polizeieinsätze und uniformierte Wachleute beschmutzt und beschädigt wird.
Das Vorstehende wurde von mir als Brief an Heinz Engl, den Rektor der Universität Wien, konzipiert und auch tatsächlich (selbstverständlich Form einer direkten Anrede) geschrieben worden, um später hier als Offener Brief veröffentlich zu werden. Eine vorübergehende Erkrankung hinderte mich allerdings am Weg zur Post, sodass ich das Schreiben nicht abschicken konnte. Seither ist zwar mein Ärger nicht geringer geworden, aber es hat sich etwas ereignet, das Teile des Briefes unaktuell hat werden lassen, denn, wie ich Medienberichten entnehme, inzwischen hat sich Herr Engl einer Diskussion mit Studierenden gestellt und die Schließung des Hauptgebäudes als „Fehler“ bezeichnet. Immerhin fast so etwas Ähnliches wie Einsicht. Meinen Protest gegen die Aussperrung jetzt noch abzuschicken, ginge also etwas ins Leere. Dennoch meine ich, abgesehen von meiner Verägerung, in dem Schreiben an den Rektor etwas angesprochen zu haben, was auch unabhängig vom Anlass relevant ist: die Universität als studentenfeindlicher Ort der Kontrolle und Disziplinierung; darum veröffentliche ich den Text des nie verschickten Briefes hier trotzdem.
Nun kann ich mir nicht vorstellen, dass die Beschädigungen und Verschmutzungen das gesamte Gebäude betrafen. Was hat insbesondere die Universitätsbibliothek mit der Besetzung und Räumung von Rektorat und Audimax zu tun? So weit ich weiß: nichts. Ich selbst bin kein Studierender, sondern entrichte für die Bibliotheksbenützung eine jährliche Gebühr. Durch die vom Rektor angeordnete Sperrung des Hauptgebäudes konnte die Bibliothek ihre Gegenleistung für diese Gebühr nicht erbringen. Ich musste das Buch, das ich zurückgeben wollte, bei den Männern des Security-Dienstes abgeben. Was sind das für Zustände, die dieser Rektor da herbeigeführt hat!
Was hat überhaupt ein Sicherheitsdienst auf Universitätsgelände zu suchen? Wie ich höre, wurden dieser uniformierten „Security“ längst schon Aufgaben übertragen, die eigentlich qualifiziertem Fachpersonal (das man aber wohl „eingespart“ hat) zukommen, wie etwa die abendliche Aufforderung an Benützer der Theologischen Fachbibliothek die Leseräume und Magazine zu verlassen. Uniformierte in einer Universität hat es meines Wissens zuletzt in der Nazi-Zeit gegeben. In meiner eigenen Studienzeit jedenfalls gab es derlei nicht, und es wäre auch undenkbar gewesen. Sind die Studierenden heute militanter als früher? Ich finde nicht. Sie sie irgendwie gefährlicher? Wohl nur in der Vorstellung von Leuten, für die Studierende überhaupt eine Art Betriebsstörung darstellen.
Wie kam der Rektor also dazu, wegen einiger weniger und ohnehin schon polizeilich fortgeschaffter Besetzer nicht bloß diese, sondern schlechterdings alle Studierenden aus dem Universitätsgebäude auszuschließen und alle anderen, etwa nichtstudentische Bibliotheksbenützer wie mich, gleich mit? Ich finde dieses Vorgehen unangemessen und unverschämt. Es ist ein politischer Missbrauch des dem Rektor zustehenden Hausrechtes. Dieses sollte er dazu benützen, die Interessen der Lernenden und Lehrenden (sowie der Bediensteten) zu schützen und nicht, um politische Demonstrationen zu verhindern — denn darum ist es ihm ja wohl in Wahrheit gegangen.
Man mag zu den Anliegen der Studierenden, die der Aussperrung vorangegangen Besetzungen vorgenommen hatten, stehen, wie man will, man mag solche Methoden befürworten oder nicht, fest steht, dass Studierende, die durch die gesetzlichen Änderungen der letzten Jahre immer weiter entrechtet wurden, sehr wenige Möglichkeiten haben, öffentlich auf sich aufmerksam zu machen und wirksamen politischen Protest zu artikulieren. Außer Selbstverbrennung und Hungerstreik, die sich ja wohl niemand wünschen kann, bleibt eigentlich nur noch die Unterbindung des Lehrbetriebes und eine allgemeine Störung des Universitätsbetriebes als Formen eines aktiven zivilen Ungehorsams. Dass nun die Reaktion des amtierenden Rektors auf solches politisches Handeln das Herbeirufen der Polizei ist, finde ich ungeheuerlich!
Wie unschön unterscheidet sich das Verhalten des derzeitigen Rektors von beispielsweise dem Rektor Holczabeks, der im Herbst des Jahres 1987, am Abend des ersten Tages einer Audimax-Besetzung (aus der dann eine landesweite universitäre Protestbewegung wurde) zu den Versammelten kam, um mit ihnen zu diskutieren. Ich erinnere mich noch gut und mit Freude daran, wie Seine Magnifizenz dann, als zwei Polizisten in Uniform es wagten, das Audimax zu betreten, diese lautstark aufforderte, das Gebäude zu verlassen. Er habe hier das Hausrecht und sie hätten hier nichts zu suchen. Der Beifall der Versammlung war zu Recht groß. Rektor Holczabek war noch ein standhafter Verteidiger der akademischen Freiheit. Was ist Rektor Engl? Was will er sein?
Die Aussperrung aller Studierenden aus dem Hauptgebäude der Universität Wien am 20. April war eine völlig überzogene und in ihrer politischen Symbolik völlig verfehlte Maßnahme. Ich fordere den Rektor auf, sich für sein Fehlverhalten öffentlich zu entschuldigen. Vielleicht sollte er auch darüber nachdenken, ob er für sein Amt wirklich geeignet ist. Wie mir scheint, liegt ihm nichts an der akademischen Freiheit und auch nichts der Würde der Universität, die durch Polizeieinsätze und uniformierte Wachleute beschmutzt und beschädigt wird.
Das Vorstehende wurde von mir als Brief an Heinz Engl, den Rektor der Universität Wien, konzipiert und auch tatsächlich (selbstverständlich Form einer direkten Anrede) geschrieben worden, um später hier als Offener Brief veröffentlich zu werden. Eine vorübergehende Erkrankung hinderte mich allerdings am Weg zur Post, sodass ich das Schreiben nicht abschicken konnte. Seither ist zwar mein Ärger nicht geringer geworden, aber es hat sich etwas ereignet, das Teile des Briefes unaktuell hat werden lassen, denn, wie ich Medienberichten entnehme, inzwischen hat sich Herr Engl einer Diskussion mit Studierenden gestellt und die Schließung des Hauptgebäudes als „Fehler“ bezeichnet. Immerhin fast so etwas Ähnliches wie Einsicht. Meinen Protest gegen die Aussperrung jetzt noch abzuschicken, ginge also etwas ins Leere. Dennoch meine ich, abgesehen von meiner Verägerung, in dem Schreiben an den Rektor etwas angesprochen zu haben, was auch unabhängig vom Anlass relevant ist: die Universität als studentenfeindlicher Ort der Kontrolle und Disziplinierung; darum veröffentliche ich den Text des nie verschickten Briefes hier trotzdem.
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