Freitag, 26. November 2021

Wie dumm darf man sein?

„Ich bin froh, dass ich mich ab morgen ein drittes Mal impfen lassen darf, da ich weiß, dass ich nur durch Zufall in eine westliche Industrienation geboren wurde, in der mir auch noch eine dritte Impfung gegen Covid-19 kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Für mich selbst ist es unvorstellbar, ein Impfangebot abzulehnen, das andere und mich schützt, während Menschen anderswo darum kämpfen, überhaupt eines zu bekommen. Ich lasse mich auch impfen, um diese Pandemie schnellstmöglich zu beenden und mich wieder voll und ganz den wirklich wichtigen Dingen widmen zu können.“
Wie dumm darf man eigentlich sein? Anders gefragt: Wie dumm kann man sich von der Lügenpropaganda machen lassen? (Zumal als Akademikerin, denn bei einer solchen habe ich die zitierten Sätze lesen müssen.)
Der Reihe nach. Zunächst zu der seltsamen Dankbarkeit gegenüber dem Sozialstaat und dem Zufall der Geburt. Es stimmt, dass die Menschen im Globalen Norden gegenüber denen im Globalen Süden privilegiert sind. Zum Beispiel durch ein mehr oder minder funktionierendes und für den Einzelnen zum Teil bezahlbares Gesundheitssystem. Aber der Sozialstaat ist eben auch ein Staat, und als solcher verfolgt er Zwecke, die nicht im Sinne seiner Untertanen sind. Beispielsweise sind Impfungen nicht kostenlos. Sie kosten im Gegenteil Milliarden und Abermilliarden, die aus Steuergeld bezahlt werden. Der Staat verschenkt nichts, was er nicht anderswo her zwangsweise herbeigeschafft hat. Und wie immer geht es darum, die Reichen reicher zu machen und den Rest in Schach zu halten. Für den Impfwilligen ist die Impfung umsonst, stimmt, aber für die Pharmakonzerne ist sie ein Bombengeschäft.
Dass anderswo darum gekämpft würde, geimpft werden zu dürfen, ist mir neu. In den ärmsten Ländern der Welt ist das jedenfalls nicht der Fall. Die können sie sich die Pandemie gar nicht leisten. „Corona“, ohnehin nur ein Effekt sinnloser Testerei, poltischer Panikmache und medialer Hysterie, kommt beispielsweise fast überall in Afrika, wo der Arm der Testmafia nicht hinreicht (oder nichts zu holen findet), gar nicht vor. Oder nur als weiteres Argument für staatliche Repression.
Es mutet mich auch etwas seltsam an, dem alten rhetorischen Mütter-Trick ― „Iss deinen Teller leer, in Afrika hungern die Kinder“ ― im Zusammenhang mit Impfungen wiederzubegegnen. Niemand, der angeblich irgendwo darum kämpft, geimpft zu werden, hat etwas davon, wenn sich jemand in einer westlichen Industrienation zum dritten Mal impfen lässt. Das Gegenteil könnte man, wenn man denn wollte, eher argumentieren: Die Reichen nehmen den Armen die Impfstoffe weg. Wie wäre es denn also damit, aus internationalistischer Solidarität auf die Drittimpfung zu verzichten, bis alle auch im hintersten Winkel der Erde ein „Impfangebot“ erhalten haben?
Aber so ist das mit der gewollten „Unvorstellbarkeit“: Man steht sich damit oft selbst im Wege. Und erst Recht der Vernunft und der moralischen Kompetenz. Anders gesagt: Man verblödet sich selbst. Dass es der Impffanatikerin nicht einmal mehr vorstellbar ist, sich nicht impfen zu lassen, ist unvorstellbar dumm, denn das heißt doch nur, sämtliche Gründe (dumme wie kluge), die jemand dafür haben kann, sich nicht impfen zu lassen, a priori abzuwerten und auszulöschen. Für die selbstherrlich Verdummte kann es solchen Gründe schlicht nicht mehr geben. Dabei brauchte sie sie sich gar nicht einmal „vorzustellen“, weil sie sie vielerorts nachlesen könnte. In privaten Meinungsäußerungen und in wissenschaftlicher Literatur.
Aber warum sollte man sich für die Realität, die immer auch die der anderen ist, interessieren, wenn man sich seine eigene basteln kann, die doch zudem noch den Vorzug hat, mit dem übereinzustimmen, was die Obrigkeit für Realität zu halten von einem verlangt? Egal, ob das freudig akzeptierte Realitätskonstrukt einer Überprüfung Stand hält oder nicht oder ob man eine solche Prüfung eher lassen muss.
Dass die Impfung (nicht das Impfangebot …) die Geimpften und andere schützt, ist doch wohl zumindest fraglich. Es sei denn, es ist gemeint: Vor der Konfrontation mit der Realität (es sei denn, die gar nicht so seltenen Impffolgen zwingen einen dazu) und vor allem vor dem Dissens mit dem offiziellen Narrativ und vielleicht vor dem Entzug von Grundrechten. Leider ist nicht einmal letzteres der Fall. Denn das Narrativ wird häufig geändert und „Lockdowns“
, siehe Österreich, und andere Ausschlüsse können auch Geimpfte treffen. Die Coronagläubigen müssen eben nicht nur an etwas Irreales glauben, sie müssen ihren Glauben auch über massive kognitive Dissonanzen hinweg bewahren.
Dass es mit dem „Schutz“ vor Infektion und dem Infizieren anderer nicht weit her ist, ist so offensichtlich, dass dieser Teil des Impfmärchens selbst von den kaltschnäuzigsten Propagandisten nur noch in abgeschwächter Form aufrecht erhalten wird. Erst hieß es bekanntlich: Mit zwei Impfungen ist man vollständig geschützt. Dann hieß es: Na ja, in gewissem Umfang. Dann war von raschem Nachlassen der Schutzwirkung die Rede und der Notwendigkeit des „Boostern“. Inzwischen ist klar, dass auch das nicht genügen wird, um auch nur geschönte Statistiken zu erlauben, sondern dass nach dem Boostern vor dem Boostern ist und (je nach Optimismus) ein, zwei, drei Mal im Jahr eine Auffrischung nötig sein wird, damit überhaupt noch eine (gewünschte) Impfwirkung nachweisbar ist.
Und der Schutz vor „schweren Verläufen“ und Tod? Wird nach wie vor behauptet, schon um den Ungeimpften die Schuld an trotz all der Impferei steigenden Infektionszahlen (also positiven PCR-Testergebnissen) und der gekonnt dramatisierten Belegung von Intensivbetten geben zu können. Aber viel spricht nicht dafür und sogar einiges dagegen. In England waren zuletzt 88 Prozent der „Corona-Toten“ zwei- bis dreifach geimpft. Nun ist ja klar: Je höher die Impfquote, desto mehr Geimpfte unter den Kranken und Toten „an und mit Covid-19“. Allerdings scheinen einer Studie aus Harvard zu Folge sogar die absoluten Zahlen der „Infektionen“ zuzunehmen, je mehr in einer Bevölkerung geimpft sind … 
Ja, ja, es gibt Statistiken und Studien und es gibt andere Statistiken und andere Studien, ich verstehe schon, dass man sich sagt, als medizinischer Laie könne man sich da kein Urteil erlauben, das sei Vertrauenssache. Ich selbst vertraue zugegebermaßen eher den Kritikern der hegemonialen Erzählung (also den „Schwurblern“); jemand anderes wird Gründe haben, der offiziellen Darstellung zu glauben.
Was aber, wenn selbst die offizielle Darstellung den Glauben an das offizielle Narrativ von der (positiven) Wirkung des Impfens untergräbt ― oder untergraben müsste, wenn man zu rationaler Weltwahrnehmung noch willens und fähig wäre: Was ist zum Beispiel mit dem Staat Israel und seiner phantastisch hohen Impfquote, wo trotzdem gerade eine „Welle“ durchs Land schwappt, die die Politik schon wieder zu allerhand Restriktionen verführt?
Nein, Impfen schützt weder den Geimpften noch andere im versprochenen noch im rational erwartbaren Umfang vor Infektion, Erkrankung, Tod. Den Kinderglauben an den gütigen Vater Staat, der einem Schutz vor den Unbilden des Lebens gewährt, kann man sich abschminken. Und die von der Politik auf unverantwortliche Weise beschenkte und vor jeder Verantwortung bewahrte Pharmaindustrie ist schon gar nicht die gute Fee, die einem ohne Hintergedanken drei Wünsche erfüllt.
Der Wunsch, durch die jetzigen Impfungen die Pandemie zu beenden, noch dazu „schnellstmöglich“ ist verständlich, aber absolut realitätsfremd. Das Virus verschwindet nicht, schon gar nicht durch Vakzine, die nicht besonders gut vor ihm schützen. Tests werden das Virus (in immer neuen Varianten) immer weiter feststellen können. Die Pandemie bleibt. Bis damit kein Geld mehr zu machen ist. Dann wird es heißen: So, damit können wir jetzt leben, nächstes Thema.
Und nach der Pandemie käme wieder „Normalität“? Als ob vor 2020 irgendetwas an den gesellschaftlichen Verhältnissen normal gewesen wäre ― wenn man nicht die Gewöhnung an Unrecht und das Einrichten im privaten Glück zum Maßstab nimmt, sondern Normen wie Gerechtigkeit, Freiheit, Menschenwürde anlegt. Der Kapitalismus ist mit und ohne Coronakrise Scheiße, und ich sehe nicht, warum die Dauerkrise, die er nun einmal darstellt, besser ist, wenn man sie nicht durch den Terror eines im Machtrausch Amok laufenden Staats auch in den reichen Ländern spürt, sondern Ausbeutung, Zerstörung und Verblödung nur immer bei anderen unverkennbar sichtbar werden. Wogegen haben beispielsweise die „Warnwesten“ eigentlich demonstriert, wenn vor Corona alles besser war?
Sich wieder den wirklich wichtigen Dingen widmen können: Eine frommer Wunsch. Verständlich und sympathisch. Aber wäre nicht eines der wichtigsten Dinge im Leben, sich nicht dumm machen zu lassen und Lüge und Unvernunft entschieden entgegenzutreten? Und siehe da, das kann man sogar noch während der Pandemie machen! Oder könnte man. Wenn man nicht so willig noch die dümmsten Lügen schluckte und brav alles mitmachte, was einem von den Herrschenden abverlangt wird.

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