Mittwoch, 3. November 2021

Straßenverkehrsordnung und Impfzwang

Schon seit langem sage ich, dass man wohl ziemlich bescheuert sein muss, um die Verpflichtung zur Einhaltung der Straßenverkehrsordnung einerseits und einen Impfzwang andererseits sachlich oder ethisch gleichzusetzen. Und dann höre genau solchen Blödsinn jetzt von Noam Chomsky? Nun gut, ein Zweiundneunzigjähriger darf senil sein. Das gibt ihm freilich nicht das Recht, „Ungeimpfte“ als „Killer“ zu diffamieren und ihre (freiwillige?) Absonderung zu fordern.
Leute mit dem Auto nicht zu überfahren, ist keine Frage der Straßenverkehrsordnung, sondern wäre auch ohne eine solche ein Verbrechen und unethisch. (Straßenverkehrsordnungen gibt es ja erst, seit man alle anderen vor den Autofahrern schützen muss. Es ist bemerkenswert, alte Filmaufnahmen vom Anfang des 20. Jahrhunderts zu sehen, wo die Leute ungeniert zu Fuß die Hauptverkehrsstraßen queren können, weil nur ab und zu ein Karren oder eine Kutsche vorbeikommt.) Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung sind allerdings in den seltensten Fällen tödlich. An der Kreuzung bei Rot über Straße zu gehen, weil man sieht, dass weit und breit kein Auto kommt, ist sogar ein Gebot der Vernunft, mag es auch als Ordnungswidrigkeit gelten. Verkehrsregeln sind also sehr unterschiedlich in ihrer Funktion, ihrer Stichhaltigkeit und ihrer Sanktionierung. Ihre sinnvolle Anwendung ist vernünftig und nützt jedem, der am Straßenverkehr teilnimmt, zumal der Tendenz nach Schwächere (etwa Fußgänger) vor Stärkeren (etwa Autofahrern) geschützt werden.
Ein Impfzwang besteht oder besteht nicht. Man kann gegen eine Impfpflicht verstoßen, aber nicht etwas mehr oder etwas weniger. Allerdings meines Wissen besteht ohnedies weder in den USA noch sonstwo eine allgemeine direkte Impfpflicht. Wenn der Staat so sicher wäre, das Impfen nicht nur etwas Gutes, sondern Ungeimpftsein ein Verbrechen wäre, müsste er eine solche Impfpflicht nicht einführen? Dass er es nicht tut, verrät doch, dass er weiß, dass sie unhaltbar wäre. Nämlich auch sachlich gar nicht begründbar. Dazu komme ich gleich.
Zunächst aber gilt es festzuhalten: X. stirbt nicht an oder mit Covid-19, weil Y. nicht geimpft ist. Eine solche Relation ist weder individuell, noch bezogen auf die Bevölkerung gegeben. Ungeimpfte für den Tod anderer verantwortlich zu machen ist so, als sagte man, Autofahrer seien per se „Killer“, weil es bei Verkehrsunfällen, an denen Autofahrern beteiligt sind, Tote gibt. Das ist völlig absurd.
Zumal nachweislich auch Geimpfte infektiös sein können. Wie sie ja sehr wohl auch erkranken und sterben können. (Der Umfang ist strittig, auch deshalb, weil zweifellos Statistiken manipuliert werden.)
Zudem zeigt die Forderung nach einer dritten Impfung, wie wenig wert der „Impfschutz“ in Wahrheit ist und wie wenig Hersteller und Staat ihre Versprechen von einem Ende der Pandemie durch Impfen, Impfen, Impfen einhalten (können oder wollen). Selbst wenn durch Impfungen die Zahl von Infektionen, Erkrankungen, Todesfällen vermindert würde, so wäre diese Zahl doch selbst bei (vorübergehend) vollständiger Impfung niemals Null.
Menschen sterben an Krankheiten. So ist das Leben. Viele Krankheiten wären vermeidbar. Das ist Lebensstil, das ist Politik. Eine einzige, von ihrer Infektionsmortalität her unbedeutende virale Erkrankung herauszupicken und sie zur einzig relevanten Gefahr zu stilisieren, ist absolut bescheuert. Es sterben mehr Menschen durchs Rauchen (auch das passive) als angeblich an und mit Covid-19. Mir ist nicht bekannt, dass Raucher als Killer bezeichnet und ihnen empfohlen wird, sich aus der Gesellschaft zurückzuziehen.
Chomskys kaltschnäuzige Reaktion auf die Frage, wie denn die abgesonderten, aus der Gesellschaft ausgeschlossenen und somit von Ressourcen abgeschnittenen Ungeimpften mit ihrer Lage zurechtkommen sollten, etwa sich beispielsweise Lebensmittel verschaffen, wenn sie nicht einkaufen dürfen, seine Antwort also, wie die Ungeimpften zu Nahrung kämen, sei ja deren Problem ― diese Kaltschnäuzigkeit erinnert mich an die Unmenschlichkeit der Nazis, die ja auch sagten, wovon die Juden in den Ghettos leben sollten, sei ihnen völlig egal.
Wenn schon, dann ist Noam Chomsky ein rhetorischer Killer, ein Dummschwätzer, dessen Greisengebrabbel Menschenleben gefährdet und Menschenwürde und Freiheitsrechte sowieso. Ich sage nicht: Sperrt ihn weg. Ich sage nur: Erkennt, was er für Quatsch redet und fahrt ihm bei Gelegenheit übers Maul.

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