Was für grauenhaft dreckige Zeiten, in denen, wenn es um „Sexualität“ geht, beliebige Vorwürfe immer schon als erwiesene Vorfälle gehandelt werden und Anschuldigungen sofort als Verurteilungen wirksam sind. Hysterisch-selbstgefälliger Terror wie in den Hochzeiten der Französischen Revolution, des Nazismus, des Stalinismus (wenn auch erfreulicherweise unblutig): Wenn’s zur Sache geht, interessieren Unschuldsvermutung und andere rechtsstaatliche Kinkerlitzchen nicht. Die Sache ist die der Konformierung einer marktgerechten Sexualität, die von allen Widersprüchen, Ungerechtigkeiten, Unangemessenheiten, Verwerflichkeiten gereinigt ist. Konsumismus und Puritanismus verschmelzen in einem kontrollierten Hedonismus. Selbstverständlich geht es um Macht, aber offensichtlich ist sie nicht auf Seiten der Beschuldigten und Schuldigen, sondern ihrer selbsternannten Opfer. Lebten wir, wie behauptet, in patriarchalen Verhältnissen, fände #metoo nicht statt. Feminismus funktioniert als Selbstverständlichkeit, ist fester Bestandteil der aktuellen Ideologie. Die Totalität der Rechte (des Rechte-Habens) zersetzt die Universalität des Rechts (des Gerecht-sein-Sollens) und bedeutet in der Praxis Rechtlosigkeit der Verworfenen. Unrecht wird damit in den seltenste Fällen beseitigt. Wohl aber Dissidenz.
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