Mittwoch, 10. Oktober 2018

Von Hass und Miteinanderreden

Diese dauernde Diffamierung des Hasses ist mir verhasst. Es gibt Phänomene, auf die ein anständiger Mensch gar nicht anders als mit tief empfundener völliger Ablehnung reagieren kann und darum auch nicht soll. Und dieses Geschwätz, dass die Leute einander nicht mehr zuhören und bloß mehr miteinander reden müssten, damit alles wieder gut werde, dieses dumme Geschwätz ist mir auch verhasst. Wozu bitte soll ich mit einem Rassisten diskutieren? Gewiss hat auch er „Argumente“. Nur eben falsche. Da er die nicht deshalb hat, weil er bedauerlicherweise falsch informiert wurde, sondern weil er sie sich gesucht hat, um Rassist sein zu können, wird ihn auch kein Gegenargument davon abbringen. 
Es stimmt schon, die Leute hören nicht zu und Debatten verlaufen als vorhersehbare Schlagabtäusche, aber das zu Grunde liegende Problem ist nicht, dass zu wenig von unterschiedlichen Meinungen die Rede ist, sondern dass es zu oft an Haltung und Anstand mangelt. Falsche Einstellungen gibt es hingegen mehr als genug. 
Dass Flüchtlinge im Mittelmeer ersaufen sollen oder dass reiche Gesellschaften (deren Reichtun ohnehin illegitim ist) von ihrem Reichtum etwas zurückgeben müssen — das sind nicht zwei verschiedene, im Prinzip gleichberechtigte Meinungen, über die man mal gemütlich diskutiere sollte, sondern das eine ist eine verabscheuungswürdige Unanständigkeit, das andere eine Selbstverständlichkeit, kaum der Erwähnung bedürftig.

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