Montag, 25. Juli 2011

Terrorismus-Expertise neben der Spur (2)

Ein schönes Beispiel für die aktuelle Desinformationspraxis bilden die nachfolgenden Zitate aus einem mit ulz/dapd/AFP gezeichneten Artikel vom 22. Juli auf www.spiegel.de: „Noch ist unklar, wer hinter dem Doppelanschlag in Norwegen steckt. Doch falls sich der Bombenangriff und die Schüsse im Jugendcamp tatsächlich als islamistische Terrorakte herausstellen sollten, wäre es das erste gewaltsame Vorgehen gegen den Westen nach der Tötung von Qaida-Chef Osama Bin Laden durch US-Soldaten in Pakistan im Mai. (…)
Die Gewerkschaft der Polizei rief die Bevölkerung in Deutschland zu erhöhter Wachsamkeit auf. Wenn der Bombenanschlag von islamistischen Terroristen verübt worden sei, sei nicht ausgeschlossen, ‘dass auch deutsche Großstädte in Gefahr sind’, sagte Gewerkschaftschef Bernhard Witthaut. (…) Es sei außerdem nicht ausgeschlossen, dass die Terrororganisation al-Qaida den zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA zum Anlass nehme, sich in die Aufmerksamkeit Europas ‘zurückzubomben’. (…) Islamisten haben schon mehrfach mit Anschlägen auf Gebäude und Orte in Deutschland gedroht. Darunter war auch der Reichstag in Berlin. (…) Die deutschen Sicherheitsdienste fürchten besonders die ‘stillen Beobachter’ unter den Islamisten in der Bundesrepublik. Sie könnten die deutschen Sicherheitslücken ausspähen und ausnutzen. Es gibt nach Angaben von Sicherheitskreisen gegenwärtig neben den üblichen Befürchtungen vor Anschlägen von Terrorgruppen aus Trainingscamps aus dem afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet, die sich schon in der Bundesrepublik aufhalten, eine besondere Gefahr von ‘fanatisierten Einzeltätern’ aus der islamistischen Szene. (…) Unter ihnen sollen sich nach jüngsten Erkenntnissen auch Selbstmordattentäter befinden. ‘Dagegen sind wir völlig machtlos’, sagten die Experten. Diese Männer könnten sich unbemerkt unter Passanten in Bahnhöfen, Flughäfen oder auch in Kaufhäusern mischen. ‘Das macht uns gewaltige Sorgen’, erklärten die Sicherheitsbehörden.“
Mir hingegen macht Sorgen, dass sich da jemand nicht nur offensichtlich in einem Paralleluniversum eingerichtet hat, dass von Experten und Phantomen bevölkert wird, sondern dass der verhetzte Phantast diese Scheinwelt auch für mitteilenswert hält. Es wäre zu überlegen, ob man es hier mit einem Fall von journalistisch induzierter Paranoia zu tun hat. Oder ob nicht doch einfach bloß, bewusst oder unbewusst, die hysterische Lust dahinter steckt, dem Großen Bruder zuzuarbeiten.

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