Samstag, 10. Februar 2024

Voulez-vous ne pas coucher avec moi?

Allenthalben wird berichtet, dass einer Studie zu Folge die Franzosen heutzutage weniger Sex haben als früher. Hätten 2009 noch 58 Prozent angegeben, mindestens einmal in der Woche Geschlechtsverkehr zu verüben, seien es 2023 nur noch 43 Prozent gewesen. Der Anteil derer, die in den letzten zwölf Monaten keinen Sex hatten, stieg von neun auf 24 Prozent, in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sogar von fünf auf 28.
Nun freut es anscheinend jeden, wenn er hört, dass andere wenig Sex haben (selbst wenn es mehr ist als man selber hat). Bei den Franzosen zumal, die immer als sexbesessen galten.
Aber es macht gewiss auch Spaß, über Ursachen zu spekulieren. Bestimmt sind die Medien schuld mit ihrem Überangebot an Erotik und Pornographie. Oder die Leute hätten zwar weniger, aber besseren Sex. Oder …
Wie auch immer. Es ist bemerkenswert, dass über ein halbes Jahrhundert nach der sexuellen Revolution die Sexualität ebenso normalisiert wie marginalisiert ist. Man kann und muss über alles reden ― in angemessener Form, am angemessenen Ort (also nicht vor Kindern!) ―, aber wer viel darüber redet …
Im Globalen Norden, wo die Repressionshypothese nie wahr war, hat die „Befreiung“ zu einer Dämpfung geführt. Immer noch geht es immer um Sex. Aber je erlaubter der Konsum ist, desto weniger erregend ist er, je präziser die Befriedigung vorauskalkuliert und wunschgerecht herbeigeführt werden kann, desto belangloser ist sie auch.
Sex ist langweilig, sagte Foucault. Und hatte wie immer Recht.

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