Montag, 13. Mai 2024

Aufgeschnappt (bei Günter de Bruyn)

Während die Ethik verfällt, wird die Technik verfeinert.

Aufgeschnappt (bei Emmanuel Mounier)

An dem Tag, wo wir uns per Dekret effiziente Impfstoffe verabreichen lassen müssen, werden wir nicht mehr an der Krankheit leiden, sondern am Arzt. Am Anfang erscheint das unbedeutend: die Zwänge werden im Nmen offensichtlich vernünftiger Prinzipien der Hygiene, der Moral, der Ästhetik, der Zivilisation unterbreitet, so dass man sie akzeptiert; man hat dabei, in den Händen von Spezialisten, ein gewisse Gefühl der Sicherheit, und das rechtfertigt einige Opfer.

Mounier schieb das 1930.

Aufgeschnappt (bei Günter der Bruyn)

Staaten waren für mich ein nicht notwendiges Übel. Sie okkupierten mich und meine Gegend und maßten sich an, Grenzen zu ziehen, wo es für mich keine gab.

Montag, 6. Mai 2024

Darf man Politiker verprügeln?

Darf man Politiker (oder Politikerinnen) verprügeln? Das hängt davon ab, ob man überhaupt jemanden verprügeln darf. Wenn man niemanden verprügeln darf, dann auch Politiker (oder Politikerinnen) nicht. Wenn man aber doch irgendwen nach Belieben verprügeln darf, was mich sehr wundern würde, dann eben auch Politiker (und Politikerinnen).
Ganz bestimmt gelten jedenfalls für Politikerinnen und Politiker keine besonderen Schutzrechte, die das Verprügeln bei ihnen mehr verbieten als bei anderen. Und schon gar nicht deshalb, weil sie so furchtbar ehrenwerte Menschen sind, die sich zum Nutz und Frommen aller demokratisch engagieren. Soll man ihnen etwa auch noch dankbar dafür sein, dass sie eine korrupte Scheindemokratie am Laufe halten, die die Reichen reicher macht und die Massen verblödet, die wichtiger Teil einer Weltordnung ist, die Hunderte von Millionen von Menschen in Elend, Unterdrückung, Krieg, Ausbeutung und Unbildung festhält? Jeder einzelne Politiker (und jede einzelne Politikerin) muss sich fragen lassen: Mache ich mit meinem Engagement etwas gegen das Unrecht in der Welt oder trage ich dazu bei? (Jeder einzelne Wähler und jede einzelne Wählerin übrigens auch.)
Gründe zum Verdreschen gäbe es also genug. Wenn es nach mir ginge, würde gleich einmal bei der AfD* angefangen. Diese Nazis sollte man, wenn man dürfte, so verprügeln, dass sie sich nie wieder trauen, ihr stinkendes Maul aufzumachen. Dann kämen die Antisozialterroristen von der FDP und der CDU/CSU** an die Reihe, denen nie etwas anderes einfällt, als auf Arme und Schwache einzuprügeln, rhetorisch und legislatorisch. Dann die Sozen, die auch nicht besser sind, nur peinlicher, weil sie sich fürs kleinere Übel halten. (Mir doch wurscht, ob die Neoliberalen schwarz, rot oder gelb gefärbt sind.) Die Grünen brauchte man dann schon gar nicht mehr zu verdreschen, die hätten bis dahin bereits mitbekommen, woher der Wind weht, und würden bitterlich weinen, weil sie ihre ökologischen und sozialen Ansprüche nie umgesetzt haben, wenn sie bloß mitregieren durften, und würden hoch und heilig Besserung versprechen.
Aber das alles geht ja nicht, weil Verprügeln nun einmal verboten ist. Und das ist gut so, sonst gäb’s Bürgerkrieg. Wer will den schon? Und wer würde ihn gewinnen? Sehr wahrscheinlich die Falschen, weil viel zu viele Deppen Politikerinnen und Politiker aus den falschen Gründen hassen. Das Gesindel, das nichts als Scheiße im Kopf (und im Herzen) hat, wird ja täglich mehr, und seine Worte und Taten spielen nur denen in die Hände, die fürs Weiterso sind. Was so gesehen leider nicht das Schlechteste ist, denn es geht offensichtlich immer noch schlimmer. Das Gesindel, das regiert, ist skandalöserweise das Bollwerk gegen das Gesindel, das zum Glück noch nicht an der Macht ist. Schluss also mit der Verrohung! Haben wir uns bitte alle wieder lieb und tanzen Hand in Hand in die untergehende Sonne
 
* In Ösiland: FPÖ.
** In Ösiland: ÖVP.

Freitag, 3. Mai 2024

Dr. Affe

Man lese und staune: In einer Fachzeitschrift berichten Wissenschaftler, sie hätten einen wild lebenden Orang-Utan dabei beobachtet, wie er eine Wunde mit einer Heilpflanze behandelt habe. Der Affe habe die Pflanze zunächst zerkaut, den Saft auf eine Verletzung an seiner Wange aufgetragen und dann aus den Blättern eine Art Pflaster gemacht.
Der Zweck eines solchen Berichts und einer solchen Meldung in diversen Medien ist ziemlich offensichtlich: Die Menschen, die derlei lesen (oder hören), sollen voller Bewunderung für die intelligente Leistung des Tieres sein und die Nähe, gar Ähnlichkeit von Menschenaffe und Mensch staunend und befriedigt zur Kenntnis nehmen. Das wusste man ja, der Mensch ist auch nur ein Tier, zumal manche Tiere ja fast wie Menschen sind.
Man könnte freilich auch die Perspektive umkehren und sagen: Seht her, wie primitiv eigentlich die Medizin ist! Sogar Affen können Medikamente fabrizieren und anwenden.
Nun ist es eigentlich nichts Neues, dass Tiere instinktiv ahnen, was für sie gut sein könnte. Hunde mit Verdauungsproblemen fressen Gras, damit sie besser Kotzen können. Usw. Findet man das auch menschlich?
Doch der Sprung über den Graben, der ontologisch und ethisch Menschen von Tieren unterscheidet, also die Humanisierung von Tieren und die Bestialisierung von Menschen, schiene mir erst dann glaubwürdig, wenn die Viecher ihre Heilmittel abfüllen und ihren Artgenossen für teures Geld verkaufen würden …

Donnerstag, 2. Mai 2024

Notiz über den Bergwald (9. Oktober 2005)

Der Bergwald unterscheidet sich vom sonstigen Wald dadurch, dass er eben nicht nur tief sein kann, sondern auch hoch. Der gewöhnliche Wald mag unwegsam und schwer zu durchdringen sein, aber letztlich kann er, indem man sich einen Weg bahnt, durchdrungen werden. Der Bergwald braucht gar nicht undurchdringlich zu sein, es genügt, dass er steil ist, um unwegsam zu sein. Seine Unmenschlichkeit (Menschenlosigkeit) ist nachdrücklicher, womöglich anhaltender als die anderer Wälder. Er ist enthoben. (Vielleicht ist der Berg jenseits der Baumgrenze ein Wald ohne Bäume.)
Die Bäume des gewöhnlichen Waldes stehen im Weg. Die Bäume des Bergwaldes stehen dort, wo keine Wege sind.
Die Erfahrung des Urtümlichen. Auch das Archaische hat seine regionalen Differenzierungen. Urlandschaften. Das Unmenschliche als das Menschenlose, aber eben auch Grausame, Gewaltsame, Ungebändigte, Rohe.

Aufgeschnappt (bei E. Randol Schoenberg)

There are only two types of people: the people who know they are crazy and the peple who have know idea they are crazy. I at least know Im crazy.