Sonntag, 27. April 2025

Notiz zur Zeit (247)

Ein toter Papst ist ein guter Papst: Dass darf man daraus schließen, dass die Lobeshymnen auf den jüngst verschiedenen Pontifex geradezu überschnappen. Während zu seinen Lebzeiten keine Rede davon sein konnte, dass Politiker auf ihn gehört oder Gläubige seinewegen die Kirchen gefüllt hätten, wird jetzt pber ihn geradezu Phantastisches erzählt. Nahbar sei er gewesem von großer Einfachheit, ein Freund der Armen und des Friedens.
Ach ja, wer erinnert sich nicht, wie unterm Pontifikat vom Franzl  der Welthunger und die Weltarmut beseitigt wurden und alle Kriege endeten!
Im Ernst: es mag ja sein, dass der Papst schöne Dinge gesagt hat, richtige und wichtige sogar, aber was hat er eigentlich getan? Was bewirkt? Da sieht es doch recht mager aus. Außer einem Herumfuhrwerken an internen Strukturen (die lächerliche Umbenennung fast aller kurialen Institutionen in Dikasterien zum Beispiel) und fragwürdigen Personalentscheidungen gibt es da wenig.
Ein entschiedenes Eintreten für  die unverzerrte Lehre der Kirche: Fehlanzeige. Das Anstellen liturgischer Wildwüchse und ein Rückkehr zu guten Trditionen: Fehlanzeige. Zurückweisung der Machtansprüche von Frauen und Laien und Hervorhebung des Wertes der weihepriesterlichen Hierarchie: Fehlanzeige. Stattdessen hockte in dem hässlichen Gästehaus Santa Marta und erweckte den Eindruck, als brauche die katholische Kirche Reformen (um endlich prorestantisch zu werden), aber er sei zu dumm oder zu schwach, um sie mit Schwung einzuführen, weshalb er es wdersprüchlich ungeschickt und tröpfchenweise tat.
Und politisch? Große Themen, große Worte, mäßiges Medienecho und null Effekt. Nicht, dass einem Papst große Machtmittel zur Verfügung ständen. Und die wenigen, die er hat, das ist klar, muss er vorsichtg einsetzen, um nicht blank darzustehen und die Gläubigen nicht schutzlos repressiven Reaktionen auszusetzen. Aber man kann nicht gleichzeitig das soziale und ökologische Unrecht des Kapitalismus kritisieren und dann mit Politikern plaudern, die genau dieses Unrecht forcieren. Da solche Begegnungen bloß symbolischen Charakter haben (Bildchen fürs Internet) und den Politikern wurscht ist, was der Papst dabei redet, könnte man derlei auch ersatzlos streichen. 
Und weshalb nicht scharf Stellung beziehen vor demokratischen Wahlen? Katholiken mit guten Gründen verbieten, den Ehebrecher, Lügner, Betrüger und Verfolger der Armen Donald Trump zu wählen? Die Kiche habe sich in Politik nicht einzumischen? Dann ist sie wertlos. Gebt dem Kaiser, was des Kasers ist, meinetwegen, aber Gott zu geben, was Gottes ist, muss, wenn es einem damit ernst ist, auch bedeuten, politische Entscheidungen am Willen Gottes zu messen. 
Kurzum, ich habe von diesem Papst nie viel gehalten. Zu unintelligent und ungebildet, zu willkürlich und unbedacht schien er mir, dazu diese grässliche Sprache (durch kolonialspanischen Akzent gelähmtes Italienisch), diese aufgesetzte Bescheidenheit, dieses mangelnde Sensibilität gegenüber Traditionellem und Schönem, dieses dämliche Grinsen und die unterschwellige Aggressivität - alles nicht mein Fall. Musste es ja auch nicht sein. Um solchen Hierarchen nicht zu unterstehen, habe ich mich ja schon vor Jahrzehnten abkoppelt von dieser Kirche, die sich nicht ernst nimmt und die man in weiten Teilen (und eben in diesem Fall an der Spitze) nicht ernst nehmen kann. 
Franz war ein Symptom für vieles, woran der mystische Leib Christi krankt. Anpassung an den Zeitgeist wird keine Heilung bringen, sie ist vielmehr die Ursache. Möge der nächste Bischof von Rom zur Lösung gehören, nicht zum Problem.

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