Samstag, 28. März 2020

Notiz über „Ängste“ und Lust

Es ist mal wieder von „Ängsten“ die Rede. Die Leute hätten Angst um ihre Gesundheit, letztlich im ihr Leben. Das mag sein, aber es erklärt nicht alles. Nicht die Freude am Gehorsam und die Wut gegen Kritiker.
Es gibt auch die Lust daran, sich der Obrigkeit zu unterwerfen, andere zur Unterwerfung zu drängen und Ungehorsame zu denunzieren. Und auch die Lust, das Eigene gegen ein bedrohliches Außen abzuschotten.
Genauso wenig, wie Rechtspopulismus bloß mit den Verlustängsten von Abgehängten Stimmung macht, sondern wesentlich auf der Lust beruht, auszugrenzen, abzuwerten, zu schikanieren, Ressentiments auszuleben und einfach mal menschenverachtenden Unsinn auszusprechen, kurzum: auf dem Angebot, hassen zu dürfen, beruht auch die schöne neue Volksgemeinschaft („Solidarität! Gemeinsam stehen wir das durch! Wir schaffen das!“) nicht bloß auf Angst vor Krankheit und Tod, sondern ganz wesentlich auf der Lust am kritikbefreiten Ausleben des Herdentriebs.

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