Sonntag, 7. Juni 2015

Wofür und wogegen

Trotz des massiven Propagandaeinsatzes für die Homo-Ehe hat sich die Einstellung der Bevölkerung in Deutschland zu diesem Thema in den letzten anderthalb Jahrzehnten kaum verändert. Zwei Drittel der Leute seien dafür, dass Schwule Schwule und Lesben Lesben heiraten dürften, wird einem dieser Tage immer wieder versichert. Das war allerdings 2001 auch schon nicht anders. Damals hatte Eurogay eine repräsentative Studie bei Emnid in Auftrag gegeben, über die berichtet wurde: „Auch die Homo-Ehe finden die meisten Männer (61 Prozent) und Frauen (72 Prozent) gut. Inzwischen würden 20 Prozent der Männer und 33 Prozent der Frauen es sogar nicht mehr negativ bewerten, wenn das eigene Kind homosexuell wäre.“
Solche Zahlen werden gern in Jubelmeldungen eingebaut: „Praktisch in allen Bereichen zeigt sich den Emnid-Zahlen zufolge eine für Homosexuelle positive Entwicklung.“ Wer rechnen kann, kommt freilich zu etwas anderen Schlüssen.
Wenn 61 Prozent der Männer und 72 Prozent der Frauen die Homo-Ehe befürworten, zugleich aber 80 Prozent der Männer und 67 Prozent der Frauen es negativ bewerten würden, wenn das eigene Kind homosexuell wäre, dann folgt daraus, dass mindestens 41 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen (wahrscheinlich aber mehr) sowohl die Homo-Ehe befürworten als auch ein Homosexuellsein des eigenen Kindes ablehnen.
Mit anderen Worten: für nicht wenige Leute sind Befürwortung der gleichgeschlechtlichen Ehe und Homophobie kein Widerspruch.
Gewiss, die Zahlen stammen aus dem Jahr 2001. Inzwischen haben noch mehr Leute noch besser gelernt, was sie antworten müssen, um sich auf der sicheren Seite, der Seite der Mehrheit zu fühlen. Nur ungern geben die Leute nämlich Einstellungen bekannt, von denen sie wissen, dass sie damit gegen den gesellschaftlichen Konsens verstoßen. (Weshalb zum Beispiel Rassisten sich gern als Stimme der schweigenden Mehrheit vorstellen: Das muss man doch sagen dürfen.)
Es empfiehlt sich darum, den Leuten auch nach neueren Zahlen nicht zu glauben, wenn sie angeben, sie hätten gegen Homosexuelle keine Vorbehalte, solange viele von ihnen diese Vorbehalte doch sehr wohl zugeben, für den Fall, dass das eigene Kind homosexuell wäre.
Und schon gar nicht darf man aus der Befürwortung der Homo-Ehe eine Befürwortung von Homosexualität herauslesen. Sogar das Gegenteil könnte der Fall sein: Lasst die Schwulen und die Lesben einander heiraten, dann haben wir sie unter Kontrolle, und sie machen sich nicht mehr an unsere Kinder heran.

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