Wieder einmal verstehe ich die derzeit herrschende Aufregung nicht. In deutschen Städten werden kostenlose Koran-Exemplare verteilt. Na und? Was ist daran so aufregend? Was ist daran so bedrohlich? Die Verteilenden sind, so heißt es, Salafisten. Aha. Und? Verteilen sie salafistische Texte? Davon ist keine Rede. Sie verteilen den Koran, den jeder halbwegs gebildete Mensch ohnehin gelesen haben sollte. Inwiefern soll das Propaganda sein? Propaganda wovon oder wofür? Wie ich höre, verzichten die Salafisten darauf, beim Koran-Verteilen ausdrücklich als solche aufzutreten und auch die Koran-Exemplare enthalten keinen Hinweis auf Salafismus. Was also ist an der Verteilungsaktion ein Grund zur Aufregung? Wozu der Ruf nach Beobachtung und gar einem Verbot?
Es werde befürchtet, dass mit dem Gratis-Koran für salafistisches Gedankengut geworben werde. Wirklich? Das wäre ja eine tolle Sache: Wenn man durch das bloße Lesen des Korans zum Salafisten würde, wäre der Salafismus die erfolgreichste Glaubensrichtung in der Geschichte der Menschheit!
Ich bin kein Salafist und teile die salafistischen Überzeugungen, soweit sie mir bekannt sind, nicht. Ich kann aber auch nichts Schlechtes an dem Anliegen erkennen, in jedem deutschen Haushalt solle sich ein Koran befinden. Ich bin ja auch für mindestens eine Bibel, einen Talmud und einige hinduistische und buddhistische Texte in jedem Haushalt. Ich bin überhaupt für Bücher und dafür, dass die Leute lesen.
Gewiss, das unbegleitete Lesen religiöser Texte birgt Gefahren. Die Leute pflegen ihre eigenen beschränkten Maßstäbe anzulegen und interpretieren wild drauflos. Ich bin also auch für exegetische Bücher in jedem Haushalt, für mehr und besseren Konfessions- und Religionsunterricht, nicht nur an den Schulen, sondern im öffentlichen Raum überhaupt. Die religiöse Bildung liegt im Argen, die Leute haben keine Ahnung, reden aber alle mit. Dem müsste abgeholfen werden.
Dass die Salafisten mit ihrer Koran-Verteilung letztlich andere Zwecke verbinden, mag ja sein, aber zunächst ist die Verteilung lesenswerter Gratisbücher eine lobenswerte Aktion, die zur Volksbildung beiträgt. Man kann nur wünschen, christliche und andere Gruppen nähmen sich das zum Vorbild und verteilten ihrerseits ihr religiöses Schrifttum gratis in den Fußgängerzonen.
Stattdessen wird jedoch einmal mehr ein Bedrohungsszenario aufgeführt, wird gewarnt und auf einseitige und manipulative Weise über die Aktion berichtet. Dass die Salafisten kein Interesse daran haben, sich vor Journalisten zu rechtfertigen, die etwas zur antiislamistischen Stimmungsmache beitragen wollen, ist verständlich. (Inwiefern tatsächlich jemand wegen „kritischer“ Berichterstattung bedroht wurde, lässt sich nicht mehr beurteilen, da das entsprechende Video inzwischen nicht mehr abrufbar ist. Damit wird der Vorfall zum Gerücht.)
„Kritische Berichterstattung gehört zum Kern der demokratischen Gesellschaft“, wird der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes zitiert. „Das müssen auch religiöse Eiferer akzeptieren.“ Müssen sie? Muss man sich tatsächlich wegen seiner religiösen Überzeugungen bespitzeln, herabwürdigen und als verbotswürdige Gefahr hinstellen lassen? Muss man das einfach als gängige Praxis hinnehmen oder darf man anderer Meinung sein?
Hier zeigen sich einmal mehr die Grenzen staatlicher „Neutralität“ und gesellschaftlicher „Toleranz“. Diese Phrasen kommen dann an ihr Ende, wenn jemand seine Religion ernst nimmt. Das geht nicht. Der Staat ordnet sich dem Religiösen über und bestimmt, was sein darf und was nicht. Und die Gesellschaft applaudiert. Der Umgang der „Neutralen“ und „Toleranten“ mit den Intoleranten und Überzeugungsstarken ist aber der Prüfstein für den Wahrheitsgehalt des Geredes von Religions- und Meinungsfreiheit. Und siehe da, toleriert wird nur, wer ebenso gleichgültig und glaubenslos ist wie die dumpfe Masse und ihre Herren. Wer das, was „Demokratie“ genannt wird, nicht nur in dieser oder jener Hinsicht, sondern grundsätzlich kritisiert, ist inakzeptabel. „Radikal“ gilt als Schimpfwort, weil Oberflächlichkeit und Gedankenlosigkeit Pflicht sind. Der würdelose und zerstörerische Lebensstil, den die Moderne ihren Insassen auferlegt, darf nämlich nicht in Frage gestellt werden. Wer ein anderes als das herrschende Welt- und Menschenbild hat und eine Gesellschaft auf anderer Grundlage als der der Profitmaximierung und Ausbeutung will, ist ein Feind.
Ich bin, wie gesagt, kein Salafist und lehne, soweit ich weiß, den Salafismus ab. Aber Menschen, die grundsätzliche Einwendungen gegen die westliche Weltordnung haben, sind mir sympathischer als die Verteidiger des Status quo. Und wenn die Mittel, die die Salafisten anwenden, nichts Schlimmeres sind als das Angebot eines kostenloses Buchen und die Aufforderung zum Lesen, bin ich auf ihrer Seite.
Es werde befürchtet, dass mit dem Gratis-Koran für salafistisches Gedankengut geworben werde. Wirklich? Das wäre ja eine tolle Sache: Wenn man durch das bloße Lesen des Korans zum Salafisten würde, wäre der Salafismus die erfolgreichste Glaubensrichtung in der Geschichte der Menschheit!
Ich bin kein Salafist und teile die salafistischen Überzeugungen, soweit sie mir bekannt sind, nicht. Ich kann aber auch nichts Schlechtes an dem Anliegen erkennen, in jedem deutschen Haushalt solle sich ein Koran befinden. Ich bin ja auch für mindestens eine Bibel, einen Talmud und einige hinduistische und buddhistische Texte in jedem Haushalt. Ich bin überhaupt für Bücher und dafür, dass die Leute lesen.
Gewiss, das unbegleitete Lesen religiöser Texte birgt Gefahren. Die Leute pflegen ihre eigenen beschränkten Maßstäbe anzulegen und interpretieren wild drauflos. Ich bin also auch für exegetische Bücher in jedem Haushalt, für mehr und besseren Konfessions- und Religionsunterricht, nicht nur an den Schulen, sondern im öffentlichen Raum überhaupt. Die religiöse Bildung liegt im Argen, die Leute haben keine Ahnung, reden aber alle mit. Dem müsste abgeholfen werden.
Dass die Salafisten mit ihrer Koran-Verteilung letztlich andere Zwecke verbinden, mag ja sein, aber zunächst ist die Verteilung lesenswerter Gratisbücher eine lobenswerte Aktion, die zur Volksbildung beiträgt. Man kann nur wünschen, christliche und andere Gruppen nähmen sich das zum Vorbild und verteilten ihrerseits ihr religiöses Schrifttum gratis in den Fußgängerzonen.
Stattdessen wird jedoch einmal mehr ein Bedrohungsszenario aufgeführt, wird gewarnt und auf einseitige und manipulative Weise über die Aktion berichtet. Dass die Salafisten kein Interesse daran haben, sich vor Journalisten zu rechtfertigen, die etwas zur antiislamistischen Stimmungsmache beitragen wollen, ist verständlich. (Inwiefern tatsächlich jemand wegen „kritischer“ Berichterstattung bedroht wurde, lässt sich nicht mehr beurteilen, da das entsprechende Video inzwischen nicht mehr abrufbar ist. Damit wird der Vorfall zum Gerücht.)
„Kritische Berichterstattung gehört zum Kern der demokratischen Gesellschaft“, wird der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes zitiert. „Das müssen auch religiöse Eiferer akzeptieren.“ Müssen sie? Muss man sich tatsächlich wegen seiner religiösen Überzeugungen bespitzeln, herabwürdigen und als verbotswürdige Gefahr hinstellen lassen? Muss man das einfach als gängige Praxis hinnehmen oder darf man anderer Meinung sein?
Hier zeigen sich einmal mehr die Grenzen staatlicher „Neutralität“ und gesellschaftlicher „Toleranz“. Diese Phrasen kommen dann an ihr Ende, wenn jemand seine Religion ernst nimmt. Das geht nicht. Der Staat ordnet sich dem Religiösen über und bestimmt, was sein darf und was nicht. Und die Gesellschaft applaudiert. Der Umgang der „Neutralen“ und „Toleranten“ mit den Intoleranten und Überzeugungsstarken ist aber der Prüfstein für den Wahrheitsgehalt des Geredes von Religions- und Meinungsfreiheit. Und siehe da, toleriert wird nur, wer ebenso gleichgültig und glaubenslos ist wie die dumpfe Masse und ihre Herren. Wer das, was „Demokratie“ genannt wird, nicht nur in dieser oder jener Hinsicht, sondern grundsätzlich kritisiert, ist inakzeptabel. „Radikal“ gilt als Schimpfwort, weil Oberflächlichkeit und Gedankenlosigkeit Pflicht sind. Der würdelose und zerstörerische Lebensstil, den die Moderne ihren Insassen auferlegt, darf nämlich nicht in Frage gestellt werden. Wer ein anderes als das herrschende Welt- und Menschenbild hat und eine Gesellschaft auf anderer Grundlage als der der Profitmaximierung und Ausbeutung will, ist ein Feind.
Ich bin, wie gesagt, kein Salafist und lehne, soweit ich weiß, den Salafismus ab. Aber Menschen, die grundsätzliche Einwendungen gegen die westliche Weltordnung haben, sind mir sympathischer als die Verteidiger des Status quo. Und wenn die Mittel, die die Salafisten anwenden, nichts Schlimmeres sind als das Angebot eines kostenloses Buchen und die Aufforderung zum Lesen, bin ich auf ihrer Seite.
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