Freitag, 4. April 2025

Zeitvertreib statt Lebenssinn

Wenn die Leute (die meisten schon im Ruhestand) im Tefau nach ihren Hobbys befragt werden, bin ich von den Antworten oft unangenehm überrascht. „Ich fahre gerne Fahrrad.“ Ein Fahrrad ist ein Fortbewegungsmittel. Sich fortzubewegen ist für sich genommen noch keine Freizeitbeschäftigung. Dasselbe gilt für als Hobby angeführte Automobile, Motorräder und dergleichen. Selbst wenn daran geschraubt werden muss. „Wir verreisen gern.“ Mag sein, aber doch nicht jede Woche. Ortswechsel sind kein Hobby. „Mein Hund.“ Ein Haustier ist ein Lebewesen und kein Steckenpferd. „Meine Enkel.“ Um Gottes willen! „Mein Mann.“ Geht’s noch? Was für asoziales Gesocks ist das denn, das Sozialbeziehungen, mögen sie Geschenk oder Last sein, als Freizeitgestaltung betrachtet. So wie vorher in „Beruf und Familie“, oder wie? Wo Ehemann (oder Ehefrau) und Kinder Teil der Doppelbelastung waren, das familiäre Zusammenleben also nicht Sinn und Zweck des Gelderwerbs (neben der Selbsterhaltung), sondern vorübergehendes Beiwerk.
Gewiss gibt es auch Leute, die Volkstanz machen, Kreuzworträtsel lösen, Sonnenuntergänge oder Gänseblümchen photgraphieren, Angeln oder Stricken. Aber selbst all das ist doch bloß Zeitvertreib. Das kann doch kein erfülltes Leben sein. Das dient doch offensichtlich im Gegenteil dazu, die Frage danach, was eine sinnvolle Lebensführung sein könnte, gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Die Leute verschwenden ihr Leben, das einzige, das sie haben, mit oft sinnloser Erwerbsarbeit und völlig sinnbefreiten und noch nicht einmal halbwegs aufregenden Tätigkeiten, die im Grunde nur Vertrödeln und Verblöden sind. Wie bescheuert ist das denn!
Ich verstehe das wirklich nicht. Warum gibt es diese Leute? Interessiert sie das nicht? Sind sie so von ihren Gewohnheiten und der allgemeinen Gewöhnlichkeit zugedröhnt, dass das Ungeheure ― „Ich habe nur dieses eine Leben, daraus muss ich etwas machen!“ bei ihnen nicht aufkommt? Ist ihre Existenz für sie ein Zufall, der irgendwann vorüber ist, nichts, was Gründe, Ursache, Zwecke, Ziele hat, nichts für dessen Gestaltung oder Vergeudung man sich rechtfertigen müsste? Und wäre es nur vor sich selbst … Ich finde das unanständig.

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