Samstag, 19. April 2025

Passion, umgeschrieben

Dass in den Erzählungen vom Leiden und Sterben unseres Herrn und Erlösers der Pöbel „Kreuzige ihn!“ schreit (in den biblischen Texten oder in Vertonungen), deuten heutzutage manche pflichtschuldig als „Ausdruck des kirchlichen Antijudaismus, der dem späteren Antisemitismus den Boden bereitet hat“. Will sagen: Millionen von Menschen wurden vergast, weil antike Autoren (die übrigens der selbstverständlich längst pflichtschuldig bestrittenen Überlieferung nach selbst Israeliten/Judäer waren) besagte Rufe frei erfunden haben.
Denn historisch gesehen (jedenfalls nach der pflichtschuldiger Umarbeitung der Geschichte) war es ganz bestimmt umgekehrt: Die zufällig vorbeikommenden Leute, die gar nicht von der pharisäischen und sadduzäischen Führung angestachelt wurden, riefen: „Tu ihm nichts, o Pilate, dass ist doch unser lieber Rabbi Jehoschua, der ja bloß ein Reformjudentum will und keineswegs von sich sagt, er sei Gottes Sohn!“
Schuld waren am Justizmord also dann die Römer. Ärgerlich, ja skandalös, dass in der Folge die betrügerischen Jünger des Nazareners auch noch seine Auferstehung erfunden haben (wo doch jeder weiß, dass der Mann die Kreuzigung überlebte ― übrigens als einziger Fall in der Geschichte römischer Hinrichtungen ― und dann später nach Kaschmir auswanderte). Da war’s dann vorbei mit Reformjudentum, und das Christentum wurde zur antisemitischen Sekte.
So muss es zumindest sehen, wer seine Pflicht gegenüber dem Zeitgeist erfüllen will, demgemäß Schwarz Weiß ist, Lüge Wahrheit und Ungeist Aufklärung.

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