Donnerstag, 2. Mai 2024

Notiz über den Bergwald (9. Oktober 2005)

Der Bergwald unterscheidet sich vom sonstigen Wald dadurch, dass er eben nicht nur tief sein kann, sondern auch hoch. Der gewöhnliche Wald mag unwegsam und schwer zu durchdringen sein, aber letztlich kann er, indem man sich einen Weg bahnt, durchdrungen werden. Der Bergwald braucht gar nicht undurchdringlich zu sein, es genügt, dass er steil ist, um unwegsam zu sein. Seine Unmenschlichkeit (Menschenlosigkeit) ist nachdrücklicher, womöglich anhaltender als die anderer Wälder. Er ist enthoben. (Vielleicht ist der Berg jenseits der Baumgrenze ein Wald ohne Bäume.)
Die Bäume des gewöhnlichen Waldes stehen im Weg. Die Bäume des Bergwaldes stehen dort, wo keine Wege sind.
Die Erfahrung des Urtümlichen. Auch das Archaische hat seine regionalen Differenzierungen. Urlandschaften. Das Unmenschliche als das Menschenlose, aber eben auch Grausame, Gewaltsame, Ungebändigte, Rohe.

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