Sonntag, 31. Januar 2010

Weibliches Einfühlungsvermögen

Wenn Sie hören, es gebe eine aktuelle psychologisch Studie zum Verhältniss von Schuldgefühlen und Geschlecht, was würden Sie vermuten, was die Forscher herausgefunden haben? Richtig geraten! Frauen haben öfter Schuldgefühle als Männer. Also wieder einmal eine wissenschaftliche Studie, die die Welt dringend gebraucht hat …
Und das ging so: 360 männlichen und weiblichen Personen im Alter von 15 bis 50 Jahren wurden unter Leitung von Itziar Etxebarria an der Universität im baskischen San Sebastián als Auskunftgeber ausgewählt. „In der Befragung mussten die Probanden unter anderem einschätzen, wie schuldig sie sich nach verschiedenen Alltagssituationen fühlen, beispielsweise wenn sie einen Krankenbesuch aufschieben, den Geburtstag eines guten Freundes vergessen oder in einem Streit zu grobe Worte gewählt haben. Frauen zeigten durchweg ein deutlich intensiveres Schuldempfinden als Männer, wenn sie ihre Gefühle auf einer Skala einordnen sollten. Weitere Fragen in der Studie ergaben, dass sich Frauen auch viel häufiger schuldig fühlen als Männer. Als Ursache vermuten die Wissenschaftler, dass Männer sich schlechter in andere Menschen einfühlen können, und daher oft gar nicht merken, wenn sie jemanden verletzt haben. Deshalb sehen sie auch seltener einen Grund für Reue.“ (www.sueddeutsche.de, Franziska Draeger)
„Die Wissenschaftler bewerten ihre Ergebnisse dahingehend, dass Frauen nicht etwa zu schnell und zu intensiv Schuldgefühle entwickeln, sondern eher die Männer zu selten und zu wenig: Das starke Geschlecht erkenne offensichtlich einfach seltener, wann es einer Person Leid zugefügt oder sie in Unannehmlichkeiten gebracht hat. Diese Fähigkeit entwickeln Männer demnach erst im Laufe der Jahre, während Frauen bereits im Kindesalter dazu angeleitet werden, sich um andere zu kümmern. Doch auch Frauen machen bezüglich Schuld und Mitgefühl eine zeitliche Entwicklung durch: Junge Frauen zeichnen sich vor allem durch Empathie aus, sie leiden also mit der Person mit, der sie geschadet haben. Mit zunehmendem Alter neigen sie allerdings stattdessen immer mehr zu einem ängstlich-aggressiven Schuldgefühl: Anstelle des Mitgefühls tritt die Sorge, welche Konsequenzen der angerichtete Schaden für die eigene Person haben könnte, sowie der Ärger über die unangenehmen Schuldgefühle.“ (www.wissenschaft.de, Mascha Sacht)
Ich liebe solche Studien, bei denen man herausbekommt, was man vorher schon weiß, und diese Resultate mit dem „erklärt“, was man sich halt so denkt!
Der Haken an der Sache: Es ist ein Unterschied, ob man selbst meint, sich in andere einfühlen zu können, oder ob man es tatsächlich kann und tut. Nur die subjektive Einschätzung der Probanden und Probandinnen konnte ja aber erfragt werden. Nun lehrt aber die schlichte Alltagserfahrung, dass Frauen zwar sehr oft zu wissen meinen, was jemand anderer denkt oder fühlt, dass sie damit aber keineswegs immer richtig liegen. Man möchte fast sagen: im Gegenteil …
Die weibliche Geschlechtsrolle legt ihren Akteurinnen nahe, sich für Spezialistinnen in Sachen Innenleben zu halten, die eigene und fremde Gefühlserlebnisse ausführlich zur Sprache bringen müssen. Männer hingegen gelten dann im Einklang mit ihrer Rolle befindlich, wenn sie ihre Befindlichkeit und die anderer nicht reflektieren, sondern beherzt handeln und alles Widrige in sich hineinfressen. So weit das Doppelklischee, das sich wunderbar mit sich selbst ergänzt.
In Wirklichkeit, so meine ich, verstehen Frauen nicht besser als Männer, was in ihnen selbst und anderen Menschen vorgeht. Sie glauben das nur und verwenden ihr vermeintliches „Wissen“ als Machtmittel. Weil sie unablässig mit Seelenvorgängen, eigenen und fremden, befasst sind, meinen sie, sich in einer überlegenen Urteilsposition zu befinden. „Du sagst zwar nichts, aber ich weiß, was du fühlst. Du leugnest es zwar, aber ich weiß es besser.“ Bei ihrem Herumpsychologisieren hilft ihnen, dass sie sich vor allem für sich selbst interessieren, dafür, wie sie von anderen gesehen und bewertet werden. Da aber solche Sichtweisen und Einschätzungen nicht immer manifest werden, muss man halt spekulieren, was das Gegenüber so denkt und fühlt.
Das alles klingt böse und frauenfeindlich, aber so ist nun einmal — mit manchen Ausnahmen — meine persönliche Erfahrung. Und vermutlich nicht meine allein. Frauen sind überhaupt nicht einfühlsamer, im Gegenteil, Frauen sind für gewöhnlich weit rücksichtsloser als Männer. Irgendein Beispiel: Man gehe einmal eine belebte Straße entlang, man wird rasch merken, dass es weit öfter vor einem gehende Frauen als Männer sind, die unvermittelt stehen bleiben oder plötzlich die Richtung wechseln. Eine hinter ihnen gehende Person existiert für sie bis zum Zuammenprall einfach nicht. Sie haben sie nicht wahrgenommen und darum nicht berücksichtigt. Wäre sie ihnen hingegen entgegengekommen, wäre sie sofort in ein Raster eingefügt worden (bekannt / unbekannt, neutral / relevant, freundlich / feindlich, begehrend / abweisend, hilfreich / bedrohlich usw.), und es wäre ihr unterstellt worden, selbst so zu rastern.
Frauen leben eben meist in ihrer eigenen, auf sie zentrierten Welt. Daher erklärt sich auch ihre „Fürsorge“. Diese besteht im Grunde in nichts anderem, als das, was ihnen begegnet, auf sich zu beziehen. Daher kümmern sie sich um so vieles, auch gern um solches, das sie nichts angeht.
All das sind Dinge, über die man eigentlich nicht sprechen darf, sonst gilt man wie gesagt als frauenfeindlich. Was soll’s … Dass es Verallgemeinerungen und Stereotypen sind, die hier geäußert wurden, sei zugestanden. Aber dass es, wenn Sie einmal heimlich ehrlich sind, auch Ihre Erfahrungen wiedergibt, werter Herr, das werden Sie doch wohl nicht ganz leugnen wollen?

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