Dienstag, 8. April 2025

Ermöglichung, nicht Einschränkung

„Menschliches Bewusstsein ist ja notwendig Bewusstsein von etwas und damit in jedem seiner Akte eingeschränktes Bewusstsein.“ Was für ein Unsinn! Dass Bewusstsein notwendig gegenständlich ist, ist doch keine Einschränkung, sondern im Gegenteil Ermöglichung. „Reines“, also gegenstandsloses Bewusstsein, wäre Bewusstsein von nichts, also gar kein Bewusstsein. Man würde ja wohl auch nicht sagen, weil Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten immer Wahrnehmung von etwas (und sei es etwas Unbestimmtes) ist, sei Wahrnehmen „eingeschränkt“; als ob „reines“ Sehen, also Sehen von nichts, nicht Blindheit wäre, sondern uneingeschränktes Sehen.
Ein ähnliches Missverständnis besteht bei der bekannten Formal „Die Freiheit des einen hört dort auf, wo die des anderen aufhört“. Auch hier ist das Gegenteil richtig. Das liberalistische Konzept, dass die Subjekte nur als Konkurrenten begreift, verfehlt das Eigentliche des menschlichen Daseins, das im Miteinander Voraussetzung und Erfüllung hat. Meine Freiheit wird zwar durchaus durch die Freiheit jedes anderen bedingt, das heißt aber: ermöglicht. Es gilt (das anarchistische Konzept): Keiner ist wirklich frei, wenn es nicht alle sind. Meine Freiheit beginnt also dort, wo die eines anderen beginnt, weil ich seine und er meine ermöglicht.

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