Mittwoch, 4. Juni 2025

Glotze

Ich mochte es nie, wenn jemand vom Fernsehen als der Glotze sprach. Ob einer gern fernsieht oder nicht, muss jeder selber wissen, ob er es tut oder lässt, darf jeder selbst entscheiden. Aber das Fernsehen durch einen solchen Ausdruck abzuwerten und sich seiner dann doch zu bedienen (oder sich davon bedienen zu lassen), das erschien mir immer als Heuchelei.
Bedauerlich finde ich es aber vor allem, dass mit dem abschätzigen Ausdruck „Glotze“ schon das Fernsehen belegt worden ist, wo er doch heute so gut gebraucht werden könnte, um das Mobiltelephon zu bezeichnen. Lässt sich da nichts machen? Der Wortgebrauch scheint mir ohnehin stark rückläufig, übers Tefau zu meckern in der Internetära zudem weitgehend obsolet. Vielleicht darf man den Ausdruck also als bereits wieder frei geworden betrachten und somit auf besagtes Gerät anwenden.
Denn der Umgang mit diesem ist, soweit ich sehe, genau das: ein Glotzen. Manche sagen: ein Starren, auch das stimmt, aber vom „Handy“ als „Starre“ zu reden, wäre dann wohl doch zu abseitig.
Warum aber nicht „Glotze“? Es wird geglotzt, es wird gewischt, wieder geglotzt, getippt, wieder geglotzt und so weiter und so fort, das kann eine kleine Ewigkeit so gehen, manchmal auch nur ein paar Sekunden, dafür aber immer alle paar Minuten.
Nur selten noch wird geschwatzt. Zu oft, an der Lästigkeit gemessen, wenn es öffentlich geschieht, im Ganzen aber doch seltener, als der Begriff des Telephons vermuten ließe. Es gibt sogar, höre ich und habe es selbst bei einigen bemerkt, Fortgeschrittene, die gar nicht mehr mit dem Mobiltelephon telephonieren. Sie tippen nur noch, was sie zu sagen haben.
Es geht also ums Glotzen, Glotzen, Glotzen, und darum wäre Glotze so ein passender Ausdruck. Ich rate dringend dazu, ihn zu verwenden. Und wäre es auch nur in der pseudanglisierten Form „Glotzy“.

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