Samstag, 9. April 2022

Balken und Splitter (73)

Herr Franz Griebl (alias „Franzobel“) findet es also hinnehmbar oder (wenn im Gegenzug zur Kapitulation nur bitte kein Krieg mehr stattfindet!) sogar wünschenswert, wenn die Ukraine „kurzfristig von der Landkarte verschwindet“. Ich nehme nicht an, dass irgendwer in der Ukraine sich je für „Franzobel“ interessiert hat (oder das je tun wird); solcher Bodensatz der Literatursimulation wird nur in Schluchtenscheißistan und bei den traditionell geschmacksunempfindlichen Teutonen nach oben gespült. Also erlaube ich mir zu sagen, was zu sagen ist: Es würde mich nicht stören, wenn „Franzobel“ verschwände. Nicht nur von der Landkarte und nicht nur kurzfristig.

Was hat Deniz Yücel, der Präsident des deutschen PEN-Zentrums, verbrochen, dass ihn 36 PEN-Mitglieder (darunter der Österreicher Josef Haslinger und der ewige DDR-ler Christoph Hein) „aus dem Amt jagen wollen“? Er hat eine Flugverbotszone über der Ukraine befürwortet. Ungeheuerlich! Blanker Militarismus! Unerträgliche Kriegshetze! Das geht gar nicht: Durch eine Flugverbotszone würden ja die Verteidigung der Ukraine gestärkt, Menschenleben gerettet und Putins Sieg verhindert. Dem stemmen sich die empörten Schreiberlinge mit aller Kraft entgegen. Man sollte sich ihre Namen merken um nicht versehentlich mit dem aufzuhören, was ich bei fast allen schon bisher aus vielerlei Gründen getan habe: Ihre Bücher nicht zu lesen. 
Um es klar zu sagen: Ein Präsident eines PEN-Zentrums (immerhin einer „Menschenrechtsorganisation“ wie Yücels Jäger selbst schreiben), der nicht für die Rettung von Menschenleben einträte, wäre eine Fehlbesetzung. Es stimmt, viel fürchten sich vor einer Flugverbotszone, weil deren Durchsetzung von Putin als Kriegseintritt des Westens gewertet würde. Und dann droht er wieder mit seinen Atombomben. Aber erstens soll der Westen Partei ergreifen und ist dann eben Kriegspartei. Und zweitens kann ohnehin nichts und niemand ausschließen, dass der Psychopath im Kreml das Knöpfchen drückt, wenn ihm danach ist. Die Angst vorm Atomkrieg darf nicht erpressbar machen. Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.

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