Donnerstag, 11. November 2021

Balken und Splitter (27)

Es ist ja küchenpsychologisch unschwer zu erklären, warum sich Coronagläubige immer mehr in Bestrafungsphantasien für Ungeimpfte hineinsteigern ― wobei manche noch zwischen der bloßen Genugtuung, dass die ja alle erkranken und vielleicht sterben werden, und explizitem Tötungswunsch schwanken. Da haben sie alles brav mitgemacht, sich gehorsam weggesperrt, freudig auf allerhand Annehmlichkeiten verzichtet, haben wie verrückt durch Masken geatmet, sich jedem geforderten oder bloß angeboten Test unterzogen und sich vor allem selbstverständlich ein-, zwei-, dreimal impfen lassen ― und dann kollabiert das Narrativ. „Impfdurchbrüche“, wo man hinschaut, Maskenpflicht und „lockdowns“ als unwirksam erwiesen, Inzidenzen steigen und steigen, und obwohl keiner so richtig weiß, was genau als Intensivbett gezählt wird und wer warum darin liegt, ist die Lage in den Krankenhäusern eindeutig katastrophal, das hört und sieht man ja täglich in Tefau und Zwischennetz. Kein Ende des Ausnahmezustandes in Sicht, jedes von der Obrigkeit gegebene Versprechen auf baldige „Normalität“ immer wieder gebrochen. Dafür muss es doch Schuldige geben. „Wenn ich mich unterworfen und alles gemacht habe, was man von mir verlangt hat“, denkt der Konformist, „dann müssen es doch diese Abweichler sein, die mich um den Erfolg meiner Kriecherei (inklusive Beschimpfung aller Nichtkriecher) bringen! Ich will Rache! Dieses Gesocks darf mir das Leben nicht vermiesen! Rübe ab! Wenn ich auch selber bloß ein kleines Würstchen bin, so bin ich doch mächtig, wenn ich mich mit der Macht identifizieren und die gegen mich und alle gewandte Aggression gegen die wende, die das alles von Anfang an nicht wollten, die die mich und alle einschränkenden ‘Maßnahmen’ immer schon ablehnten und die mir dauernd sagen, ich müsse gar keine Angst haben.“

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