Sonntag, 22. November 2015

Zur Gleichheit der Religionen

Im Grunde ist es ganz einfach: Die verschiedenen Religionen machen verschiedene Aussagen über die Wirklichkeit. Hält man an der herkömmlichen Logik fest, so können zwei einander widersprechende Aussagen nicht beide wahr sein. Allerdings können sie beide falsch sein. Wer also behauptet, alle Religionen seien gleich, kann dies sinnvollerweise nur dann, wenn alle Aussagen aller Religionen unwahr sind. Anders gesagt, nur ein vorausgesetzter Atheismus erlaubt die Aussage, alle Religionen seien gleich.
Man wird einwenden wollen, dass mit Gleichheit ja gar nicht gemeint ist, dass die Religionen dasselbe sagen (was sie offensichtlich nicht tun, auch und gerade im Wesentlichen nicht) oder dass das, was sie sagen, gleichermaßen wahr sei, sondern dass alle Religionen gleichwertig seien und darum gleichberechtigt sein sollten. Doch auch diese Behauptung ist nur unter der Bedingung sinnvoll, dass alle Religionen die Unwahrheit sagen, denn wenn bestimmte Religionen Unwahres lehren und andere (oder nur eine) Wahres, wie kann man dann behaupten, sie seien alle gleichwertig? 
Aus verschieden Aussagen über die Wirklichkeit werden verschiedene Schlüsse über richtiges oder falsches Handeln gezogen. Wenn nun eine Religion lehrt, dass X zu tun erlaubt sei, Y aber nicht, und eine andere genau umgekehrt, dass man Y tun und Y lassen müsse, können nicht beide Recht haben, allerdings beide Unrecht. Da nun aber Aufforderungen zu richtigem und Aufforderungen zu falschem Handeln schlechterdings nicht gleichwertig sind, können also nur dann alle Religionen als gleichwertig betrachtet werden, wenn nicht nur ihre Aussagen über die Wirklichkeit, sondern auch die aus diesen abgeleiteten Handlungsaufforderungen falsch (nämlich Aufforderungen zu falschem Handeln) sind. Wiederum gilt, dass die These von der Gleichwertigkeit aller Religionen Atheismus voraussetzt.

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