Montag, 25. November 2024

Nach irgendeiner Wahl

Und schon wieder haben die Wahlberechtigten einer rechtspopulistischen, rechtsextrem durchsetzten Partei zu 24,4 Prozent (bei Zählung nur der gültig Wählenden: 34,8) ihre Stimmen gegeben. Bei der Landtagswahl in der Steiermark. Das mag ein wenig bedeutendes Ereignis sein, zeugt aber vom fortschreitenden moralischen Verfall einer Gesellschaft. Ja, es gibt Probleme, gar Krisen, aber diese können doch von den Quasifaschisten schon deshalb nicht angegangen oder gar in den Griff bekommen werden, weil sie sie leugnen (Klimawandel), ignorieren (soziale Gerechtigkeit) oder sogar selbst erzeugen (Rassismus, Nationalismus). Dieses hasserfüllte und Hass verbreitende Gesindel zu wählen, ist kein Ausdruck von Protest gegen Missstände, es ist das Herbeiwünschen von Missständen, der irre Wunsch nach dem Bösen, die unheimliche Sehnsucht nach Unterdrückung, Ausgrenzung, Zerstörung.
Ich weiß nicht, was man dagegen tun kann. Ich jedenfalls kann nichts tun. Ich schreibe. Mit dem, was und wie ich schreibe, erreiche ich die, die man von Menschenwürde, Rechtsgleichheit und der Überwindung von Grausamkeit und Ignoranz überzeugen müsste, ganz sicher nicht. Und selbst wenn, sie ließen sich nicht überzeugen. Von mir nicht und von niemandem sonst. Es geht ihnen und ihren Führern nämlich nicht um Argumente, es geht um Affekte. Um Ressentiments und Hass, um überbordende Selbstgefälligkeit und den brennenden Wunsch, Schaden anzurichten.
Gegen Rechtspopulismus hülfe wohl nur bessere Politik. Aber wer soll die betreiben? Die anderen Parteien, die nicht weniger, nur ein bisschen anders dieselbe Systemkonformität garantieren? Ohne Bruch mit dem Kapitalismus gehen all die Reförmchen ins Leere, wenn sie überhaupt zu Stande kommen. Wenn man die Leute nicht auffordert, ihre Lebensweisen zu ändern, damit ein freies, gerechtes, Wohlstand für jeden und Umweltfreundlichkeit für alle organisierendes Miteinander möglich ist, wenn man diesen Bruch und Wandel nicht vernünftig, kooperativ und antiautoritär forciert, werden die Ausbeutung der Menschen und der natürlichen Ressourcen, die Zerstörung der Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen und die rauschhafte Zerstreuung und Verdummung samt kulturellem Verfall unweigerlich fortschreiten und noch viel katastrophischere Ausmaße annehmen, als es jetzt schon der Fall ist.
Manche hoffen auf Technologien. Ich nicht. Erstens gibt es keine technischen Lösungen für moralische Probleme. Und zweitens kann ein Mehr von dem, was die herrschenden Probleme verursacht hat oder sie doch immerhin verbreitet, sicher nichts Gutes bringen.
Was also tun? Abwarten, bis alles zu Grunde geht? Oder darauf, dass alle, einschließlich des Verfassers, so abgestumpft sind, dass sie nichts mehr mitbekommen? Oder halt weitermachen wie bisher. Die anderen wursteln sich ja auch bloß mal eben so durch. Das kann ich auch, nur ganz anders, auf meine Weise und mit meinen Überzeugungen und Zielen. Also weiterhin Zeugnis ablegen vom Offensichtlichen. Weiter anstänkern gegen Dummheit und Niedertracht. Verzweifeln und es sich anmerken lassen, aber nicht aufgeben. Und auf ein Wunder hoffen, dass aber unbedingt apokalyptisch zu sein hätte.

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