Robert Spaemann hat (jüngst in „Christ und Welt“) behauptet, die gelassenen Reaktionen der japanischen Bevölkerung auf die Katastrophen in ihrem Land machten den Unterschied zwischen dem ostasiatischen Buddhismus und dem christlichen Glauben deutlich. Zwar bewiesen die Japaner stoische Ruhe und Gelassenheit, was von Christen und Nichtjapanern nur bewundert werden könne. Dennoch hätten Christen einen Vorteil gegenüber den nichtchristlichen Japanern, nämlich Gott-Vertrauen. Das sei zukunftsweisender als stoisches Aushalten. Für Christen sei es möglich, die schlimmsten Dinge nicht nur resignativ hinzunehmen, sondern im Vertrauen anzunehmen.
Wenn man den unangenehmen Unterton abendländischer Arroganz überhört, der bei solchen Thesen unweigerlich mitschwingt, hier aber keineswegs als intendiert unterstellt werden soll, kann man sagen: In der der Theorie klingt das gar nicht mal so übel. Doch in der Praxis? Wer sind denn diese Christen, von denen Spaemann da phantasiert? Glaubt er im Ernst, Ähnliches wie Tsunami und Fukushima hätten in Europa oder den USA das Gottvertrauen gestärkt? Gewiss, manche nähmen ihre Zuflucht beim erhofften Reparaturdienst des Allmächtigen, der alles schon irgendwie wieder hinbiegen werde oder zumindest ein Plan habe. Aber die meisten im Westen, wären sie von dem japanischen Unglück Ähnlichem betroffen, mit Sicherheit keine Psalmen, sondern verfielen in hysterisches Gejammer. Warum ich? Warum jetzt? Warum so?
Schon jetzt sorgen sich die Bewohner der „christlichen“ Welt mehr um die möglichen Folgen für sich als um die wirkliche Lage der Japaner. Zählt denn Spaemann die Deutschen, in großer Zahl formelle Kirchenmitglieder, nicht zu den Christen oder zumindest zu Angehörigen einer christlich geprägten Kultur? Ist Deutschland aber nicht ein Land, dem mehr Stoizismus ganz gut täte, in dem nämlich für gewöhnlich über jede Kleinigkeit gejammert und geklagt wird? Von Gottvertrauen weit und breit keine Spur.
Nein, man mag den Buddhismus, wenn der denn der denn der Grund für japanische Gelassenheit ist, für manches kritisieren, nicht aber für seine Unaufgeregtheit und seine Gegnerschaft zur Aufgeregtheit über das eigene Ego.
Es ist andererseits zweifellos die historische Schuld der real existierenden Christentümer, dem Kult der Innerlichkeit, dem moralischen Subjektivismus, dem konsumistischen Inidivualismus, der halb weinerlichen, halb größenwahnsinnigen Egomanie (auch in kollektivistischen Formen) Vorschub geleistet zu haben. Zurecht kritisiert Spaemann den uneingeschränkten Glauben an technische Fortschritte, wonach sich Wissen und Möglichkeiten dauernd vermehrten, woraus man ableite, dass diese unsere Zivilisation auf ewig weiterexistieren werde, eine Annahme, für die es, wie Spaemann zurecht feststellt, nicht den geringsten Grund gibt.
Gerade aber, wenn man die Relativität der christlich geprägten Kultur einsieht, kann das nicht ohne Folgen für Absolutheits- und Überlegenheitsansprüche der prägenden christlichen Kräfte sein. Zumindest müsste man — auch das eine christliche Tradition — scharf unterscheiden zwischen Ansprüchen und Verwirklichung, zwischen der Botschaft Jesu, der Lehre der Kirchen und dem gelebten Leben der Leute. Spaemann hat in der Theorie womöglich Recht. In der Praxis aber sieht es leider ganz anders aus.
Wenn man den unangenehmen Unterton abendländischer Arroganz überhört, der bei solchen Thesen unweigerlich mitschwingt, hier aber keineswegs als intendiert unterstellt werden soll, kann man sagen: In der der Theorie klingt das gar nicht mal so übel. Doch in der Praxis? Wer sind denn diese Christen, von denen Spaemann da phantasiert? Glaubt er im Ernst, Ähnliches wie Tsunami und Fukushima hätten in Europa oder den USA das Gottvertrauen gestärkt? Gewiss, manche nähmen ihre Zuflucht beim erhofften Reparaturdienst des Allmächtigen, der alles schon irgendwie wieder hinbiegen werde oder zumindest ein Plan habe. Aber die meisten im Westen, wären sie von dem japanischen Unglück Ähnlichem betroffen, mit Sicherheit keine Psalmen, sondern verfielen in hysterisches Gejammer. Warum ich? Warum jetzt? Warum so?
Schon jetzt sorgen sich die Bewohner der „christlichen“ Welt mehr um die möglichen Folgen für sich als um die wirkliche Lage der Japaner. Zählt denn Spaemann die Deutschen, in großer Zahl formelle Kirchenmitglieder, nicht zu den Christen oder zumindest zu Angehörigen einer christlich geprägten Kultur? Ist Deutschland aber nicht ein Land, dem mehr Stoizismus ganz gut täte, in dem nämlich für gewöhnlich über jede Kleinigkeit gejammert und geklagt wird? Von Gottvertrauen weit und breit keine Spur.
Nein, man mag den Buddhismus, wenn der denn der denn der Grund für japanische Gelassenheit ist, für manches kritisieren, nicht aber für seine Unaufgeregtheit und seine Gegnerschaft zur Aufgeregtheit über das eigene Ego.
Es ist andererseits zweifellos die historische Schuld der real existierenden Christentümer, dem Kult der Innerlichkeit, dem moralischen Subjektivismus, dem konsumistischen Inidivualismus, der halb weinerlichen, halb größenwahnsinnigen Egomanie (auch in kollektivistischen Formen) Vorschub geleistet zu haben. Zurecht kritisiert Spaemann den uneingeschränkten Glauben an technische Fortschritte, wonach sich Wissen und Möglichkeiten dauernd vermehrten, woraus man ableite, dass diese unsere Zivilisation auf ewig weiterexistieren werde, eine Annahme, für die es, wie Spaemann zurecht feststellt, nicht den geringsten Grund gibt.
Gerade aber, wenn man die Relativität der christlich geprägten Kultur einsieht, kann das nicht ohne Folgen für Absolutheits- und Überlegenheitsansprüche der prägenden christlichen Kräfte sein. Zumindest müsste man — auch das eine christliche Tradition — scharf unterscheiden zwischen Ansprüchen und Verwirklichung, zwischen der Botschaft Jesu, der Lehre der Kirchen und dem gelebten Leben der Leute. Spaemann hat in der Theorie womöglich Recht. In der Praxis aber sieht es leider ganz anders aus.