Freitag, 18. April 2025

„Ich fühle Furz von anderem Planeten“ *

Einmal mehr verkünden die Sternenkundler, sie hätten womöglich irgendwo draußen im Weltall Auerirdische entdeckt. Genauer: auf einem 124 Lichtjahre entfernten Planeten Gase festgestellt, die auf der Erde nur von Lebewesen erzeugt würden, weshalb diese Gase vielleicht, vielleicht auch nicht, Anzeichen von außerirdischem Leben seien. Dazu könnte man einiges anmerken: Beobachter worden können diese Gase nicht, die Entfernung ist zu groß (1,17 Billiarden Kilometer, das ist 156.405-mal die Entfernung des Pluto von der Erde), also wurden sie nur errechnet. Was auch immer da festgestellt wurde (oder nicht), es ist 124 Jahre her. Und dann, selbst wenn es sich tatsächlich um dieselben chemischen Verbindungen wie auf der Erde handelt, wer sagt, dass sie dort auf „K2 – 18b“ nicht unter ganz anderen Bedingungen entstanden? Die Algen, die auf der Erde das Gas erzeugen (vulgo „furzen“), sind recht schlichte Lebensformen. Mag sein, dass die in ihnen vorkommende chemische Reaktion anderswo andere Ursachen hat. Kann man beweisen, dass das nicht möglich ist?
Die entscheidende Frage ist freilich eine ganz andere: Warum möchten Menschen so verzweifelt daran glauben, dass es außerirdisches Leben gibt? Die Antwort ist einfach: Damit das irdische Leben seine Besonderheit verliert. Leben, das menschlicher Erfahrung nach nie und nirgends aus Totem „von selbst“ entsteht, soll doch bitte, bitte genau das tun. Damit ein intentionaler Schöpfungsakt in Frage gestellt wird. (Was er selbstverständlich nicht wird: Wenn Gott auf der Erde Leben erschafft, kann er das auch auf „K2 – 18b“.) Damit alles Leben ein Zufall ist, das menschliche Leben inbegriffen. Damit alles zufällig und sinnlos ist. Damit alles verwertet werden und mit allem immer mehr Profit gemacht werden kann.
Gott ist tot, lautet ein Dogma der Moderne. Algen furzen, könnte ein anders lauten. Wir sind nicht allein, aber sehr weit weg, könnte man sagen. Irgendwo da draußen lebt irgendwas, das genauso zufällig und sinnlos ist, wie wir. Und dem lebendigen, sinnstiftenden Gott mit seinem ganzen Zubehör von Gnade, Schuld, Sühne, Ewigkeit tanzen wir lustlos auf dem Grab. Wenn wir die Gebühr dafür entrichtet haben ...

* Stefan George: „Entrückung“ (1917): „Ich fühle luft von anderem planeten. / … /“

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