„Wir haben jetzt 20 Jahre lang unter Anleitung von Volker Beck and
Friends dafür gekämpft, dass Schwule heiraten und Kinder kriegen dürfen“, notiert einer auf facebook.
Da staune ich aber. Ein solcher „Kampf“ wäre ja bloß das Einrennen
offener Türen gewesen. Denn ich wüsste nicht, dass es Schwulen je
irgendwann irgendwo verboten gewesen wäre, Kinder zu kriegen. Sie können
es allerdings schlechterdings nicht, weil eben Männer keine Kinder
empfangen, austragen und gebären können. Und was das Heiraten betrifft,
so sagte ich schon oft und sage es gerne wieder, dass auch dies Schwulen
nie verboten war. Es war nur bislang nie und nirgends möglich, dass
Männer Männer und Frauen Frauen heirateten. Nicht die sexuelle
Orientierung (hetero, homo oder was weiß ich), sondern das Geschlecht
und dessen Verschiedenheit definierten (unter anderem) die
Heiratsfähigkeit eines Paares.
Wortklauberei? Nein. Wenn die Begriffe nicht stimmen, werden die Sachen verdreht.
Es
geht um etwas Wichtiges. Der Schwule-müssen-heiraten-dürfen-Diskurs
verschiebt den Fokus von den Rechten des Einzelnen zu denen eines
Paares. Nicht mehr, dass jemand bestimmte Rechte hat und sie ausüben
kann, und zwar unabhängig davon ob er schwul ist oder etwas anderes, ist
jetzt das politische Thema, also gerade nicht mehr Rechtsgleichheit,
Gleichbehandlung von Gleichem. Sondern im Gegenteil, es geht plötzlich
um herkömmliche Vergesellschaftungsformen, um die geschlossene
Zweierkiste, um die klassische Kleinfamlie. Zum exzessiv forcierten (und
alles andere verdrängenden) Thema wird es, Beziehungsformen zwischen
Männern nach dem alleinseligmachenden Modell des heterosexuellen Paares
zu modeln und zu diesem Zweck Sonderrechte einzufordern („Homo-Ehe“,
„Ehe-Öffnung“), also Ungleiches gleich zu behandeln.
Meines
Wissens verbietet es niemand grundsätzlich einem Mann oder zwei
Männern, drei Männern usw. gemeinsam ein Kind oder zwei Kinder, drei
Kinder usw. aufzuziehen. Dass solche legitimen Formen des Zusammenlebens
dieselbe Anerkennung, denselben Schutz, dieselbe Förderung erfahren
sollten wie andere „Familien", steht außer Frage. Dazu gehört auch, das
Adoptionsrecht den tatsächlichen Bindungen anzupassen.
Etwas
anderes ist es, wenn zwei gutbetuchte Schwule sich irgendwo in Asien,
Afrika oder den Armenhäusern Europas ein Kind besorgen, weil sie es
chic finden, sich ein solches accessoire ihres Lebensstiils zuzulegen. Das kann (und ich meine: muss man) bei Homo-Paaren ebenso kritisieren wie bei Hetero-Paaren.
Widerwärtig
finde ich es ferner (andere urteilen da anders), sich der
Reproduktionsindustrie in die Arme zu werfen und deren Bestrebung zu
unterstützen, das Fabrizieren von Menschen zur gesellschaftlichen
Normalität umzudeuten. Kinder sind keine Ware, ihre Herstellung keine
Dienstleistung. Es bedarf keines elaborierten Naturbegriffs, um die
Zeugung durch Mann und Frau, so kritikwürdig sie im Einzelfall sein mag,
für etwas Natürliches und die labormäßige Produktion von Retortenbabys
für frankensteinianische Alpträume zu halten.
Kurzum
und um es ganz klar zu sagen: Wer in den letzten zwanzig Jahren (noch
dazu unter Anleitung des unsäglichen Herrn Beck) dafür gekämpft hat,
dass Schwule heiraten und Kinder kriegen dürfen, ist nicht nur für etwas
ganz anderes eingetreten als ich, sondern er stand und steht auf der
anderen, der entgegengesetzten Seite.
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