Samstag, 31. August 2024

Balken und Splitter (106)

Sie werden wieder Nazis wählen. Nicht obwohl, sondern weil. Das mag man erklären können, rechtfertigen kann man es nicht. Es ist widerlich.
 
Wahlen ändern nichts: Das Böse ist existiert bereits. Die Leute sind bereit, Nazis zu wählen, und nicht ganz zufällig sind da Parteien, die das ermöglichen. Die Parteien sind nicht schuld, an der Bereitschaft, sie zu wählen, obwohl sie widerlich sind. Wenn schon, müsste man also nicht Parteien verbieten, sondern deren Wählern und Wählerinnen. 
 
Es gibt welche, und es sind nicht wenige, die Demokratie so sehr lieben, dass sie sie vor ihre falschen Benutzung schützen möchten. Nach dem Motto: Wer nicht so wählt, wie wir das wollen, beschädigt die Demokratie. Im Kern der Liberalität steckt also Illiberalität, die die Intoleranz nicht tolerieren will.

In Wahrheit sind Demokratie und Populismus dasselbe. Nur dass die real existierende Demokratie (in der Regel von der Bourgeoisie geformt zum Zwecke des ungestörten Geschäftsgangs) sozusagen die Bestie des Pöbels zähmt.

Populisten wollen auch nicht, dass sich etwas ändert. Sie wollen lediglich das Bestehende für sich nutzen und dann dessen Unveränderbarkeit neuerlich festschreiben.
 
Populismus behauptet Umsturz und Rückkehr zugleich: Beides ist unwahr.
 
Das Wir-Sein wird im Populismus terroristisch. Das Autoritäre stellt die Autorität in Frage, die es für zu schwach befindet. Die Obrigkeit wird beschuldigt, zu wenig für das Uns zu tun und zuviel für das Die.
 
Egal, wie gut oder schlecht es einem geht, man findet immer jemanden, dem es schlechter gehen soll. 

Identitätsbehauptung durch Identifizierung des Anderen, des Feindes.

Wer wäre mehr „anders“ als der Zuwanderer? Wer schwächer? Wer käme weniger zu Wort? Das perfekte Opfer also, um Gemeinschaft zu stiften. Mögen sie dort verrecken, wo sie eigentlich hingehören!
 
Das ultimative Prinzip des Rassismus. Die müssen sterben, damit wir leben können.

Das sagt man so nicht. Man sagt: Weniger. Kürzen. Einschränken. Abschieben. Ist doch egal, was die wollen und was aus denen wird. Das Leben anderer als Verfügungsmasse des eigenen Imaginären. Die Wünsche anderer zählen nicht. Ihr Elend gilt nicht. Ihr Tod wird nicht unmittelbar gefordert, aber in Kauf genommen.

Nochmals: Das hat mit Protest nichts zu tun. Das ist ein unmoralischer Aufstand gegen Anstand und Geschmack, gegen Geschichtswissen und Verantwortung. Das gibt sich harmlos, weil es ja nur demokratisches Wählen ist. Aber in Wahrheit will es Blut schmecken.

Irgendwann hinterher wird es vielleicht wieder heißen: Das haben wir nicht gewollt. Ab jetzt wollen wir wieder lieb und brav sein. Und genau dann wird sich das nächste Unheil schon vorbereiten.


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