Er wird mir fehlen. Männer seines Formats sind selten geworden in unserer Zeit. Ovadia Yosef, der am 7. Oktober 93-jährig verstarb, war einer der großen intellektuellen Verbrecher des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Ein gewaltiger Hassprediger vor dem Herrn. In verschieden Oberrabiner-Funktionen und als geistliches Oberhaupt der an fast allen israelischen Regierungen der letzten zwei Jahrzehnte beteiligten ultra-orthodoxen Schas-Partei, gab er einem nicht unbedeutenden Teil des sephardischen Judentums Stimme, Profil und Richtung. Eine halbe Million Menschen soll ihn zu Grabe getragen haben.
Hier ein paar Kostproben aus seinem reichen theologischen Werk. Die von den Nazis und ihren Helfern als Juden und Jüdinnen ermordeten Menschen bezeichnete er als „wiedergeborene Sünder“: „Die sechs Millionen Holocaust-Opfer waren Reinkarnationen der Seelen von Sündern, Leute, die gegen das Gesetz verstoßen hatten und alle möglichen Dinge taten, die nicht getan werden dürfen. Sie wurden wiedergeboren, um zu büßen.“
Auch für den Hurricane Katrina mit seinen Tausenden von Opfern hatte Ovadia Yosef eine passende Erklärung: In New Orleans sei die Torah zu wenig studiert worden. („Black people reside there. Blacks will study the Torah? [God said], Let’s bring a tsunami and drown them … Hundreds of thousands remained homeless. Tens of thousands have been killed. All of this because they have no God …“) Als zusätzliche Erklärung gab er an, Katrina sei die Strafe Gottes gewesen für die US-amerikanische Unterstützung des israelischen Rückzugs aus dem Gaza-Streifen.
Gegenüber den Palästinensern nahm Ovadia Yosef eine klare Haltung ein. Er wünschte nicht nur allen, die Israel hassen, die Pest an den Hals, die Arabern als solche wollte er bei Gelegenheit ausgerottet sehen. Ebenso einige nichtarabische Muslime: „Möge Gott sie zerstören und vom Angesicht der Erde tilgen.“
Generell hatte Ovadia Yosef ein fest umrissenes Bild des Verhältnisses von Juden und Nichtjuden. „Die alleinige Bestimmung von Heiden [Nichtjuden] ist es, Juden zu dienen … Wozu sind Heiden gut? Sie werden arbeiten, sie werden pflügen, sie werden die Ernte einbringen. Wir werden dasitzen wie Effendis und speisen. Dazu wurden die Heiden erschaffen.“
Aber auch wenn im idealen Israel Ovadia Yosefs die Heiden gut behandelt werden würden — wie zum Beispiel Esel, die ja, so der Rabbiner, auch nicht zu früh sterben dürfen, wenn sie Nutzen bringen sollen —, hätte auch das Grenzen. Mit autoritativen Verlautbarungen erlaubte der Schriftgelehrte zwar unter anderem, dass Frauen Hosen tragen dürften, nicht aber dass jüdische Ärzte am Sabbat Nichtjuden behandeln; womit er übrigens in bester halachischer Tradition stand.
Dass Ovadia Yosef Homosexualität als "krank" und "pervers" bezeichnet und entschieden verwarf, braucht kaum erwähnt zu werden. Auch damit hielt er sich ja bloß an jahrtausendealte jüdische Überlieferung.
Zweifellos lehnen viele Juden und Jüdinnen Ovadia Yosefs theologische und politische Positionen mehr oder minder entschieden ab. Manche widersprachen ihm (zuweilen er sich auch selbst oder wurde „falsch zitiert“). Aber Ovadia Yosef war keineswegs eine isolierte und einflusslose Gestalt. Im Gegenteil, über Jahrzehnte galt er als die geistliche Autorität des sephardischen Judentums schlechthin, seine Bücher sind weit verbreitet, seine Auslegungen der verbindlichen Texte fanden Beachtung und wurden vielfach selbst verbindlich, seine die Zahl seiner Anhängerschaft ist Legion. Nicht, dass alle seiner Bewunderer einen lupenreinen ultra-orthodoxen Lebensstil pflegen, vielen genügt es wohl schon, sich an seiner kompromisslosen Haltung und seinen extremen Äußerungen zu erfreuen.
Ohne schlechtes Gewissen hassen zu dürfen, ist immer noch das erfolgreichste Angebot, dass die Bösewichter dieser Welt den Menschen machen können. Die Erlaubnis, im Namen der eigenen Religion, Ideologie, Partei, Klasse, Rasse usw. alle anderen bedenkenlos zu verachten, nach Möglichkeit wie Dreck zu behandeln oder bei Bedarf umzubringen, ist für viele verführerisch. Wer hört es also nicht gern, dass er einem auserwählten Herrenvolk angehört, das immer im Recht ist und dem sich alle anderen Völker (hebräisch gojim, auch als Heiden übersetzt) unterwerfen müssen?
Ovadia Yosef hat unzählige Menschen zum Bösen verführt. Er ist tot. Sein Gedankengut lebt. Möge er nicht in Frieden ruhen.
Hier ein paar Kostproben aus seinem reichen theologischen Werk. Die von den Nazis und ihren Helfern als Juden und Jüdinnen ermordeten Menschen bezeichnete er als „wiedergeborene Sünder“: „Die sechs Millionen Holocaust-Opfer waren Reinkarnationen der Seelen von Sündern, Leute, die gegen das Gesetz verstoßen hatten und alle möglichen Dinge taten, die nicht getan werden dürfen. Sie wurden wiedergeboren, um zu büßen.“
Auch für den Hurricane Katrina mit seinen Tausenden von Opfern hatte Ovadia Yosef eine passende Erklärung: In New Orleans sei die Torah zu wenig studiert worden. („Black people reside there. Blacks will study the Torah? [God said], Let’s bring a tsunami and drown them … Hundreds of thousands remained homeless. Tens of thousands have been killed. All of this because they have no God …“) Als zusätzliche Erklärung gab er an, Katrina sei die Strafe Gottes gewesen für die US-amerikanische Unterstützung des israelischen Rückzugs aus dem Gaza-Streifen.
Gegenüber den Palästinensern nahm Ovadia Yosef eine klare Haltung ein. Er wünschte nicht nur allen, die Israel hassen, die Pest an den Hals, die Arabern als solche wollte er bei Gelegenheit ausgerottet sehen. Ebenso einige nichtarabische Muslime: „Möge Gott sie zerstören und vom Angesicht der Erde tilgen.“
Generell hatte Ovadia Yosef ein fest umrissenes Bild des Verhältnisses von Juden und Nichtjuden. „Die alleinige Bestimmung von Heiden [Nichtjuden] ist es, Juden zu dienen … Wozu sind Heiden gut? Sie werden arbeiten, sie werden pflügen, sie werden die Ernte einbringen. Wir werden dasitzen wie Effendis und speisen. Dazu wurden die Heiden erschaffen.“
Aber auch wenn im idealen Israel Ovadia Yosefs die Heiden gut behandelt werden würden — wie zum Beispiel Esel, die ja, so der Rabbiner, auch nicht zu früh sterben dürfen, wenn sie Nutzen bringen sollen —, hätte auch das Grenzen. Mit autoritativen Verlautbarungen erlaubte der Schriftgelehrte zwar unter anderem, dass Frauen Hosen tragen dürften, nicht aber dass jüdische Ärzte am Sabbat Nichtjuden behandeln; womit er übrigens in bester halachischer Tradition stand.
Dass Ovadia Yosef Homosexualität als "krank" und "pervers" bezeichnet und entschieden verwarf, braucht kaum erwähnt zu werden. Auch damit hielt er sich ja bloß an jahrtausendealte jüdische Überlieferung.
Zweifellos lehnen viele Juden und Jüdinnen Ovadia Yosefs theologische und politische Positionen mehr oder minder entschieden ab. Manche widersprachen ihm (zuweilen er sich auch selbst oder wurde „falsch zitiert“). Aber Ovadia Yosef war keineswegs eine isolierte und einflusslose Gestalt. Im Gegenteil, über Jahrzehnte galt er als die geistliche Autorität des sephardischen Judentums schlechthin, seine Bücher sind weit verbreitet, seine Auslegungen der verbindlichen Texte fanden Beachtung und wurden vielfach selbst verbindlich, seine die Zahl seiner Anhängerschaft ist Legion. Nicht, dass alle seiner Bewunderer einen lupenreinen ultra-orthodoxen Lebensstil pflegen, vielen genügt es wohl schon, sich an seiner kompromisslosen Haltung und seinen extremen Äußerungen zu erfreuen.
Ohne schlechtes Gewissen hassen zu dürfen, ist immer noch das erfolgreichste Angebot, dass die Bösewichter dieser Welt den Menschen machen können. Die Erlaubnis, im Namen der eigenen Religion, Ideologie, Partei, Klasse, Rasse usw. alle anderen bedenkenlos zu verachten, nach Möglichkeit wie Dreck zu behandeln oder bei Bedarf umzubringen, ist für viele verführerisch. Wer hört es also nicht gern, dass er einem auserwählten Herrenvolk angehört, das immer im Recht ist und dem sich alle anderen Völker (hebräisch gojim, auch als Heiden übersetzt) unterwerfen müssen?
Ovadia Yosef hat unzählige Menschen zum Bösen verführt. Er ist tot. Sein Gedankengut lebt. Möge er nicht in Frieden ruhen.
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