Freitag, 3. Mai 2024

Dr. Affe

Man lese und staune: In einer Fachzeitschrift berichten Wissenschaftler, sie hätten einen wild lebenden Orang-Utan dabei beobachtet, wie er eine Wunde mit einer Heilpflanze behandelt habe. Der Affe habe die Pflanze zunächst zerkaut, den Saft auf eine Verletzung an seiner Wange aufgetragen und dann aus den Blättern eine Art Pflaster gemacht.
Der Zweck eines solchen Berichts und einer solchen Meldung in diversen Medien ist ziemlich offensichtlich: Die Menschen, die derlei lesen (oder hören), sollen voller Bewunderung für die intelligente Leistung des Tieres sein und die Nähe, gar Ähnlichkeit von Menschenaffe und Mensch staunend und befriedigt zur Kenntnis nehmen. Das wusste man ja, der Mensch ist auch nur ein Tier, zumal manche Tiere ja fast wie Menschen sind.
Man könnte freilich auch die Perspektive umkehren und sagen: Seht her, wie primitiv eigentlich die Medizin ist! Sogar Affen können Medikamente fabrizieren und anwenden.
Nun ist es eigentlich nichts Neues, dass Tiere instinktiv ahnen, was für sie gut sein könnte. Hunde mit Verdauungsproblemen fressen Gras, damit sie besser Kotzen können. Usw. Findet man das auch menschlich?
Doch der Sprung über den Graben, der ontologisch und ethisch Menschen von Tieren unterscheidet, also die Humanisierung von Tieren und die Bestialisierung von Menschen, schiene mir erst dann glaubwürdig, wenn die Viecher ihre Heilmittel abfüllen und ihren Artgenossen für teures Geld verkaufen würden …

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