Einige meiner Facebook-Postings zwischen dem 7. und 10. Januar 2015.
Pressefreiheit hat eben ihren Preis.
Je ne suis pas du tout Charlie. Wer Hass sät, wird Hass ernten. Nicht, dass ich das Verbrechen nicht verwerflich finde oder die Opfer für „selber schuld“ erkläre. In einem Land, das die Burka verbietet, aber nicht Blasphemie, wundert mich allerdings nichts. Wer glaubt, Respektlosigkeit sei eine Tugend (und außerdem ein gutes Geschäft), dem kann es passieren, dass auch seine Rechte (etwa das auf Leben) missachtet werden. Ce est ce qui se passe. Kein Grund, jetzt hysterisch zu werden. Das Abendland wird durch diese Morde nicht bedroht. Und selbst wenn, wen kümmert’s?
Vor der französischen Botschaft wird Anteilnahme und Solidarität bezeugt. Wie nett. Und vor der jemenitischen? Starben heute nicht auch in Sana’a drei Dutzend Menschen bei einem terroristischen Akt? Doch weiße Leben sind eben mehr wert als nichtweiße, gelten eher als betraueernwert, der spektakuläre Mord an prominenten französischen Journalisten ist „uns“ näher als das fast schon gewohnte Sterben irgendwelcher anonymer Subalternen. Wie passend, dass der ganz normale Rassismus sich gerade dann zeigt, wenn man „Freiheit“ als westlichen Wert beschwört.
Todesstrafe in Frankreich? Ich frage mich seit langem, ob es nicht voreilig war, von der Praxis der Hexenverbrennungen abzugehen. Ich hätte da auch Kandidatinnen. Mme Le Pen liegt derzeit durchaus vorn.
Drei Verdächtige, sieben Verhaftungen. Die Täter seien Polizei und Justiz bekannt, sagt der Premierminister. Einer der drei Verdächtigen stellt sich selbst und scheint ein Alibi zu haben. Die Verdächtigen seien überwacht worden, heißt es. Ich muss sagen, mein Vertrauen in den französischen Rechtsstaat wächst von Minute zu Minute.
Bisher ist kein Verdächtiger verhaftet, geschweige denn vor Gericht gestellt und verurteilt worden. Dennoch glaubt alle Welt zu wissen, wer warum die zwölf Morde begangen hat. Als hätte man nur darauf gewartet.
Satire darf alles? Vielleicht waren die zwölf Morde von Paris ja auch nur eine Art von besonders feindseligem Leserbrief. (Und als solcher ebenfalls vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt.)
Bei der Ermordung Anna Politkowskajas, bei der Verurteilung Chelsea Mannings, bei der Vorverurteilung und Ächtung Edward Snowdons, bei der Verleumdung Max Blumenthals - um nur vier Beispiele zu nennen - würde ich sagen: Ja, das galt im Grunde auch mir, da geht es auch um meine Freiheit, um meine Rechte. Bei „Charlie Hebdo“ kann ich sagen: Nein, das hat mit mir nichts zu tun, hier ist die Pressefreiheit oder Meinungsfreiheit nicht bedroht. Selbst wenn die bereits durchgesetzte (weil vorausgesetzte) Erzählung, hier hätten religiöse Fanatiker auf Satire reagiert, stimmt. Es sind staatliche und wirtschaftliche Strukturen, die Freiheiten bedrohen, einschränken, aufheben und damit Rechte mit Füßen treten. Verbrecher und Verrückte hingegen sind bloß Einzelfälle, unschön, schmerzhaft und tragisch, aber unbedeutend im Vergleich zum systematischen Terror der Herrschenden. Dass viele das anders empfinden, irritiert mich nicht. Das bin ich seit dem 11. September 2001 gewohnt.
Tut mir leid, aber jede Sache, bei der Merkel, Hollande & Co. vorneweg marschieren, ist eine schlechte.
Anschlag auf die Hamburger Morgenpost. Kommt jetzt „Je suis Mopo“? Und wenn, was man sich ja vorstellen kann, jemand in der Redaktion der „Bild„-Zeitung ein Gemetzel anrichtete, gälte dann weit und breit „Je suis Bild“? Mir ist das alles zu hysterisch.
Die Meldung vom Tod Anita Ekbergs berührt mich stärker und tiefer als das Tamtam um die Morde von Paris. Stimmt irgendwas nicht mit mir?
Premier Valls sprach bei seinem Redaktionsbesuch gar von der „Mission“ von „Charlie Hebdo“. Wer weiß, was es mit der französischen „mission civilisatrice“ auf sich hatte (und hat), kann sich nur gruseln.
Je ne suis pas du tout Charlie. Wer Hass sät, wird Hass ernten. Nicht, dass ich das Verbrechen nicht verwerflich finde oder die Opfer für „selber schuld“ erkläre. In einem Land, das die Burka verbietet, aber nicht Blasphemie, wundert mich allerdings nichts. Wer glaubt, Respektlosigkeit sei eine Tugend (und außerdem ein gutes Geschäft), dem kann es passieren, dass auch seine Rechte (etwa das auf Leben) missachtet werden. Ce est ce qui se passe. Kein Grund, jetzt hysterisch zu werden. Das Abendland wird durch diese Morde nicht bedroht. Und selbst wenn, wen kümmert’s?
Vor der französischen Botschaft wird Anteilnahme und Solidarität bezeugt. Wie nett. Und vor der jemenitischen? Starben heute nicht auch in Sana’a drei Dutzend Menschen bei einem terroristischen Akt? Doch weiße Leben sind eben mehr wert als nichtweiße, gelten eher als betraueernwert, der spektakuläre Mord an prominenten französischen Journalisten ist „uns“ näher als das fast schon gewohnte Sterben irgendwelcher anonymer Subalternen. Wie passend, dass der ganz normale Rassismus sich gerade dann zeigt, wenn man „Freiheit“ als westlichen Wert beschwört.
Todesstrafe in Frankreich? Ich frage mich seit langem, ob es nicht voreilig war, von der Praxis der Hexenverbrennungen abzugehen. Ich hätte da auch Kandidatinnen. Mme Le Pen liegt derzeit durchaus vorn.
Drei Verdächtige, sieben Verhaftungen. Die Täter seien Polizei und Justiz bekannt, sagt der Premierminister. Einer der drei Verdächtigen stellt sich selbst und scheint ein Alibi zu haben. Die Verdächtigen seien überwacht worden, heißt es. Ich muss sagen, mein Vertrauen in den französischen Rechtsstaat wächst von Minute zu Minute.
Bisher ist kein Verdächtiger verhaftet, geschweige denn vor Gericht gestellt und verurteilt worden. Dennoch glaubt alle Welt zu wissen, wer warum die zwölf Morde begangen hat. Als hätte man nur darauf gewartet.
Satire darf alles? Vielleicht waren die zwölf Morde von Paris ja auch nur eine Art von besonders feindseligem Leserbrief. (Und als solcher ebenfalls vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt.)
Bei der Ermordung Anna Politkowskajas, bei der Verurteilung Chelsea Mannings, bei der Vorverurteilung und Ächtung Edward Snowdons, bei der Verleumdung Max Blumenthals - um nur vier Beispiele zu nennen - würde ich sagen: Ja, das galt im Grunde auch mir, da geht es auch um meine Freiheit, um meine Rechte. Bei „Charlie Hebdo“ kann ich sagen: Nein, das hat mit mir nichts zu tun, hier ist die Pressefreiheit oder Meinungsfreiheit nicht bedroht. Selbst wenn die bereits durchgesetzte (weil vorausgesetzte) Erzählung, hier hätten religiöse Fanatiker auf Satire reagiert, stimmt. Es sind staatliche und wirtschaftliche Strukturen, die Freiheiten bedrohen, einschränken, aufheben und damit Rechte mit Füßen treten. Verbrecher und Verrückte hingegen sind bloß Einzelfälle, unschön, schmerzhaft und tragisch, aber unbedeutend im Vergleich zum systematischen Terror der Herrschenden. Dass viele das anders empfinden, irritiert mich nicht. Das bin ich seit dem 11. September 2001 gewohnt.
Tut mir leid, aber jede Sache, bei der Merkel, Hollande & Co. vorneweg marschieren, ist eine schlechte.
Anschlag auf die Hamburger Morgenpost. Kommt jetzt „Je suis Mopo“? Und wenn, was man sich ja vorstellen kann, jemand in der Redaktion der „Bild„-Zeitung ein Gemetzel anrichtete, gälte dann weit und breit „Je suis Bild“? Mir ist das alles zu hysterisch.
Die Meldung vom Tod Anita Ekbergs berührt mich stärker und tiefer als das Tamtam um die Morde von Paris. Stimmt irgendwas nicht mit mir?
Premier Valls sprach bei seinem Redaktionsbesuch gar von der „Mission“ von „Charlie Hebdo“. Wer weiß, was es mit der französischen „mission civilisatrice“ auf sich hatte (und hat), kann sich nur gruseln.
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