Dienstag, 25. Januar 2011

Windjammerlappen

Was sind das denn für Warmduscher und nicht zuletzt Warmduscherinnen? Mit solchen Weicheiern soll Deutschland seine Kriege führen? Das kommt davon, wenn man Schiffe der Kriegsmarine nach Dichtern benennt (und seien sie noch so nationalistisch und kriegsbegeistert gewesen) und nicht, wie es sich gehört, nach Helden der Seekriegsführung. Das gibt ein zu romantisches Bild. Eigentlich hätte die „Gorch Fock“ also „Raeder“ oder „Dönitz“ zu heißen. Sie ist kein schwimmendes Ferienlager mit Shanty-Singen und Plantschereien vor palmenumwogten Sandstränden, sondern ein — zugegeben etwas archaischer — militärischer Ausbildungsort.
Dass sich auf besagtem Segelschulfschiff die Damen und Herren Offiziersanwärter, wie nun seit einiger Zeit zu hören ist, geweigert haben sollen, in die Wanten zu steigen (oder wie das heißt), ist kein gutes Zeugnis für den Wehrwillen. Wer Muffensausen bekommt, weil er bzw. sie dort oben in luftiger Höhe seinem bzw. ihrem Beruf nachgehen soll, ist in diesem wohl eine Fehlbesetzung. Kriege können ja nicht bloß im Sitzen und per Knopfdruck geführt werden. Sollten also wirklich Vorgesetzte Untergebene unter Druck gesetzt haben, damit diese in die Takelage kraxeln, wäre das so selbstverständlich jeder andere Brüller irgendeines Ausbilders in irgendeinem anderen militärischen Schulungsszenario. Was da jetzt zu ermitteln sein soll, ist mir völlig unverständlich.
Aber vermutlich hat die Verweichlichung der Jungkrieger mit der Feminisierung des Krieges zutun. Seit Frauen mitmachen dürfen müssen, ist der Spaß vorbei. Jetzt hat man Ansprüche. Was, ich soll da hoch? Aber mein Nagellack ist doch noch nicht trocken … Bitte schreien sich mich nicht an, das verletzt meine Gefühle. Igitt, ich soll Erbrochenes von Deck schrubben? Das ist ja eklig!
Von Saufgelagen und anderen „Exzessen“ ist wieder einmal die Rede. Ach du gute Güte, da bereiten sich junge Menschen aufs berufsmäßige Töten und Zerstören vor — und dann soll Alkohol ein Problem sein? In Afghanistan, vor Somalia usw. werden Menschen draufgehen, weil diese Herrschaften keinen anständigen Beruf erlernen wollten oder konnten — und da macht man sich um irgendwelche „Rituale“ Sorgen?
Das mit dem Sex ist wohl ohnehin schon ruiniert. So lange die Jungs unter sich waren, war klar, was an Bord abgeht. Das was auch bei jeder Truppe zu Lande vor sich geht. Jetzt aber ist von den geheiligten Traditionen der christlichen Seefahrt plötzlich als von „sexueller Nötigung“ die Rede. Das kann ja heiter werden. In Landschulheimen, Ministrantenstunden und im Sport hat man’s schon kriminalisiert. Wenn es so weiter geht, wird homosexuelle Betätigung überhaupt nur noch in staatlich registrierten Partnerschaften erlaubt sein!
Männer sind nun mal so. Besonders heterosexuelle. Da redet man nicht groß drüber, Augen zu und durch. Sobald aber Frauen dabei sind, stehen sofort Vergewaltigungsvorwürfe im Raum. (Die haben ja auch nur das und Schwangerschaft, um sich wichtig zu machen.) Wäre es nicht so tragisch, wär’s komisch: Ohne irgendwelche Anhaltspunkte oder gar Beweise lässt der Vater der zu Tode gestürzten Dame (siehe Frau über Bord) die Öffentlichkeit via Boulevardpresse wissen: „Sexuelle Nötigung habe ich mir von Anfang an als Szenario vorgestellt.“ Einfach mal so. Wenn das nicht pervers ist!
Der Krieg war immer schon weiblich. Aber bisher mussten ihn meist die Männer stellvertretend führen. Das fängt an, sich grundlegend zu ändern. Ohne Zweifel wird diese Effeminierung des Militärischen böse Folgen haben. Wächst die Feigheit, wächst die Grausamkeit. Das lässt sich an den amerikanischen und israelischen Streitkräften zeigen. Und Deutschland passt sich an.
Mal abgesehen davon, dass es doch ohnehin weder psychisch ganz gesund noch moralisch einwandfrei sein kann, sich ohne Not einen Beruf auszusuchen, der darin besteht, zu töten und zu zerstören, ist die neuerdings verbreitete Einstellung, man könne diesem Gewerbe nachgehen, ohne das eigene Leben zu riskieren, eine weitere Verrohung der westlichen Zivilisation.
Was für ein abartiges Bild: Auf der einen Seite der etwas schmuddelige Selbstmordattentäter, der womöglich mit seinem abrupten Abgang den Unterhalt seiner Familien finanziert, auf der anderen Seite der wohlgenährte und sauber gewaschene Offizier im Bunker, der mal eben per Funkspruch einen Luftschlag anfordert. Täter sind beide. Doch während der eine — wer’s glaubt — bestenfalls seine paradiesischen Jungfrauen bekommt, hat der andere Pensionsansprüche und Traumatisierungsbewältigungstherapien in Aussicht. (Dass es immer mehr Selbstmordattentäterinnen gibt, widerlegt übrigens die westliche Mär vom bloß wegen der Huris bombenden Geilspecht. Ein Selbstmordattentat ist einfach ein militärischer Einsatz mit einem Eigenrisiko von 100 Prozent. Wahnsinnig wie alles kriegerische Handeln. Denen, die dabei reflexhaft immer von „feigem“ Anschlag reden, empfehle ich den Selbstversuch.)
Ist diese Glosse frauenfeindlich, menschenverachtend, zynisch? Aber hallo, was denn sonst. Immerhin geht es um Krieg. Und im Krieg stirbt die Möglichkeit zur Unparteilichkeit immer zuerst.
Nein, im Ernst: Wer zu Beginn des 21. Jahrunderts immer noch glaubt, Kriege könnten mit Anstand und Würde geführt werden, muss sehr naiv sein oder sehr dumm. Es sterben nicht bloß die Bösen und es töten nicht bloß die Guten. Krieg ist Wahnsinn. Und Soldanten sind … — aber zitieren Sie sich Ihren Tucholsky doch selbst. Eine „saubere“ Streitkraft ist ein hölzernes Eisen. Ich für meinen Teil jedenfalls habe für die, die zu Lande, zu Wasser oder in der Luft gegen Geld (Soldat kommt von Sold, nicht etwa von Ehre oder Disziplin) Waffengewalt gegen Menschen und Sachen ausüben oder sich zur Gewaltausübung ausbilden lassen, keinerlei Respekt. Und wenn diese Schießbudenfiguren dann auch noch zu jammern anfangen, dass ihr selbstgewählter Beruf ihnen irgendwie unangenehm ist, erst recht nicht.

2 Kommentare:

  1. Ganz genau: auf diese Miseren kann nur zynisch reflektiert werden!

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  2. "Die Obduktion ergab ein Körpergewicht, welches in Relation zur Körpergröße eine Borddienstverwendungsfähigkeit ausgeschlossen hätte." Mit anderen Worten: die abgestürzte Kadettin war zu fett. Dass da ein Pummelchen zu Tode plumpste, wäre nun wirklich eine zynische Formulierung. Die ich darum strikt ablehne.

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