Freitag, 24. Dezember 2021

Ein besinnliches Fest

Sie wünschen einander wieder und wieder ein besinnliches Weihnachtsfest. Ich verstehe nicht, was genau sie damit meinen. Wer soll sich denn bitteschön worauf besinnen? Die Menschen sind es doch gar nicht gewohnt, in sich zu gehen und über etwas ernsthaft nachzudenken. Zwischen all der Hektik und Sentimentalität und Zerstreuung kommen sie für gewöhnlich gar nicht dazu; und sollen es wohl auch nicht. Dabei wäre es vielleicht ganz gut, sie kämen endlich zur Besinnung. Ich könnte mir nämlich gut vorstellen, besönnen sie sich, dächten sie also ehrlich und vorurteilsfrei über sich, ihr Leben und die Gesellschaft, in der sie leben nach, sie zündeten ihre Weihnachtsbäume an, holten Mistgabeln und Dreschflegeln hervor, stürzten die Regierungen, prügelten die Journaille aus dem Land und riefen die Anarchie aus. Die Paläste der Banken würden requiriert, um Obdachlosigkeit abzuschaffen. Pharma- und Waffenindustrie würden dem Erdboden gleichgemacht. Ohne Militär und Polizei und Bürokratie würde jeder versuchen, den anderen das Leben nicht schwerer, sondern leichter zu machen. Kein Raubbau mehr an der Natur und keine Ausbeutung mehr, sondern ein solidarisches, ökologisch durchdachtes Wirtschaften! Jeder trüge nach seinen Wünschen zum Gemeinsamen bei und litte keinen vermeidbaren Mangel. Lüge, Diebstahl, Mord und Totschlag fielen niemandem auch nur im Traum ein. Jeder hätte zugang zu Bildung und Mitbestimmung. Keiner wäre unfreiwillig einsam und unglücklich. Wenn man mal darüber nachdächte: So müsste es sein.

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