Sonntag, 5. Dezember 2021

Maranatha (2)

Fürchtet euch, lautet die Botschaft der Mächtigen dieser Welt. Fürchtet euch davor, das, was ihr habt, zu verlieren und nicht zu bekommen, was ihr euch wünscht. Fürchtet euch vor Unbequemlichkeiten und Leiden. Fürchtet euch vor euch selbst und eurem Unvermögen, euren heimlichen Lastern und euren öffentlichen Untugenden. Fürchtet euch vor einander. Fürchtet euch vor eurer eigenen Gier und der Gier der anderen, vor eurer eigenen Rücksichtslosigkeit und der der anderen, vor eurer Dummheit und der der anderen. Fürchtet euch, nicht dazuzugehören. Fürchtet euch, nicht normal zu sein. Und vor allem fürchtet euch vor dem Tod.
Die Botschaft des Evangeliums lautet hingegen. Fürchtet euch nicht. Sterben werdet ihr, so oder so, aber es kommt darauf an, wie ihr lebt. Kehrt um, tut Gottes Willen, liebt euren Nächsten wie euch selbst ― und der Tod kann euch nichts anhaben, sondern ihr werdet das ewige Leben haben und Gott schauen.
Die Angst ist das wichtigste Mittel der Mächtigen dieser Welt. Dadurch herrschen sie. So erpressen sie Gehorsam, so lügen sie ihn herbei, schmeichelnd und drohend: Wenn ihr nicht tut, was man euch sagt, werdet ihr allein gegen alle stehen, ihr werdet Schmerzen haben, ihr werdet sterben. Wenn ihr aber fügsam seid, erlauben wir euch Normalität (wobei wir bestimmen, was normal ist).
Furchtlosigkeit oder vielmehr die Überwindung von Furcht ist ein Zeichen der Heiligkeit. Wer auf der Seite Gottes steht, dem kann nichts geschehen. Alles Böse, das die Welt ihm antun kann, ist nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die ihm durch ein Leben in Wahrheit und Gerechtigkeit zukommt.
Und die, die sich zur Angst haben verführen lassen? „Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.“ (Mt 25,30)

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